Themen - Kirche

Kirche

  • Benachteiligung der Frauen in der Kirche (Pfingsten 2019)
  • Wer glaubt, wird selig - die meisten etwas später
  • Kirchenschließungen - der neue Totentanz
  • Das Frauenbild in Gesellschaft und Kirche (Muttertag)
  • Der Konflikt mit der Priesterbruderschaft Pius X.
  • Deutsche Kirche im Sparfieber
  • Do laachste dich kapott. (Prädig op Kölsch 2015)
  • Fragen, die sich im Hinblick auf die Zukunft der Kirche stellen
  • Frauenordination - ein leidiges Thema
  • Kirche und Zukunft
  • Nicht etwas weniger Zölibat
  • Scheineinigkeit auf Katholisch
  • Wer aus der Kirche austritt, dem ist sie das Geld nicht mehr wert!
  • Buchempfehlung: Harbecke, Ulrich: Der gläubige Kardinal (Roman)
  • Buchempfehlung: Jörns, Klaus Peter: Notwendige Abschiede - Auf dem Weg zu einem glaubwürdigen Christentum
  • Wat fott es, es fott (Prädig opKölsch, 2014)
  • Witwenweihe
  • Zölibat in der Diskussion
  • Zölibat auf dem Prüfstand
  • Zukunftsperspektiven der kleinen Gemeinden heute
  • Zur Zukunft der Kirche

  • Benachteiligung der Frauen in der Kirche (Pfingsten 2019) Wilhelm Weber

    Meine lieben Zuhörerinnen und Zuhörer!

    Die Erneuerungen der Herzen und die Erneuerung der Kirche werden traditionell dem Heiligen Geist zugeschrieben. Heute, Pfingsten, ist sein Fest. Und darum will ich heute über dieses Thema Erneuerung sprechen.

    Erneuerung ist immer da notwendig, wo etwas schief gelaufen ist oder in Schieflage geraten ist. Es scheint derzeit die Benachteiligung der Frauen in der Kirche in besonderer Weise ins Bewusstsein getreten zu sein. Das Problem ist nicht neu, aber es ist plötzlich allen bewusst. Die Aktion "Maria 2.0" hat es bewusst gemacht. Frauen, die ehrenamtlich in der Kirche tätig sind, haben vor kurzem eine Woche lang gestreikt: sie haben das Ehrenamt ruhen lassen, sind dem Gottesdienst fern geblieben und haben draußen vor der Kirche ihren eigenen Gottesdient gefeiert. Diese Aktion, die in einer kleinen Gemeinde in der Diözese Münster ausgeheckt wurde, wurde auf Anhieb in hunderten Gemeinden deutschlandweit mitgetragen. Die meisten Bischöfe waren - wie so oft - sprachlos. Der Kölner Erzbischof sprach von Missbrauch des Namens der Gottesmutter, um kirchenpolitische Ziele zu verfolgen, Bischof Ackermann sagte: "Ich kann die Ungeduld vieler Frauen verstehen. Ich sage aber offen, dass ich diese Streikaufrufe, diese Streikaktionen nicht für hilfreich halte." Schließlich ist Ackermann davon überzeugt, dass sich die Bischöfe für einen synodalen Weg entschieden hätten und da wären solche Aktionen eher kontraproduktiv. - Tatsache ist, dass kein Bischof ein klares Bekenntnis zum Anliegen der Frauen abgegeben hat.

    Ich sagte eingangs, das Problem der Benachteiligung der Frauen in der Kirche ist alt. Ich weiß nicht, wie viele Bücher es inzwischen gibt, die die Benachteiligungen der Frauen ausführlichst beschreiben: angefangen beim Alten Testament über das Neue Testament bis zu den päpstlichen und bischöflichen Verlautbarungen der neuesten Zeit. Interessant ist, dass ausschließlich die patriarchalischen Strukturen der katholischen und der orthodoxen Kirche Frauen in Leitungsämtern oder sagen wir besser: Frauen in Ämtern, die mit einer Weihe verbunden sind, noch ablehnen, während alle anderen Konfessionen oder Teilkirchen inzwischen den Schritt vollzogen haben, der Frau gleiche Chancen einzuräumen.

    Ich verstehe, dass die katholischen Bischöfe befürchten, dass die Zulassung der Frauen zu Weiheämtern eine Spaltung der Kirche zur Folge haben könnte. Doch wenn sich die deutschen Bischöfe zum synodalen Weg entschlossen haben - wie Ackermann richtig behauptet - dann müsste man es auf eine Abstimmung nach vorheriger öffentlicher Diskussion ankommen lassen. Oder ist der sog. synodale Weg, den die Bischofskonferenz beschlossen hat, doch nur Etiquettenschwindel, wie Bischof Zdarsa von Augsburg das qualifiziert hat?

    Auf jeden Fall bin ich froh, dass die Frauen nun das Thema "Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche" selber in die Hand genommen haben. Es wäre fatal, wenn wieder mal die Männer allein entscheiden würden, was Frauen dürfen und was nicht. Frauen sind auch in der Kirche wahlmündig. Aufgabe der Bischöfe wäre es, eine solche Wahl auf den Weg zu bringen und durchzuführen und mit dem Ergebnis im Vatikan vorstellig zu werden. Die sollen endlich mal ihre Hausaufgaben machen. Dafür werden sie schließlich bezahlt.

    Amen.

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    Wer glaubt, wird selig - die meisten etwas später Peter Josef Dickers

    Der Tod von Papst Johannes Paul II. und die Wahl Benedikts XVI. führen in Deutschland zu einem merklichen Anstieg der Kircheneintritte, so berichtete kürzlich Kardinal Lehmann. Aus Rom erreichen uns Nachrichten über eine Seligsprechung Johannes Paul II. im Eilverfahren. Der polnische Monsignore Slawomir Oder als Anwalt der "Causa Wojtyla" legte "Dokumente über das Leben, die Tugenden und den Ruf der Heiligkeit des Dieners Gottes, Wojtyla" vor. Der Wunsch der Wojtyla-Anhänger nach schneller Aufwertung des verstorbenen Papstes bewirkt offensichtlich ein Verfahren auf der Schnell- und Überholspur. Da für die Seligsprechung nur noch der Nachweis eines nach dem Tod erfolgten Wunders notwendig ist, wird dieses sicherlich bald geschehen - wenn es nicht schon, unbemerkt von der nicht-polnischen Öffentlichkeit, längst eingetreten ist. Vielleicht reicht ja auch der wundersame Anstieg der Kircheneintritte.

    Es spielt dabei natürlich keine Rolle, dass der Münsteraner Kardinal von Galen erst in diesem Jahr - 58 Jahre nach Einleitung des Verfahrens - selig gesprochen wird. Die Seligsprechung der Düsseldorfer Schwester Emilie Schneider befindet sich sogar schon seit 70 Jahren in der Warteschleife.

    Was lehrt uns das? Wer glaubt, wird selig - irgendwann, mit der Auferstehung. Die vorverlegte Seligkeit hat ihre eigenen Gründe, sie muss jemand anderem sozusagen zu Nutzen sein, so z.B. den Wojtyla-Verehrern. Die Seligkeit des normal Glaubenden dient dagegen nur ihm selbst.

    Aus Mutterstadt wird übrigens gemeldet, dass dort der Ford Lincoln Continental, den Johannes Paul II. bei seiner USA-Reise 1979 geschenkt bekam, versteigert wird. Sollte man nicht diesen weißen, sechs Meter langen Straßenkreuzer / Baujahr 1979 irgendwie in den Seligsprechungsprozess mit einbeziehen? Sozusagen als Manifestation des Verzichtes seines ehemaligen Besitzers. Der hatte ihn nämlich der Caritas-Stiftung in Rom geschenkt und die wiederum ihn zu Gunsten der Kambodscha-Flüchtlingshilfe verkauft.

    Ob die Kirche unserer Zeit auch noch andere Probleme hat? Ob diese auch im Eilverfahren gelöst werden?

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    Kirchenschließungen - der neue Totentanz Peter Josef Dickers

    Der Oberbürgermeister war stolz. In dieser Kirche wäre er gefirmt worden, zu ihr hätte er eine besondere Beziehung, ließ er wissen. Er zeigte sich gerührt, die Gemeinde im dicht gefüllten Gotteshaus auch. Sie jubelte, denn der Künstler Markus Lüpertz schenkte der Pfarrgemeinde seinen "Totentanz". Niemand wird diese Kirche in naher Zukunft schließen.

    Mit dem Schließungs-Tod kämpfen dagegen viele andere katholische und evangelische Kirchen. Zuerst wurden Bahnhof, Schule, Bank und Poststelle dicht gemacht - jetzt ist die Kirche an der Reihe. Es wird fusioniert, organisiert, demontiert. Gemeinden, die es betrifft, sind empört, verunsichert, ratlos. Ein Totentanz geht um.

    Brauchen wir noch Kirchen? Für die großen Events sicher nicht. Für Kirchentage, Katholikentage reichen zur Not Marktplätze und grüne Wiesen. Des Kirchenvolkes wahrer Himmel braucht an solchen Tagen eher den "Arena auf Schalke-Tempel" als enge Kirchenräume. Und die Hunderttausende, die zum Papst strömten, trafen sich auf dem Felde für den Hirten am "Hügel vor den Toren" Kölns.

    Brauchen wir die vielen Kirchen? Wir werden sie uns nicht mehr alle leisten können, wenn Kirchensteuereinnahmen weiter rückläufig sind und die Mitgliederzahlen in den kommenden Jahren weiter sinken werden. Wir brauchen sie nicht alle, weil immer weniger Pfarrer und Priester darin Dienst tun. Die Katholische Kirche hält es ja "aus prinzipiellen Gründen nicht für zulässig, Frauen zur Priesterweihe zuzulassen" und meint, "dass der Ausschluss von Frauen vom Priesteramt in Übereinstimmung steht mit Gottes Plan für seine Kirche" (Apostol. Schreiben vom 30.5.1994). Das hat zur Folge: Mit weniger Personal wird man die vielen Kirchen auf Dauer nicht halten können. "Mit Gottes Plan" werden sie zu "nutzlosen Immobilien". Einladung zum Totentanz.

    Andererseits frage ich mich: Verstehen sich katholische Kirchen nicht als geweihte, heilige Räume? Kann bzw. darf man sie für jeden beliebigen Zweck umfunktionieren? Kann man nicht nachvollziehen, dass jemand, der dort getauft wurde, zur Kommunion ging, geheiratet und gebetet hat, nicht plötzlich Pizza oder Hamburger darin essen möchte? Reicht eine reine Kosten-Nutzen-Rechnung für leer stehende Kirchenräume aus, um leere Kirchenkassen zu sanieren? Weiß man denn, ob Kirchen für immer leer bleiben werden? Kann nicht Not wieder beten lehren? Als ich kürzlich in Budapest war, erfuhr ich den besonderen Service der dortigen Basilika-Gemeinde. Sechs Sonntags-Gottesdienste wurden angeboten, wenn auch nicht immer alle Bänke besetzt waren. Gelegen- heit macht Liebe.

    Natürlich wird man sich von Besitzständen trennen müssen. Jede Familie erfährt das ja. Wenn die Kinder aus dem Haus sind, dann stehen die Kinderzimmer leer. Auch aus dem Haus der Kirche sind viele "Kinder" ausgezogen - aus welchen Gründen auch immer. Man wird Etliches an Kirchensubstanz, Bausubstanz aufgeben müssen, um Anderes erhalten zu können. Mir steht es nicht zu, darüber zu befinden. Dennoch könnte ich mich von manchen vor- und postmodernen Beton-Tempeln und Seelen-Garagen mit ihrem unvergleichlichen Charme einer Wartesaal-Atmosphäre leichten Herzens verabschieden. "Prüfet alles, das Gute behaltet", lese ich in der Bibel.

    Ich habe den Eindruck, dass sich zumindest die Katholische Kirche z.Zt. in vieler Hinsicht zu Tode organisiert. Der Pfarrer der anfangs erwähnten "Totentanz" - Gemeinde braucht sich allerdings nicht zu sorgen. Seine mit Elan betriebene Nähe zur Kunst und zum Heiligen Vater werden dazu beitragen, dass seine Herde so schnell nicht ohne Hirt und seine Kirche nicht in Bälde zum China-Restaurant umfunk- tioniert werden wird. Wer mit auf dem Kölner Hügel stand, dessen Kirche wird so schnell nicht wanken.

    Kirchen müssen nicht deswegen geschlossen werden, weil ihnen der elektronische Opferstock fehlt. Kirchen werden aber zunehmend dann überflüssig werden, wenn der mit Vehemenz angekurbelte Selig- und Heiligsprechungsprozess des verstorbenen Papstes wichtiger wird als die Sorge darum, wie man den innerkirchlichen Totentanz verhindern kann. Dabei geht es nicht nur um die Bauwerke, sondern um die Menschen, die darin Hoffnung oder Trost suchen.

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    Das Frauenbild in Gesellschaft und Kirche (Muttertag) Wilhelm Weber

    Am Muttertag wird die Frau als Mutter geehrt. Jeder Mensch hat eine Mutter, sonst wäre er bzw. sie nicht da. Würde sich die Frau nicht mehr dazu entschließen, Mutter zu werden, dann wäre die Menschheit am Ende. Ist also das Mutter-sein die Hauptaufgabe der Frau?

    Das war lange Zeit das Frauenbild in der Gesellschaft. Geschichte machten die Männer, die Frauen waren auf ihre Mutterrolle verwiesen und auf den Haushalt, der ja für das Aufziehen von Kindern unerlässlich war.

    Wie sieht das in der Kirche aus?
    Die Kirche hat genau dieses Frauenbild bis heute beibehalten. Kein Wunder: Kirche ist Teil der Gesellschaft - vielleicht etwas konservativer und weniger wandlungsbereit als die Gesellschaft.

    Die Frau hat in der Kirche zwei Möglichkeiten, Anerkennung zu finden:

    1. als Mutter.
    Prominentestes Beispiel ist da Maria, die aufgrund ihrer Gottesmutterschaft überragendes Ansehen genießt. Auch das Verständnis des Ehesakramentes fordert die Mutterrolle der Frau unbedingt ein. Denn ohne grundsätzliche Bereitschaft zum Kind kommt keine gültige Ehe zustande.
    2. findet die Frau in der Kirche Anerkennung als gottgeweihte ehelose Nonne.

    Die Geschicke der Kirche werden von Männern gelenkt. Da haben die Frauen keinen Zutritt.

    Nun hat sich das Frauenbild in der Gesellschaft in den letzten Jahren schon gewandelt. Dafür hat die Emanzipationsbewegung der Frauen gesorgt. Kennzeichen dieser Bewegung waren die Einforderung gleicher Bildungschancen und gleicher Berufschancen, wie sie den Männern zugestanden werden. So wurden nach und nach auch den Frauen Berufe zugänglich, die bisher reine Männerdomänen waren, z.B. bei Polizei und Armee. Frauen wollen - wie die Männer - das Recht auf Selbstverwirklichung haben. Das bringt sie jedoch oft in einen Rollenkonflikt, und zwar in den Konflikt zwischen Mutterrolle einerseits und Rolle der emanzipierten Karrierefrau, die auf Kinder verzichtet, andererseits. Sie sehen: die neue Rolle der Frau in der Gesellschaft ist noch keineswegs definiert; denn plötzlich bemerkt man, dass wir ein rasant sterbendes Volk sind. Und ohne Kinder geht´s ja wohl nicht. Doch lässt sich das Rad der Geschichte auch nicht einfach zurückdrehen.

    Fragen wir nun: Hat sich das Frauenbild auch in der Kirche gewandelt?
    Selbstverständlich! Denn Kirche ist ja Teil der Gesellschaft. Auch in der Kirche drängen die Frauen auf gleiche Berufschancen. Sie wollen ins Diakonat, sie wollen Priester werden, sie wollen auch in der Kirche Leitungsfunktionen übernehmen.

    Die Abwehrargumente werden immer brüchiger; so etwa das Traditionsargument, Jesus habe nur Männer zu Aposteln berufen. Jede Generation hat die Kirche auf ihre Zeit umzurüsten! Und da ist in den letzten Jahrzehnten viel versäumt worden. Die Frau im Priesteramt  warum sollte sie nicht auch Mutter sein können? Und auch umgekehrt gilt: das Mutter-sein der Frau würde sie nie für den priesterlichen Dienst disqualifizieren. Wenn man grundsätzlich das Priesteramt für die Frau öffnen würde (wie die Gesellschaft es mit ihren Männerdomänen vorgemacht hat), dann müssten die Probleme der praktischen Vereinbarkeit von Beruf und Aufziehen der Kinder auch von der Kirche gelöst werden. Und sie könnte da sogar ihr eigenes Modell entwickeln, das vielleicht beispielhaft für andere sein könnte. Oder sie könnte gewissermaßen in einer großen Koalition mit den anderen gesellschaftlichen Gruppierungen ihren Beitrag leisten zu einem neuen Verständnis der Frau, die als Mutter eben nicht verzichten muss auf ihren Beruf, der ihr auch gesellschaftlich Anerkennung bringt. Nur eines wäre schlecht: wenn sich die Kirche völlig einem neuen Denken und Nachdenken verweigern würde. Aber ich bin da sehr zuversichtlich, dass sich der heilige Geist etwas einfallen lassen wird.

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    Der Konflikt mit der Priesterbruderschaft Pius X. Wilhelm Weber

    1. Ablauf des Konflikts - kurz gefasst
    Nach dem II. Vatikanischen Konzil (1963-1965) machte sich der angesehene französische Missionserzbischof Marcel Lefebvre zum Sprecher jener konservativen Katholiken, die die Reformen des Konzils nicht zu akzeptieren bereit waren. Gleichgesinnte französische Seminaristen in Rom baten Lefebvre , ein Seminar ausfindig zu machen, wo sie ihrem vorkonziliaren Glauben getreu ausgebildet und zu Priestern geweiht werden könnten. Der Erzbischof gründete deshalb mit Einverständnis und Unterstützung des Ortsbischofs von Lausanne, Genf und Freiburg die Priesterbruderschaft Pius X. und unterrichtete die Seminaristen selber im Seminar Econe. 1971 ließ Lefebvre verlauten, dass er das neue Messbuch, das gemäß den Beschlüssen des II. Vatikanischen Konzils überarbeitet worden war und die Landessprache vorsah, nicht akzeptieren werde. 1974 gab er in einer Grundsatzerklärung zu verstehen, dass die Priesterbruderschaft Pius X. die neue Messordnung wegen der darin enthaltenen neo-modernistischen und neo-protestantischen Tendenzen ablehne. Daraufhin wurde der Priesterbruderschaft ihr kanonischer Rechtsstatus entzogen und ihr Leiter Erzbischof Lefebvre von Papst Paul VI. suspendiert. Das störte Lefebvre wenig. Als dieser 1988 gegen die ausdrücklichen Weisungen Roms vier Bischofsweihen (an Bernard Tessier de Mallerais, Richard Williamson, Alfonso de Galarreta und Bernard Felley) vollzog, verfielen er und die geweihten Bischöfe automatisch der Exkommunikation. Das geschah unter dem Pontifikat Johannes Pauls II. Die Weihen waren zwar gültig, aber nicht rechtmäßig. Ein Schisma (Kirchenspaltung) war entstanden. - Das geistliche Oberhaupt der Priesterbruderschaft Erzbischof Lefebvre verstarb im Jahre 1991.

    Der neue Papst Benedikt XVI., selber ein bekennender Konservativer, war bemüht, dieses Schisma zu beenden. Deshalb gestattete er 2008 allen Priestern wieder - ohne weitere Erlaubnis einholen zu müssen - die Messe im tridentinischen (also vorkonziliaren) Ritus zu feiern. Es sollte ein Gestus der Versöhnung gegenüber den Ultrakonservativen sein, die mit der neuen Liturgie ihre besonderen Schwierigkeiten hatten. Damit nicht genug: im Januar 2009 hob Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation der vier unrechtmäßig geweihten Bischöfe auf. Offensichtlich verspricht sich der Papst von der Heimholung des konservativen Lagers eine Bereicherung und Verlebendigung der gegenwärtigen Kirche. (Zu dieser Annahme muss man kommen, wenn in dem jüngst veröffentlichen Brief des Papstes an die Bischöfe zu lesen ist: "Kann uns eine Gemeinschaft ganz gleichgültig sein, in der es 491 Priester, 215 Seminaristen, 6 Seminare, 88 Schulen, 2 Universitätsinstitute, 117 Brüder und 164 Schwestern gibt?").

    Besonders ärgerlich war, dass zeitgleich mit der Rücknahme der Exkommunikation Bischof Williamson in seiner grenzenlosen geschichtlichen Unbedarftheit oder bewusst provozierenden Geschichtsfälschung den Holocaust öffentlich leugnete. Damit erhielt der Konflikt einen antisemitischen Akzent, der auch den Papst selber in ein antijudaistisches Licht zu rücken drohte. Hatte das Zugeständnis der tridentinischen Messform bereits den diskriminierenden Gebeten und Fürbitten gegen die Juden wieder Gültigkeit verschafft, so war die Aufhebung der Exkommunikation des Holocaust-Leugners Williamson eine weitere Belastung des jüdisch-christlichen Verhältnisses. Dabei hätte man wissen müssen, dass die Erzkonservativen von Econe die Juden als Feinde der Kirche betrachten; denn genau so schrieb es Lefebvre 1985 in einem Brief an Papst Johannes Paul II.

    2. Das Unveränderliche und das Veränderliche
    Lefebvre und die Priesterbruderschaft Pius X. sind im wahrsten Sinne des Wortes Bewahrer des katholischen Glaubens. In seinem Manifest vom 21. Nov. 1974 sagt der Erzbischof: "Ich vertrete auf religiösem Gebiet keine persönliche Lehre. Mein ganzes Leben habe ich mich an das gehalten, was man mich auf der Schulbank des Französischen Seminars in Rom gelehrt hatte, nämlich die katholische Lehre, wie sie das Lehramt seit dem Tod des letzten Apostels , der das Ende der Offenbarung bedeutet, von Jahrhundert zu Jahrhundert überliefert hat." Eine so verstandene Treue zur Tradition und zur Bibel schleppt alles mit in die Zukunft, auch jenen Antisemitismus, den es bereits im Neuen Testament (vor allem im Johannesevangelium) gibt. Feinde bleiben Feinde, was sich christlich nennt und nicht katholisch ist, wird zur Irrlehre gestempelt, und andere Religionen sind des Teufels. In seinem offenen Brief an verwirrte Katholiken aus dem Jahre 1986 übt Lefebvre scharfe Kritik an der Position Papst Johannes Pauls II. im interreligiösen Dialog. Lefebvre lehnt sowohl den Besuch des Papstes in der römischen Synagoge ab, als auch Weltgebetstreffen in Assisi, wo sich auf Initiative des Papstes Vertreter verschiedener Religionen trafen, um dort für den Frieden in der Welt zu beten. Des Weiteren enthält der Brief eine Ablehnung der in der Konzilserklärung Nostra aetate postulierten Religionsfreiheit. Nach Lefebvre könne diese Religionsfreiheit nicht auf falsche Religionen angewendet werden. Man darf sicher sein, dass Lefebvre in vielen Dingen dem heutigen Papst aus dem Herzen spricht.

    Während Lefebvre und die Priesterbruderschaft Pius X. das Alte unverfälscht tradieren möchten, hat es doch im letzten Konzil manche Veränderung gegeben. Aber was darf denn eigentlich geändert werden? Welche sind die Maßstäbe für Veränderungen? Wo liegt die Berechtigung für die Anpassung der Lehre und der Moral an die Erfordernisse der Zeit? Dynamik ist kein Thema der dogmatischen Theologie und auch nicht der Moral. Eine Theorie des Veränderlichen in der Kirche gibt es schlechthin nicht. Lefebvre nennt das Verlangen nach Anpassung Liberalismus; es gibt nichts Schlimmeres. "Der liberale Katholik ist eine Persönlichkeit mit zwei Gesichtern", sagt Lefebvre, "ständig in Widersprüche verwickelt. Er will katholisch bleiben, aber er ist besessen von dem Wunsch, der Welt zu gefallen."

    3. Was sich ändern muss.
    Papst Benedikt XVI. bringt in seinem Brief "an die lieben Brüder im bischöflichen Dienst" vom 12. März 2009 das Problem auf den Punkt, wenn er sagt: " Man kann die Lehrautorität der Kirche nicht im Jahre 1962 einfrieren - das muss der Bruderschaft ganz klar sein. Aber manchen von denen, die sich als große Verteidiger des Konzils hervortun, muss auch in Erinnerung gerufen werden, dass das II. Vaticanum die ganze Lehrgeschichte der Kirche in sich trägt. Wer ihm gehorsam sein will, muss den Glauben der Jahrhunderte annehmen und darf nicht die Wurzeln abschneiden, von denen der Baum lebt." Die Behauptung, das Konzil enthalte den Glauben der Jahrhunderte, ist so nicht richtig. Gott sei Dank hat sich die Kirche in den Jahrhunderten in vielen Einstellungen gewandelt - so zum Beispiel gegenüber den Juden, gegenüber den anderen Religionen, gegenüber der Religionsfreiheit, gegenüber den Laien in der Kirche, ganz zu schweigen von den menschenverachtenden Praktiken gegenüber Frauen, die als Hexen verbrannt wurden, oder gegenüber Häretikern (die keine waren), die der Inquisition ausgeliefert wurden. Es hat immer wieder Reformkonzilien gegeben und Päpste mit Weitblick, die kirchliche Irrwege, päpstliche Fehlentscheidungen und Irrlehren korrigiert und damit die Kirche zukunftsfähig gemacht haben. Die Behauptung, der Glaube der Kirche sei über die Jahrhunderte gleich geblieben, ist falsch. Um das Wesentliche zu bewahren, wurden immer wieder Positionen aufgegeben, auch wenn sie von vielen für unverzichtbar gehalten wurden.

    Was wir brauchen, ist ein Paradigma (Denkmuster) der Veränderbarkeit in der Kirche: in der Theologie, in der Moral, in der Pastoral usw; gemeint sind Grundsätze oder Leitlinien oder Kriterien, die zu beachten sind, wenn Fortentwicklungen unumgänglich werden. Kirche und Theologie bedürfen der Dynamik der Veränderung. Wichtig ist, dass diese Veränderung in Kirche und Theologie auch einen legitimen Platz bekommt. Eine unveränderbare / unveränderte Tradition gibt es - auch in der Kirche - nicht. Solange das Gegenteil behauptet wird, ist der nächste Konflikt vorprogrammiert: etwa wenn Frauen in der katholischen Kirche zu den Ämtern des Diakons oder Priesters zugelassen werden. Papst Johannes Paul II. hat dagegen noch dogmatische Gründe geltend gemacht, und Benedikt XVI. wird daran auch nichts ändern. Aber nach ihm kommen andere Päpste, die andere Entscheidungen treffen werden. Man darf gespannt sein, ob die Kirche dann besser vorbereitet ist auf solche dogmatischen (Um-)Brüche.

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    Deutsche Kirche im Sparfieber Wilhelm Weber

    Deutsche Kirche im Sparfieber -
    eine Momentaufnahme

    Die 27 deutschen Diözesen plagt im Augenblick eine gemeinsame Krankheit: das Sparfieber. Das Geld reicht vorne und hinten nicht mehr, und nun wird gespart: Personal wird entlassen, kirchliche Immobilien (Pfarrhäuser, Pfarrheime etc) werden verhökert, sogar Kirchen werden verkauft oder abgerissen. Gemeinden werden zusammengelegt, und Seelsorge wird auf Sparflamme gemacht. Da kommt der notorische Priestermangel ganz gelegen. Er wird geradezu zum Maßstab für alle anderen Dienst gemacht, die man im Erzbistum Köln bezeichnenderweise "Folgedienste" nennt.

    Woher der plötzliche Geldmangel? In den Jahren der Konjunkturschwäche sank das Steueraufkommen des Staates und damit auch die Einnahme der Kirchensteuer. Doch diese Schlappe ist längst überwunden. Zur Zeit sind die Kirchenkassen wieder voll wie ja auch die Kasse des Finanzministers. Der konjunkturelle Aufschwung macht´s möglich. Natürlich spricht man jetzt nicht über die vollen Kassen, wie man vorher über die leeren Kassen gesprochen hat. Was man in Kirchenkreisen nie laut beklagt hat, war der Finanzschwund, der durch die Millionen Kirchenaustritte bedingt war. Man sprach deshalb nicht laut darüber, weil der Kirchenaustritt möglicherweise Schule gemacht hätte, und außerdem wollte man nicht öffentlich zugeben, dass der Entzug des Geldes den kirchlichen Betrieb empfindlich trifft.

    Trotz des konjunkturellen Aufschwungs wird bei Kirchens weiter gespart. Denn nun stellt man fest, dass die Gemeinden so rapide aussterben, dass die Kirche mit Kosten verursachenden Gebäuden und Immobilien (einschließlich Kirchen) absolut überversorgt ist. Nicht nur die Mitgliederzahlen der Gemeinden sind stark rückläufig, vor allem schrumpfen die Zahlen der Gottesdienstbesucher, so dass sich der Aufwand der Sonntagsmesse kostenmäßig nicht mehr für jede Kirche lohnt. Also werden "unwirtschaftliche" Gemeinden still gelegt. Die Kirchenverantwortlichen machen für den Mitgliederschwund vor allem den demografischen Faktor - also den Geburtenrückgang - verantwortlich. Über den Mitgliederschwund durch jahrelang hohe Kirchenaustrittszahlen redet man wie gesagt nicht öffentlich. Doch ist natürlich klar, dass Ausgetretene ihre Kinder auch nicht mehr der Kirche zuführen, also nicht mehr taufen lassen. Und die Altersstruktur der Priester ist so, dass in zehn Jahren zwei Drittel der Priester über 50 Jahre alt ist. Priesternachwuchs gibt es hingegen kaum.

    Die Devise in der deutschen Kirche lautet nun: wir müssen mit dem vorhandenen Geld auskommen, wir müssen mit den vorhandenen Priestern auskommen, und Aufgabe wird es sein, die Priester und die Geldmittel so einzusetzen, dass eine flächendeckende Seelsorge gewährleistet bleibt. Die rigorose Umsetzung der diözesanen Sparpläne gibt indes immer noch genügend Spielraum für individuelle erz- / bischöfliche Kunst- und Medienhobbys. Die meisten Diözesen verbinden mit den neu angelegten Großraumstrukturen die Hoffnung, dass sich damit ein innerer Aufschwung verbindet. Man kann das im Internet bei den einzelnen Diözesen nachlesen. Manch eine Formulierung klingt so rührend, dass man zweifeln muss, ob der Verfasser selber daran glaubt. Auf jeden Fall werden die Namen der Bischöfe unserer Tage für immer mit der Zerschlagung der in 2000 Jahren gewachsenen Gemeindestrukturen verbunden sein.

    Es gibt begründete Zweifel, ob die derzeitige Sparwut die Kirche in eine bessere Zukunft führt. Jede Bank weiß heute, dass Kundennähe ein entscheidender Faktor für Geschäftserfolg ist. Die Kirche glaubt, das Prinzip umkehren zu können. Jeder Supermarkt qualifiziert sein Verkaufspersonal für einen erfolgreichen Umgang mit den Kunden. Die Kirche dagegen macht inzwischen große Abstriche bei der geistigen Ausrüstung ihrer Kleriker (u. a. Verzicht auf Abitur), weil ihr die Bereitschaft zum Zölibat und die männliche Variante Mensch fürs Priester- und Diakonenamt wichtiger ist als eine gediegene fachliche Qualifikation. Ein gut geführter Industriebetrieb legt Wert darauf, seinen Mitarbeitern möglichst viel Eigenverantwortung zu übertragen. Der Priester und der Diakon haben dagegen blind zu gehorchen. Dann gelten sie als gut.

    Schlimmer noch als die Sparwut sind jedoch die Denkverbote, die sich die Führungskräfte der deutschen Kirche selber auferlegen. Mit dem Argument, dass entscheidende Fragen (z. B. Zulassung zum Priesteramt, Liturgie, Glaubensfragen etc) nur in Rom entschieden werden könnten, dispensieren sie sich vom eigenen Nachdenken über und Engagement für Veränderung. Und so spart sich die Kirche zu Tode: keine finanziellen Investitionen, keine innovativen Ideen für eine Kirche und Seelsorge der Zukunft. Es gibt nicht einmal einen ernsthaften Versuch, entlaufene Kirchenmitglieder zurück zu gewinnen. Und die Präsenz der Kirche an Orten der Jugend wird immer seltener. - Die angebliche Armut der Kirche ist nicht nur eine finanzielle.

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    Do laachste dich kapott. (Prädig op Kölsch 2015) Wilhelm Weber

    Leev Mädche un Junge vun Maye!
    "Do laachste dich kapott."
    So heiß et em Paragraph 11 vum kölsche Grundgesetz.
    Ehr frogt üch, woröm ich dat zom Thema vun minger Prädig maache.
    Ganz einfach!
    Weil mer Religion nor esu erdrage kann.
    Eins vun de schönste Beispille
    hat ehr evvens en der Lesung (Gn 18, 1-5. 8b-16a) gehoot.

    Der Abraham, 100 Johr ald, un sing Frau, et Sara, 90 Johr ald,
    krige vum Herrgodd gesaht:
    En Zigg vun einem Johr weedt ehr ene Son han.
    Wie et Sara dat hoot, kräht dat ene Laachanfall.
    Dä hätt ich och krägen.
    Ävver der Herrgodd hat dat äänz gemeint.
    Un doröm hatt im dat Laache nit gefalle.
    Hä hät sich ävver nit drüvver opgeräg.
    Och en der Bibel es Laache dat Knöppche, dat verhindere dät,
    dat einem der Krage platz.
    Han ich nit Rääch?

    De Bibel es zwor kein Wetzeboch,
    ävver hingeneröm gitt et vill Humor.
    De Bibel es jo e Boch us dem Levve un för et Levve.
    Wä en kribbelige Situatione Humor zeig,
    erkennt die Endlichkeit vum Levve aan.
    E Beispill: Chressdag. Kreppespill.
    Der Weet: "Deit mer leid. Nix frei."
    Der Jupp: Sühs do nit, dat ming Frau schwanger es?"
    Weet: "Jo, un? Do kann ich jo nix för."
    Jupp: "Jo, denkste ich?"

    Et gitt en der Bibel Beldere, die sin einfach grotesk.
    Ehr kennt doch dat Wood:
    "Ihter geiht e Kamel durch e Nodelöhr,
    wie dat ene Riche en der Himmel kütt."
    Dobei stemmp dat üvverhaup nit.
    Och Riche kumme en der Hemmel,
    wann se met ehrem Geld Godes dun.
    Stellt üch ens vör:
    Wann mer dat Bibelwood genau nöhm,
    dann däte sich de Kamele en dat Loch vun ener Nihnol enfdäle.
    Dat göv en Freud!
    Han ich nit Rääch?

    Mänchmol weed en der Bibel öm höörige Froge
    ene Spannungsboge opgebaut,
    ohne dat die Frog eigentlich beantwood weed.
    Dat beflögelt natörlich de Phantasie,
    met absurde Gedanke de geschilderte Situation ze ändere.
    Dazo e Beispill:
    Ehr kennt dä Verzell vun der Ihbrecherin,
    die beim Frembgonn ertapp weed.
    Nevebei: do muss wall ene Spanner dobei gewäs sin,
    söns wör dat doch üverhaup nit erusgekumme.
    Op jede Fall soll die Frau noh dem Gesetz gesteinigt wääde.
    Der Jesus säht dozo:
    "Wä vun üch keine Dreck am Stecke hät,
    dä soll der eetste Wackes werfe."
    Kein Mensch wirf.
    Einer nohm andere geiht stell singe Wäg.
    Un jetz kütt et:
    Op eimol trifft den Jesus ene Stein.
    Hä driht sich öm un säht:
    "Mooder, halt do dich do erus!"

    Dat met dem Laache gild natörlich och för de Kirch.
    En Kirch ohne Humor es et Fägfüür op der Ääd.
    Dot ens aan de Bischofssynod neulich en Rom denke.
    Do setze zweihundert zölibatäre Kääls beienein
    un schwaade üvver Famillich un Sex
    un behaupte se wöre Experte.
    Zölibatäre Kääls!
    Un am Engk meint jeder noch
    e ganz klein Bessche unfählbar ze sin.
    Gläuvt mer -
    do wor minge Papp, wie hä mich gemaht hät, nöher dran.
    Han ich nit Rääch?

    Mänchmol denkste jo en der Kirch: wie es et müggelich?
    Do han sich die Kardinäle beim letzten Konklave
    ene Sanierer us Argentinien gehollt.
    Franziskus nennt dä sich.
    Dä soll de Kirch widder op Vordermann brenge.
    Sing Konzepp:
    En ärm Kirch, die för de ärm Lück sorg.
    Aach Kardinäle solle ihm dobei met Rod un Tat beistonn.
    Un nu dot ens rode,
    wä zo denne Userwählte gehööt.
    Nä, nit der Tebarts vun Elst,
    dä hät jo keine Lizenz mih,
    zickdäm mer singer Verschwendungssuch op de Schliche gekumme es.
    Et kütt noch schlemmer:
    der Kardinal Marx von München.
    Ich befürchte, dä weiß noch nit ens,
    wie dat Wood Ärmod geschrivve weed,
    eesch räsch nit, wie Armöd geläv weed.
    Han ich nit Rääch?

    Off steiht mer em Levve vör der Frog:
    Solls do dich drüvver dud ärgere
    oder solls do dich kapodd laache?
    Ich dun mich för et Laache entscheide..
    Laache es gesund.
    Jede Aansprüch op Respek un besondere Ihr
    weed em Laache grundsätzlich zoröckgewese.
    Laache heiß schadefruh sin,
    und dat met enem gode Gewesse.
    Ene Dag ohne Laache es ene verlorene Dag,
    dat woss schon Charly Chaplin.
    Dröm sagen ich üch:
    Wann einer laach, laach met!
    Wann einer singk, sing met!
    Wann einer drink, dring met!
    Wann einer arbeid, loss em die Freud!
    En dem Sinn wünschen ich üch:
    fröhliche Fastelovendsdaag
    met dreimol:
    Maye - Mayoh!
    Maye - Mayoh!
    Maye - Mayoh!

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    Fragen, die sich im Hinblick auf die Zukunft der Kirche stellen Wilhelm Weber

    1. Muss die Kirche auch in Zukunft eine klerikale Struktur haben?
    Angesichts des rasanten Schrumpfungsprozesses von Gemeindemitgliedern, Priestern und Gottesdienstbesuchern stellt sich die Frage, ob die Kirche der Zukunft noch eine klerikale Gestalt haben wird. Unter klerikaler Struktur versteht man die aus der Masse der Gläubigen, den sog. Laien, herausgehobene Klerikerschicht aus unverheirateten, geweihten Männern, die die Kirche von verschiedenen Führungsebenen aus leiten.

    Man darf nicht vergessen, dass die gegenwärtige Gestalt der Kirche und ihre Strukturen das Ergebnis einer geschichtlichen Entwicklung sind. Mit der Behauptung, dass die kirchlichen Strukturen göttlichen Rechtes und damit unveränderbar wären, sollte man sehr vorsichtig sein. Häufig wurde und wird das Argument des göttlichen Rechts dazu missbraucht, eine Diskussion zu blockieren, wenn zugkräftige Argumente fehlten.

    Die beiden Bibelstellen 1 Ptr 2,9 (Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heilger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat) und Offg 1,6 (er hat uns zu Königen gemacht und zu Priestern vor Gott, seinem Vater), mit denen man heute das allgemeine Priestertum aller Getauften in Verbindung bringt, hat in der Theologie und in der (liturgischen) Praxis der Kirche noch keine angemessene Würdigung erfahren. Das Auge, das nach Veränderungen Ausschau hält, wird blind gehalten.

    2. Warum ist die Frau in der Führung der Kirche (Frauenordination) den Männern gegenüber immer noch nicht gleichberechtigt?
    Ich halte es geradezu für eine Blasphemie (Gotteslästerung), wenn man wie verrückt um Priesternachwuchs betet, aber die vorhandenen Ressourcen nicht ausschöpft, nur weil sie weiblich sind. Das ist schlichtweg Diskriminierung des weiblichen Geschlechts und darum Menschenrechtsverletzung. So etwas kann sich keine andere Berufsgruppe in unseren Breiten mehr leisten.

    3. Wie müssen der Gemeindeleiter / die Gemeindeleiterin und auch der Bischof heute auf ihre Aufgaben hin qualifiziert werden?
    Beim einfachen Klerus wird die Bereitschaft zum zölibatären Leben höher bewertet als die Bereitschaft, das Leben in den Dienst der Seelsorge zu stellen. Um Priester zu werden braucht man vor allem den Zölibat, nicht mehr unbedingt das Abitur. Der Verzicht auf traditionelle Bildung tut dem Amt nicht gut. Besser wäre es, die Entscheidung zu heiraten oder nicht, den Betreffenden selber zu überlassen. Wenn der Zölibat ein Ideal ist, - wie immer behauptet wird - dann bleibt er ein Ideal, auch wenn er nicht von allen übernommen wird. Die evangelische Kirche hat uns längst vorgemacht, dass eine Pfarrerin (verheiratet oder nicht) gute und sehr gute Dienste in der Seelsorge leisten kann. Warum sollten wir nicht von unseren evangelischen Mitgeschwistern lernen? Es würde keinem eine Zacke aus der Krone brechen.

    Auch die Bischöfe bräuchten meines Erachtens eine bessere Qualifikation für ihr Amt. Die römische Kurie ernennt gerne Priester zu Bischöfen, die in Rom studiert haben. Nicht, dass sie deshalb bessere Theologen wären, sondern weil man von ihnen weiß, wie romtreu, wie loyal und wie zahm sie in ihren Ansichten sind. Was wir jedoch brauchen, sind Bischöfe, die begeistern, die das Feuer des Glaubens entfachen können, die zuhören können und die sich zu Sprechern und Anwälten der Armen machen, die ein Ohr und ein Herz für die Menschen haben. M. a. W. wir brauchen Seelsorger, wie Papst Franziskus einer ist. Ich will es mal in einem Bild aus dem Fußball ausdrücken. Die Spielvorlagen, die Franziskus den Bischöfen bisher vorgelegt hat, hat noch keiner aufgegriffen und in ein Tor verwandelt. Zu groß sind die Unsicherheit und die Feigheit, mit der man bisher so gut gefahren war.
    4. Wann beginnt man endlich damit, sich um die zu kümmern, die aus der Kirche ausgetreten sind?
    Es sind doch nicht alle Atheisten, die sich weigern, diese Kirche finanziell zu unterstützen! Dass man sich um die, die scharenweise aus der Kirche austreten, nicht kümmert, ist nicht nur schade, es ist unverantwortlich. In den meisten Fällen sind es Ärger, Wut seelische Verletzungen, die zum Austritt aus der Kirche führten. Das muss aufgearbeitet werden: an der Basis, in den Ordinariaten, in den römischen Kongregationen. Die Kirche ist oft zu selbstherrlich, um sich zu entschuldigen; sie ist zu empfindlich, um entschlossen zu handeln; sie ist zu stolz einzusehen, dass ihre einige Existenzberechtigung darin besteht, für die Menschen da zu sein und nicht umgekehrt.

    5. Hat die Kirchensteuer noch Zukunft?
    Ich glaube nicht. Ehrlich gesagt: ich halte es für eine Ungeheuerlichkeit, dass die Zahlung der Kirchensteuer darüber entscheidet, ob einer zur Kirche gehört oder nicht. Was hat das mit dem Reich Gottes zu tun? Auch geizige Menschen können zum Reich Gottes gehören. Wenn wir alle zusammen wie eine große Familie sind, die von der Liebe Gottes zusammengehalten wird, dann kann doch das einzelne Kind nicht aus dieser Familie ausgeschlossen werden, nur weil es einen Fehler hat: z. B. weil es geizig oder zänkisch oder neidisch oder oder ist.

    Natürlich braucht die Kirche Geld, um ihre Angestellten zu bezahlen, um Kirchengebäude zu erhalten und vieles mehr. Aber es wird ja auch viel Geld vergeudet, gehortet und in Anlagen versteckt. Das zu Viel an Geld ist für die Kirche ein größeres Problem als wenn sie zu wenig hätte. Es gibt sicher andere Systeme de Finanzierung als die z. Zt. gültige Kirchensteuer.

    Ich habe nur einige Fragen gestellt - sicher pauschal und plakativ. Aber manchmal muss man zeigen, wo einen selber der Schuh drückt, wenn man an Kirche denkt. Und das muss sie eben auch ertragen: Kritik aus eigenen Reihen.

    Amen

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    Frauenordination - ein leidiges Thema Wilhelm Weber

    Meine lieben Zuhörerinnen und Zuhörer!

    Ein leidiges Thema ist in der katholischen Kirche die Frauenordination. In allen christlichen Konfessionen sind Frauen zu allen Diensten zugelassen außer in der römisch-katholischen Kirche und in den Ostkirchen. Zur Zeit gehen die katholischen Frauen allenthalben auf die Barrikaden und fordern lautstark Geschlechtergerechtigkeit in der Leitung der Kirche - und damit Zugang zu allen Weiheämtern. Die Frauen organisieren sich in der Bewegung "Maria 2.0".
    1976 hatte die Glaubenskongregation mit Zustimmung des damaligen Papstes Paul VI. festgestellt: "Die Kirche hält sich aus Treue zum Vorbild ihres Herrn nicht dazu berechtigt, die Frauen zur Priesterweihe zuzulassen." War doch gerade in diesem Jahr (1976)in der anglikanischen Kirche die Ordination, also Priesterweihe und Diakonenweihe, für Frauen freigegeben worden.
    Die Diskussion ging indes weiter. Papst Johannes Paul II. verfasste daher im Jahre 1994 ein Apostolisches Schreiben mit dem Titel "Ordinatio Sacerdotalis", worin er die Ablehnung der Weihe von Frauen zur Glaubensfrage erklärte und diese Entscheidung des Lehramtes als definitiv bezeichnete. Und alle Gläubigen der Kirche sollten sich endgültig an diese Entscheidung halten. Und damit sollte die Sache ein für alle Mal vom Tisch sein. - Gott sei Dank, lässt sich heute keiner mehr den Mund verbieten und das Denken schon gar nicht. Die Diskussion ging also munter weiter und die Frage steht beim "synodalen Weg", zu dem sich die Bischöfe entschlossen haben, als eines von vier Foren auf der Tagesordnung und trägt den Titel "Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche".
    Im Jahre 2011 hatte der Bamberger Dogmatiker Georg Kraus in der Jesuitenzeitschrift "Stimmen der Zeit" zum Thema einen bemerkenswerten Aufsatz geschrieben. Unter der Kapitelüberschrift "Dogmatische Grundlegung für die Zulassung der Frauen zum Presbyterat" beschreibt er in vier Punkten die wesentlichen Argumente, die für die Zulassung der Frau zum Priesteramt sprechen. Ich will daraus zitieren:
    1. Das tiefste Fundament für die gleiche Würde von Mann und Frau liegt in der gemeinsamen Gottabbildlichkei..... Gleich am Anfang der Bibel steht: Gott schuf den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er sie; als Mann und Frau schuf er sie.... Also gilt: Mann und Frau sind zusammen Gottes Abbild; die Frau ist dem Mann nicht nachgeordnet, sondern gleichgeordnet; als Abbild Gottes haben beide, Mann und Frau, etwas Göttliches in sich. Für das Leben heißt das: die Geschlechter sindda, um sich zu ergänzen und gemeinsam die Fülle des Menschseins darzustellen." Für das kirchliche Leben hat es ähnliche Bedeutung: "In der Gemeinschaft der Kirche sollen Mann und Frau komplementär zusammen wirken;...die volle Teilhabe der Frauen an den kirchlichen Ämtern soll verdeutlichen, dass der Mann nicht über die Frau herrscht, sondern dass Mann und Frau gemeinsam die Kirche führen."
    Auch im Neuen Testament ist die Gewichtung nicht anders. "Jesus bezieht selbstverständlich sowohl Männer als auch Frauen in sein heilbringendes Handeln ein. Als Auferstandener erscheint Jesus zuerst Frauen uns bestellt sie zu Verkünderinnen des zentralen Heisereignisses seiner Auferstehung. In den Urgemeinden herrscht mit dem Apostel Paulus die Überzeugung: Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau, denn ihr alle seid einer in Christus Jesus (Gal 3, 28).
    2. Der erste Petrusbrief spricht davon, dass alle Getauften die heilige Priesterschaft bilden und damit zum priesterlichen Dienst in der Kirche berufen sind. Auch dieses Zeugnis der Schrift räumt jegliches Stoppschild für Frauen im priesterlichen Dienst beiseite.
    3. Alle Getauften repräsentieren den Auferstandenen. Denn in der Taufe haben sie Christus gleichsam angezogen, bilden sie den
    4. Das Wirken des Geistes am Pfingstfest war keine reine Männerveranstaltung, sondern die Mutter Jesu war mitten unter ihnen und viele andere Jüngerinnen mit ihr. Und alle erhielten den Auftrag, die frohe Botschaft weiter zu sagen. Wir sind also nicht berechtigt, irgendwen, der oder die sich berufen fühlt, davon abzuhalten, priesterlich zu wirken.

    Wer den Frauen das Weiheamt verweigert kann sich nicht auf die Bibel berufen -höchstens auf Machtstrukturen, die dem Christentum eigentlich fremd sind. Die Bewegung "Maria 2.0" soll nicht locker lassen, einzufordern, was ihnen zusteht.
    Amen.

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    Kirche und Zukunft Wilhelm Weber

    Liebe Freundinnen und Freunde!

    Wenn man fast 40 Jahre im priesterlichen Dienst gestanden hat, dann hat man ein Stück Kirchengeschichte hautnah miterlebt. Damals im Jahre 1965 ging das Zweite Vatikanische Konzil zu Ende. Es war die Zeit eines ungeheuren Aufbruchs. Wir jungen Priester hatten Freude am Glauben und an der Kirche. Wir blickten optimistisch in die Zukunft und hofften, daß die Kirche nun endlich weltoffener wird und daß die Ökumene sichtbarere Fortschritte machen würde. Wir waren davon überzeugt, daß Funken von dieser Freude und von diesem Optimismus auch auf die Gemeinden überspringen würden. Aber das ist - rückblickend - nur sehr begrenzt gelungen. Warum im Laufe der Jahre so vieles im Sande verlaufen ist, darüber mögen die Historiker sich Gedanken machen. Heute steht die Kirche vor neuen Herausforderungen, und über die möchte ich jetzt sprechen. Drei Gedanken:

    1. Die Kirche muß mit weniger Geld auskommen

    Das ist eine Herausforderung, die wir vor Jahren so noch nicht für möglich gehalten hätten. Dabei ist das keineswegs ein Sonderschicksal der kirchlichen Institution, vielmehr erleben wir kirchlicherseits dasselbe, was alle Institutionen heute beklagen: die Kosten steigen, die Einnahmen brechen weg, es muß gespart werden - auch in der Kirche. Das dürfte von ihrem theologischen Selbstverständnis her eigentlich kein Unglück sein. Kirche soll ja Kirche der Armen sein; also keine reiche Kirche, die die Armen füttert, sondern eine arme Kirche, in der die Armen zuhause sind und sich zuhause fühlen.

    Eine Kirche mit weniger Geld ist zugleich eine Kirche mit weniger Macht. Denn Geld ist Macht in dieser Welt, sogar in der Sozialarbeit - von Kindergärten angefangen über Schulen, Krankenhäuser, Altenheimen, Pflegedienste bis hin zum Betreiben von Medien wie Presse, Rundfunk und Fernsehen. Aber auch das ist kein Unglück, wenn die Kirche etwas Macht verliert; ist sie doch vom Selbstverständnis ihres Stifters her eine Kirche der Schwachen und Machtlosen.

    Es besteht allerdings der begründete Verdacht, daß das Geld vornehmlich eingespart wird bei den ohnehin weniger verdienenden Bediensteten und vor allem bei denen, für die Kirche überhaupt da ist: bei den Gemeinden und in der Seelsorge vor Ort. Prestigeobjekte hingegen werden auch weiterhin fast ungekürzt gefördert. Beispiele gibt es zuhauf. Und was überhaupt vermißt wird, sind sichtbare Zeichen der Einsparung bei den kirchlichen Spitzenverdienern selbst.

    Gewiß, die Finanzen müssen in Ordnung gebracht werden. Doch das allein macht die Kirche noch nicht fit für die Zukunft. Viel wesentlichere Herausforderungen stehen auf der Tagesordnung. Die Tatsache, daß die Kirchen immer leerer werden, daß die Zahl der Kirchensteuerzahler abnimmt und daß der Priesterberuf für junge Leute offensichtlich unattraktiv ist, sind Alarmzeichen, daß die Kirche die Menschen nicht mehr erreicht. Wer das mit der allgemeinen Glaubenskrise abtut, verweigert im Grunde das Nachdenken über notwendige Änderungen im System. Und damit komme ich zur zweiten Herausforderung:

    2. Die Kirche muß sich mit den Menschenrechten auseinandersetzen.

    Gemeint sind jene Rechte, die - nach Brockhaus - jedem Menschen unabhängig von seiner Stellung in Staat, Gesellschaft, Familie, Beruf, Religion und Kultur bereits dadurch zustehen, daß er als Mensch geboren ist. Zu diesen Rechten gehören u.a. das Recht auf Eheschließung, das Recht auf ein faires Verfahren vor Gericht, es darf keine Strafe ohne Gesetz geben, und verboten ist die Diskriminierung von Minderheiten (etwa auf Grund der sexuellen Bestimmung). Verboten ist auch, den Frauen Rechte vorzuenthalten, weil sie Frauen und nicht Männer sind. Sie merken schon, daß die gegenwärtige Kirche in der Beachtung der Menschenrechte große Defizite aufweist. Die säkulare Gesellschaft ist in diesen Fragen der Kirche klar überlegen. Kein Wunder, daß die Motivation junger Menschen, in dieser Kirche als Priester zu arbeiten, gering ist. Wenn Sie so wollen: der Priestermangel ist hausgemacht. Und was noch schlimmer ist: durch die Ideologisierung eines veralteten Priesterbildes wird den verbleibenden (meist alten) Priestern immer mehr Arbeit aufgehalst. Das ist unverantwortlich, ja unmenschlich.

    Die Kirche zukunftsfähig machen heißt: überholte Strukturen entideologisieren, ändern, den Erfordernissen der Zeit anpassen. Dazu bedarf es mutiger Bischöfe, die ihre eigenen Einsichten dort mit Penetranz vortragen, wo - wie sie immer sagen - allein eine Änderung herkommen kann. Diese Auseinandersetzung steht an und wird die Kirche neu beleben.

    Und damit komme ich zur dritten Herausforderung, der die Kirche nicht länger ausweichen kann:

    3. Die Ökumene wird zum Testfall der Wahrhaftigkeit werden.

    Es ist beschämend, daß ein katholischer Bischof einen verdienten Priester und gewissenhaften Theologieprofessor suspendiert, nur weil er engagierte evangelische Christen zur Teilnahme an der Kommunion eingeladen hat. Jeder verantwortungsbewußte Seelsorger tut das in seiner Gemeinde aus pastoraler Rücksicht. Aber keiner schreit auf, wenn so ein Bischof seiner Macht freien Lauf läßt. Christen gehören zusammen, zusammen an einen Tisch, auch an den eucharistischen. Wenn diese Art von Ökumene nicht bald selbstverständlich wird, verspielen wir das letzte Stück Glaubwürdigkeit.

    Ich meine Ökumene aber noch in einem umfassenderen Sinn. Zwar hält sich das Christentum für die einzig wahre Religion und die katholische Kirche für die einzig wahre unter den christlichen Kirchen. Aber Tatsache ist doch, daß es neben dem Christentum noch viele andere Religionen gibt: die jüdische z.B., mit der uns das Alte Testament verbindet, und nicht nur das Alte Testament, sondern Jesus selbst, der ja Jude war und sich selbst nie anders verstanden hat. Da gibt es den Islam, der uns so nahe gerückt ist, daß er in unseren Städten Moscheen baut und seine Anhänger zum Gebet ruft. Buddhisten leben mitten unter uns, meist unerkannt, weil sie friedlich und tolerant sind. Fernöstliche Religionen kommen uns näher, je mehr die Globalisierung voranschreitet. Klaus-Peter Jörns nennt in seinem Buch "Notwendige Abschiede" alle Religionen Gedächtnisspuren der universalen Wahrnehmungsgeschichte Gottes in dieser Welt. Eine großartige Idee. Auf vielfache Weise hat sich Gott offenbart. Und da muß man einfach Abschied nehmen von der Vorstellung, nur der eigene Clan wäre von Gott erwählt; denn Erwählung wird ja immer verstanden auf Kosten anderer, die eben nicht erwählt oder sogar verworfen sind.

    Ökumene in diesem Sinn würde bedeuten: versuchen zu verstehen, was dem anderen heilig ist. In diesem Zusammenhang ist mir ein eindrucksvolles Bild vor Augen aus der Berichterstattung über die Flut in Süd-Asien. Ein Mann, der alles verloren hatte - sein Hab und Gut, seine Frau und alle Kinder - er ging in die Moschee zum Gebet und sagte noch in die Kamera: das ist die Medizin, die ich jetzt brauche zum Überleben.

    In der Ökumene, die ich meine, geht es nicht um einen Wettstreit der Religionen, auch nicht um Wahrheit, die es nie abstrakt und losgelöst von Menschen gibt, sondern um das Bemühen zu verstehen. Das ist Teilhabe am Reichtum anderer, wie andere teilhaben sollen an unserem religiösen Reichtum. Wenn die Religionen sich verstehen, kommen die Menschen in Scharen, weil sie Oasen des Friedens und der Geborgenheit brauchen. Doch auf diesem Gebiet ist noch alles zu tun.

    Ich komme zum Schluß. Gott ist immer größer, als wir ihn sein lassen wollen. Wir möchten einen Gott nur für uns alleine haben, dabei ist er der Schöpfer und Vater aller. Das Christentum könnte mit allen anderen Religionen eine gute Zukunft haben. Hoffentlich ergreifen alle diese Chance.

    Amen

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    Nicht etwas weniger Zölibat Peter Josef Dickers

    Der Generalvikar sah keinen Anlass zur Panik. Der Mangelzustand bei den "Arbeitern im Weinberg des Herrn" sei, bildlich gesehen, ein Normalzustand. Der Generalvikar bewies seine Verdrängungs-Energie.
    Es gebe Länder, in denen Priester-Mangel bedeutend größer sei als bei uns. Die Hälfte der katholischen Gemeinden auf dem Erdball sei ohne Priester. Es werde besser werden, prophezeite er und formulierte Wunschvorstellungen. Vielleicht plante er eine Durchhalte-Fibel, die bestätigte, dass sich Probleme von selbst lösen, wenn man lange genug wartet. Es bestehe ein relativer Priestermangel, behautete er. In seinem Bistum hätten in den vergangenen Jahren nur dreißig von über tausend Priestern ihr Amt aufgegeben.
    Muss man sich Gedanken machen über Alternativen? Natürlich nicht.
    Der Generalvikar outete sich als Illusions-Künstler. Er schätzte die Strategie der Vorwärtsverteidigung: Aus wenig lässt sich viel machen. So bewahrte er sich vor dem Realitäts-Schock. Schönwetterlage in Sicht, wenn auch langfristig. Rettungspläne und Vorsorge-Überlegungen sind überflüssig. Es wird kommen wie angenommen. Eine spekulative Erwartung, aber eine sich selbst erfüllende.
    Herkömmliche Wege zur Sicherung des Priesternachwuchses waren die besten und bleiben die besten. Vergangenheitsselige Standard-Therapien haben sich bewährt. Man wird Argumente dafür finden. Dass die Anzahl der Priesteramtsbewerber weiter sinkt, irritierte den Generalvikar nicht. Dass sich keine Trendwende abzeichnet, ebenfalls nicht.
    Dem Leiter eines Priesterseminars in einem anderen Bistum bereitet der Priestermangel dagegen schlaflose Nächte. Wem die Zukunft der Kirche etwas bedeute, sagt er, den müssten die aktuellen Zahlen aufrütteln. Im Jahre 1962 wurden 557 Männer in der Bundesrepublik zu Priestern geweiht. 2017 waren es 72; in zwei Bistümern fand keine Priesterweihe statt.
    Es gibt unterschiedliche Gründe für den Abwärtstrend, um den sich der Generalvikar nicht mehr sorgen muss. Er ist Bischof geworden. Bischöfe muss es geben.
    Zu meiner Zeit genoss der Beruf des Priesters hohes Sozialprestige. Jetzt sind Manager-Qualitäten wichtiger, wenn Priester erfolgreich wirken wollen. Eine "Gemeinschaft der Gemeinden" als aktuelle Seelsorge-Einheit hat Einzel-Pfarreien weithin abgelöst und indirekt das Berufsfeld des Priesters verändert.
    Dass ein lebenslang verpflichtendes Ja zu Ehelosigkeit und zu sexueller Enthaltsamkeit jungen Menschen unserer Tage schwer vermittelbar ist, weiß jeder - nur nicht die kirchliche Obrigkeit.
    Es geht nicht um "ein bisschen weniger Zölibat". Es geht nicht um eine Kirche, diekein Wässerchen zu trübrn vermag. Es geht um ein neues Denken. Es geht darum, wie die Kirche aus der Vergangenheit in die Zukunft findet.
    "Frauen in Führungspositionen". Damit kündigt das Erzbistum Köln für weibliche Nachwuchskräfte und Studienabsolventinnen ein Programm an. Von weiblichem, priesterlichen Nachwuchs spricht das Programm nicht.
    Papst Franziskus ermunterte die Bischöfe im Amazonasgebiet zu "mutigen Vorschlägen". Wenn es welche gegeben haben sollte, sind sie im Regenwald verloren gegangen.
    "Entscheidende Weichenstellungen für denüastoralen Zukunftsweg" hat der Pastoralrat im Kölner Erzbistum beraten und gefragt: "Wie reagieren wir konstruktiv auf die schwindenden Personalressourcen?" Arbeitsgruppen wurden gebildet. Das Seelsorge-Personal , also Priester und Laien, werde sich bis zum Jahre 2040 um die Hälfte vermindern, stellte der Erzbischof fest. "Wir dürfen uns nicht länger selber betrügen", betonte er. Wie mag er das gemeint haben?
    Mit Zuversicht blickt er in die Zukunft. Er ist überzeugt von einer jungen, zum Aufbruch bereiten, lebendigen, mutigen Kirche. Dass immer weniger Menschen eine Bedeutung der Kirche für ihr Leben erkennen, nimmt der Bischof nicht wahr. Der Mitglieder-Schwund setzt sich fort. Mit welchem Personal die Kirche Zukunft gestalten will, bleibt ebenfalls unerwähnt.
    Bischöfe wird es geben. Auch siebenundzwanzig deutsche Bistümer bleiben bestehen. "Pfarreien der Zukunft werden neue Formen von Vergemeinschaftung ermöglichen." Das ist in einem Dokument des Bistums Trier nachzulesen. Bistümer werden nicht betroffen sein von möglichen Zusammenlegungen, da es viele Bischofs-Anwärter gibt.
    Muss man sich in den Dienst dieser Kirche stellen?

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    Scheineinigkeit auf Katholisch Wilhelm Weber

    Wenn in der Vergangenheit in der katholischen Kirche Reformen angemahnt wurden, war die stereotype Antwort der Kirchenleiter, dass es nur gesamtkirchliche Lösungen geben könne und keine teilkirchlichen. So hoch wurde das Gut der Einheit mit dem "Heiligen Stuhl" gehängt. Eher war es zu verantworten, Millionen von Christen vor den Kopf zu stoßen, als dass einem uneinsichtigen Papst "gesamtkirchlich" Druck gemacht worden wäre, barmherziger und menschlicher mit den Gläubigen umzugehen. So durften aus kirchenrechtlich gültiger Ehe Geschiedene, die wieder geheiratet hatten, nicht mehr zu den Sakramenten gehen, sie durften in kirchlichen Einrichtungen nicht beschäftigt werden oder wurden gekündigt, wenn Geschiedene, die in kirchlichen Betrieben arbeiteten, wieder heirateten. Rechtsmittel gab es nicht, auch keine Klagemöglichkeit vor dem Arbeitsgericht, weil nach dem Konkordat aus Hitlerzeiten die Kirche das Recht hat, in der Arbeitswelt der Kirche "ihre" Belange selbst zu regeln. Das allein schon ist in heutiger Zeit ein Skandal.
    Nun ist seit einem halben Jahr ein neuer Papst gewählt: Franziskus. Er bringt ein ganz anderes Gespür für Menschen mit. Er kommt aus der Seelsorge. (Papst Benedikt XVI. war nicht eine Stunde Pfarrer gewesen.) Franziskus lässt sich von der Not der Menschen anrühren. Das Ertrinken hunderter afrikanischer Flüchtlinge vor Lampedusa nennt er schlicht eine Schande für das reiche Europa. Es kümmert ihn der Mensch, ob getauft oder nicht. Die Armut macht Christus ähnlich, nicht erst die Taufe. Das ist neuer Wind im Vatikan. Neu ist auch die Einstellung, die der Papst in einem Interview durch die Herausgeber der Jesuitenzeitschriften hat verlauten lassen, dass nicht alle Fragen der Weltkirche zentral in Rom entschieden werden müssen. Er will den Bischofskonferenzen übertragen, ihre Probleme zu lösen. Der Vatikan und seine Behörden (die Franziskus mächtig verkleinert) sollen lediglich Hilfestellung anbieten, aber nicht mehr die letzte, alles entscheidende Instanz sein. Plötzlich wird Einheit ganz neu definiert. Ich habe den Eindruck, dass das einige Bischöfe leicht verwirrt. Denn schon verkündet der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz Erzbischof Zollitsch, dass (als Ergebnis des Dialogprozesses selbstverständlich) es in Zukunft einen Weg in seinem Erzbistum Freiburg geben werde, dass wiederverheiratete Geschiedene an der Kommunion teilnehmen dürfen. Andere Bischöfe erwägen, ähnliche Wege zu gehen, zögern aber noch. Vielleicht wollen sie auch erst abwarten, ob Zollitsch nicht doch noch einen Rückpfiff bekommt. Dann gibt es die Hardliner in Köln und anderen Diözesen, die auf keinen Fall ihre längst veraltete Meinung ändern wollen, und der Rest ist unentschlossen: mal sehen, was die anderen machen, sie scheuen ein eigenes Profil und vor allem Ärger mit den gefürchteten römischen Behörden. Ich spreche von einer bisherigen Scheineinigkeit. Denn auf einmal wird offenbar, dass die Front der Bischöfe in dieser Frage keineswegs in der Vergangenheit so geschlossen war wie vermutet. Die breitere Öffentlichkeit erfährt jetzt, dass der verstorbene Bischof Homeyer von Hildesheim bereits in den Jahren 1987, 1988 und 1990 in Hirtenbriefen Möglichkeiten aufgezeigt hat, wie wiederverheiratete Geschiedene mit der Kirche und ihren Sakramenten leben können. Und mal ehrlich: wenn die Pfarrseelsorger vor Ort sich nicht immer schon die Freiheit genommen hätten, wiederverheirateten Geschiedenen die Kommunion zu reichen, ja sie ihnen zu empfehlen, dann wäre im Volk die Wut auf die Bischöfe und ihre Ideologie von der Einheit mit dem Heiligen Vater noch viel größer. Papst Franziskus delegiert Verantwortung. Und das ist ein überaus gutes Zeichen, das von seinem Pontifikat ausgeht.
    Der Reformstau in unserer katholischen Kirche ist unendlich groß. Es gibt viele Fragen, die neu überdacht werden müssen und einer anderen Handhabe zugeführt werden müssen. Ich denke da an den Zwangszölibat, an die Bewertung einer Segnung homosexueller Paare, an die Änderung hierarchischer Strukturen mit mehr Demokratie und Kontrolle, an eine grundlegend andere Finanzierung des Kirchenapparates als durch Kirchensteuer, an einen Abbau kirchlicher Privilegien in der Gesellschaft und an viele weitere Dinge. Der Papst zeigt uns, was wirklich wichtig ist und wie brüchig manche Grundsätze sind, die in der Vergangenheit wie Fetische durch die Kirche getragen wurden. Franziskus wird es nicht leicht haben, aber wurde Zeit, dass er kam.

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    Wer aus der Kirche austritt, dem ist sie das Geld nicht mehr wert! Wilhelm Weber

    Leserbrief zum Thema "Kirchen laufen die Gläubigen weg" Nr. 288 Seite 11 Mayen

    Wer aus der Kirche austritt, dem ist sie das Geld nicht mehr wert!

    Es gibt viele Gründe, weshalb Leute aus der Kirche austreten. Ein Grund liegt sicher in der pastoralen Strukturreform, wodurch Gemeinden zusammengelegt, Gottesdienste gestrichen, pastorale Stellen gekürzt und trotz reichlichen Kirchensteueraufkommens in den letzten fetten Jahren auf Deuvel komm raus gespart wird. Der Rückgang der Gläubigenzahl wurde offiziell bislang mit dem demographischen Faktor begründet, der Schwund durch Kirchenaustritte verschwiegen. Viele kleine Gemeinden werden heute behandelt, als existierten sie gar nicht mehr. Kein Wunder, dass manchem der Dienst (Service) der Kirche das Geld (Kirchensteuer) nicht mehr wert ist.

    Andere Gründe für den Kirchenaustritt liegen in der Reformunfähigkeit der von Rom gesteuerten Theologie begründet. Frauen haben bis heute (in der katholischen Kirche) kein Recht, ein geistliches Amt zu übernehmen, nicht einmal das Diakonenamt. Geschiedene, die wieder geheiratet haben, haben in der Kirche alle Ehrenrechte verloren. Sie dürfen (müssen!) nur noch Kirchensteuer zahlen. Theologen, die an den Universitäten aufmucken, werden kalt abserviert - gefragt und karrieregefördert ist nur der aalglatte Hoftheologe. Homosexuelle Menschen, die offen zu ihrer Veranlagung stehen, werden im kirchlichen Dienst ausgegrenzt. Der Zölibat (Ehelosigkeit des Priesters) wird verteidigt wie eine heilige Kuh, obwohl es sich um eine Einrichtung menschlichen (und nicht göttlichen) Rechts handelt. Dass im Jahre 2008 für 27 Diözesen nur 95 Neupriester geweiht wurden, bewegt keinen zum Umdenken. Eine Ökumene, die die geistlichen Reserven aller Christgläubigen bündelt, ist nicht nur nicht gefragt, sondern verboten. Traditionalisten werden unter dem derzeitigen Papst gefördert wie selten zuvor in der Geschichte. Die Hoffnungen, die vom II. Vatikanischen Konzil ausgegangen sind, sind längst wieder eingesammelt worden.

    Was wir brauchen: Wir brauchen eine moderne Theologie und eine Sprache des Glaubens, die heutig und verständlich ist. Vor allem brauchen wir ansprechende (und durchaus anspruchsvolle) Gottesdienste und begeisternde Verkünder des Glaubens. Das durch die pastorale Strukturreform immer größer werdende Arbeitspensum der Priester wirkt hier kontraproduktiv. Die kirchliche Moral sollte sich durchaus an den erklärten Menschenrechten, die heute fast überall Anerkennung finden, orientieren. Auf keinen Fall darf man die ach so bösen, liberalen und ungläubigen Menschen für die Krise der Kirche verantwortlich machen. Ein Bedürfnis nach Spiritualität ist vorhanden, aber die Kirche vermag es nicht aufzugreifen. Die Fehler liegen im System!

    Wilhelm Weber, Pfr. i. R.
    Mayen

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    Wat fott es, es fott (Prädig opKölsch, 2014) Wilhelm Weber

    Leev Mädche un Junge vun Maye,
    leevFastelovendsjecke!

    Eimol em Johr han ich die Ihr,
    vun he bovve en der Kirch zo Üch zo spreche.
    Ich weiß die Guns zo schätze.
    Ich will Üch - wie all die Johre - de kölsche Eigenart jet nöher bränge.
    Die es nämlich en unsere katholische Kirch wigg verbreid.
    Ihr kennt doch dat kölsche Grundgesetz:
    § 1: Et es,…..
    § 2: Et kütt,……
    § 3: Et hätt noch immer ……
    Un dä § 4 heiß: Wat fott es, es fott.
    Un davun soll nu die Red sin.
    Noh däm Grundsatz "Wat fott es, es fott" dun die Stadtvätter vun Kölle
    schon zick iwige Zigge weetschafte.
    Doröm gehööt Kölle och zo denne zehn Städte en Deutschland,
    die die mieste Scholde han.
    Die denke luuter: Es doch egal - wat fott es, es fott.
    Han ich nit Rääch?

    Künnt Ehr met dem Name Tebartz-van Elst jet aanfange?
    Dä schöne Bischof "met golde Ringe un stattse Kledage"
    hät sing Bischofsresidenz en Limburg och schön gemaht.
    Zwei Millione Euro woodten dofür genehmigt,
    usgegovve hät hä ävver zwesche dressig un veezig Millione.
    Dä hätt och gedaach: Wat fott es, es fott.
    No sin Spörhüng us der Bischofskonferenz ungerwäs
    un söken em ganze Huus,
    wo der Bischof de Grosche hergehollt hät.
    Kirchestüür hät hä angeblich nit gebruch.
    Ich meine: en dem Bistum flög vill zo vill Geld eröm.
    Han ich nit Rääch?

    Wann Ehr meint, Limburg wör ene Einzelfall,
    dann sid Ehr schlääch informeet.
    Säht Üch der Name Marx jet?
    Nä, ich meine nit der Philosoph und Sozialreformer Karl Marx,
    dä 1818 en Trier op de Welt kom,
    ich meine der Bischoff Reinhard Marx,
    dä 2007 Trier verlosse hät,
    öm Ääzbischof vun Münche zo wääde.
    Dä hät 2012 medden in Rom 400 Meter vum Vatikan entfernt
    en ald Kluster gekauf för 12 Millione Euro, ne richtige Schnapp.
    Do wor fröher en Alterheim dren.
    Un nu weed dat Dinge ömgebaut un renoveed - för 4 Millione Euro.
    Wann alle fädich es,
    dann hätt dä Ääzbischof vun Müchen
    medden en Rom e Gästehuus mit 10 Gästezimmere.
    Woröm dä Ääzbischof vun Müchen 400 Meter vum Vatikan entfernt
    e Gästehuus han muss,
    dat weiß keiner.
    Dä hätt doch Residenzpflich in München un nit in Rom.
    Han ich nit Rääch?

    Ich meine, et wör vielleich billiger,
    wann Seine Eminenz Marx, wann se sich grad in Rom aufhält,
    em leestehenden Papstpalast schlofe wööd.
    Do künnt mer jo zor Nut noch e paar Feldbedde opstelle
    för et Gefolge seiner Eminenz.
    So groß es de Famillich vum Ääzbischof Marx jo och widder nit.
    Han ich nit Rääch?

    Dä Kardinal Marx deit noch e Schöppche drop:
    2006 hät Kardinal Wetter, dem Marx singe Vörjängereminenz,
    en de beste Geschäffslag vun München,
    ganz en der Nöh vun der Liebfrauenkirch
    för schlappe 86 Millione Euro e Grundstöck gekauf.
    Dodrop weed em Momang e neu Generalvikariat gebaut.
    Gesamtkoste: 136 Millione Euro -
    Selvsverständlich us dem Vermögen des Ääzbistums,
    nit us Kirchestüürmeddele. -
    Wo ävver is do der Ungerscheed?
    Mer hät dat Geföhl, dat dat Geld fott muss.
    Han ich nit Rääch?

    Wann der Paps all die Protzbischöf en Zwangsurlaub schicke dät,
    wie hä dat beim Bischof Tebartz-van Elst gedon hät,
    dann wören en Deutschland baal alle Diözesen ohne Bischof.
    En Limburg klappt dat ganz god.
    Han ich nit Rääch?

    Un jetz well ich Üch zeige,
    wie mer der Spruch "wat fott es, es fott" richtig versteiht,
    un zwor ganz em Senn vun unserem Paps Franziskus.
    Opgepass!
    Em drette Johrhundert noh Christus ging et der Kirch gar nit god.
    Der römische Kaiser Valerian dät se verfolge.
    Paps wor domols Sixtus II.
    Dä woodt gefange genomme un geköpp.
    Un dann gov et en der päpsliche Verwaltung ene Diakon,
    Laurentius met Name.
    Dä wor för die Ärme in der Stadt Rom zoständig
    un glichziggisch för de päpsliche Finanze.
    Wie no der Paps ömgebraht woode wor,
    wollt dä Kaiser vom Laurentius et ganze Kirchevermöge han.
    Laurentius, nit dumm, dät sage:
    Gev mir drei Dag Zigg,
    un ich will dir die Schätze der Kirch präsenteere.
    En denne drei Dag dät Laurentius unger de Häng
    dat ganze Vermöge an die ärm Lückscher in Rom verdeile.
    Hä daach: Wat fott es, es fott.
    Un noh denne drei Dag reef hä die Ärme zosamme
    un dät se dem Kaiser präsenteere
    un saht:
    "Die ärm Lückscher he sin die wohre Schätze vun der Kirch."
    Su is dat Geld vürher en de richtige Häng gekumme.
    God, hingenoh han se der Laurentius om Rost gebrode -
    bei lebendigem Liev.
    Ich ben der Meinung, dat dat en richtig schön Geschichte es.
    Han ich nit Rääch?

    Ich ben ihrlich:
    Su ene Ömgang mem Geld,
    wie et dem Laurentius nohgesaht weed,
    hätt et en der Kirch en ech noch nie gegovve.
    Un doröm säht mer för so en schön Geschichte och Legende.
    Legende wölle uns zeige, wie einfach et sin künnt,
    de Welt zom Gode zo verändere -
    wann mer et nor ihrlich wöllt.
    Han ich nit Rääch?

    Üüre Applaus zeig mer,
    dat Ehr et begriffe hat,
    wo et en Wiklichkeit em Levve drop aankütt.
    Un do drop rofe mer e dreifach
    Maye Mayoh!
    Maye Mayoh!
    Maye Mayoh!

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    Witwenweihe Wilhelm Weber

    Die am 13. Februar 2016 in Mayen stattgefundene Witwenweihe, die erste in Deutschland, nachdem der Brauch der frühen Kirche im Mittelalter in Vergessenheit geriet, regt mich zur Diskussion an. Es geht hier nicht um die Person, die geweiht wurde, sondern um das Wiederaufleben einer Tradition, die mir bedenklich erscheint. Wenn hier von einem Keuschheitsgelübde die Rede ist (gemeint ist der Verzicht auf sexuelle Betätigung oder erneute Eheschließung), dann besteht die Gefahr, dass im Volk ein Leben mit Sexualität (eben auch in der Ehe) als Un-Keuschheit verstanden wird. Zumindest wird das Leben "in Keuschheit" als höherwertig angesehen als ein Leben mit ganz normaler Sexualität. Ich habe immer gedacht, dass diese verklemmte Sexualfeindlichkeit in der Kirche längst überwunden wäre, aber - Pustekuchen! - sie feiert fröhliches Urständ. Glaubt wirklich einer daran, dass solche Zölibatsbesessenheit nach der Ehe (es handelt sich ja um Witwen) die Kirche im 21. Jahrhundert weiterbringt? Wer nach einer "glücklichen" Ehe froh ist, nun endlich zölibatär leben zu dürfen, der soll das in aller Bescheidenheit und meinetwegen auch mit innerer Freude tun, aber das bedarf keiner kirchlich-liturgischen Veredelung. Mich würde wirklich interessieren, wie ein Tiefenpsychologe dieses neue Phänomen in unserer Kirche beurteilt.

    Außerdem verpflichtet sich bei der Witwenweihe die Kandidatin zu guten Werken vor allem im kirchlichen Sinn und zum Nutzen der Kirche. Werden die guten Werke wirklich noch besser, wenn ihnen eine Weihe vorausgeht? Tausende von Flüchtlingshelfern leisten z. Zt. enorme Hilfe - auch ohne Weihe. Also: Was soll der Quatsch? Oder geht es am Ende doch nur um die große Show in der Öffentlichkeit.?

    Bischof Ackermann, der - wie es heißt - Pfarrer Veit beauftragt hat, diese Weihe vorzunehmen, hat bislang über diese wieder aufgelebte Witwenweihe kein öffentliches Wort verlauten lassen weder auf der diözesanen Homepage noch im Paulinus, der Trierer Kirchenzeitung. Ich habe nicht den Eindruck, dass die Wiedereinführung der Witwenweihe für Bischof Ackermann ein großes Anliegen ist. Das spricht für ihn.

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    Zölibat in der Diskussion Wilhelm Weber

    Meine lieben Zuhörerinnen und Zuhörer!

    Der Münsteraner Kirchenhistoriker Professor Hubert Wolf hat jüngst ein Buch veröffentlicht über den Zölibat. In 16 Kapiteln bündelt er historische Erkenntnisse und aktuelle Argumentationen zum Thema Zölibat. Ich nehme das zur Grundlage für einige Statements in der gegenwärtigen Diskussion um den Zölibat.

    1. Statement:
    Die Kirchengeschichte kennt kein durchgehendes Zölibatsgesetz für Priester, das vom Neuen Testament bis heute die Ehelosigkeit des Priesters vorschreibt. Bekanntlich hat Jesus die Schwiegermutter des Petrus geheilt. Das berichten alle drei synoptischen Evangelien. Wenn also Petrus der erste Papst war, dann war der erste Papst verheiratet.
    Erst langsam hat sich die Ehelosigkeit als Lebensform des Priesters entwickelt. Sehr früh schon wurde die Forderung erhoben, dass der Priester bzw. Bischof nur einmal verheiratet sein durfte. Dann wurde die zeitweise Enthaltsamkeit der Priester gefordert vor allem vor der Wahrnehmung des Altardienstes - ähnlich dem Nüchternheitsgebot der Laien früher vor dem Empfang der Kommunion. Erst am Ende des 1. Jahrtausends wurde die generelle Enthaltsamkeit des Priesters in der Ehe (!) gefordert, während die Priesterehe weiterhin geduldet wurde und nicht als Skandal galt.
    Begründet wurde gelegentlich die Forderung der Ehelosigkeit des Priesters auch mit einem Argument des Erbrechts. Nach damaligem Erbrecht waren nur die ehelichen Kinder erbberechtigt, nicht die uneheliche. Damit ging die Pfründe, die mit dem Amt verbunden war, an die Kirche zurück und nicht an die Kinder.
    Nach der Reformation, wo in der evangelischen Kirche die Zölibatspflicht nicht mehr galt, wurde der Zölibat zu einer Frage der Rechtgläubigkeit und des katholischen Kirchenverständnisses, also zu Argument der Abgrenzung.
    Die entscheidende Einschärfung der Zölibatspflicht brachte das Kirchliche Gesetzbuch von 1917 (CIC). Erst da wurde eine bestehende Ehe zum Weihehindernis. Wer trotzdem heiratete, wurde unehrenhaft aus dem Amt entfernt - wie das heute auch noch der Fall ist. Kein Wunder, dass sich bis heute kein Bischof traut, diese Tabuzone Zölibat anzutasten. Das Argument lautet: "Das kann man nur gesamtkirchlich lösen - sprich: Das kann nur der Papst mit einem Machtwort ändern.
    Nun hat der Papst die südamerikanischen Bischöfe aufgefordert, für die im Herbst beginnende Bischofssynode mit ihnen "mutige Vorschläge" zu machen, wie man dem Priestermangel begegnen könne; denn dort gibt es noch viel weniger Priester als bei uns. Und auch das Zölibatsgesetz soll da auf den Prüfstand. Wozu wir bisher nicht in der Lage waren, das sollen nun die Südamerikaner richten.

    2. Statement:
    Die römisch-katholische Kirche kennt durchaus auch die Ausnahmen vom Zölibat, sie kennt also Priester, denen es gestattet ist, verheiratet zu sein. Es sind solche Pfarrer, die aus christlichen Kofessionen zum katholischen Glauben konvertieren.
    Diese Ausnahmen finden wir vor allem in den Ostkirchen. Denn in der Vergangenheit hat es immer mal Versuche gegeben, dass Teile der Orthodoxie die volle Gemeinschaft mit der römischen Kirche angestrebt hatten. Wo das gelungen war, wurde den orthodoxen Geistlichen gestattet, ihre Ehen weiter zu führen, wenn sie den Papst als Oberhaupt der katholischen Kirche und all seine Funktionen anerkannten und natürlich auch dem katholischen Glauben zustimmten.
    Bekannt sind vom Zweiten Vatikanischen Konzil folgende Worte des damaligen Patriarchen der melkitischen griechisch-orthodoxen Kirche Maximos IV. Saigh, nachdem westliche Konzilsväter die Erhabenheit des Zölibats gepriesen hatten: "Wenn man die Schönheit des zölibatären Priestertums hervorhebt, soll man nicht die parallele und gleichfalls apostolische Tradition eines Priestertums zerstören oder missachten, das die Bande der heiligen Ehe auf sich genommen hat." Und im Hinblick auf die heftigen Auseinandersetzungen um die Aufhebung des Zölibats in der lateinischen Kirche, bemerkte der Patriarch lapidar: "Das Priestertum ist eher eine Funktion als ein Lebensstand. Es ist nicht an die persönliche Vollkommenheit gebunden, wie der Zölibat an Gott, sondern an den Nutzen der Kirche. Der Zölibat kann verschwinden, wenn es der Nutzen des kirchlichen Amtes erfordert. ....Im Bedarfsfall muss nicht das Priestertum dem Zölibat, sondern der Zölibat dem Priestertum geopfert werden."
    Seit den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ist es auch Praxis, dass ein evangelischer Pfarrer, der zum katholischen Glauben konvertiert, mit päpstlicher Erlaubnis zum katholischen Priester geweiht werden darf - selbstverständlich unter Beibehaltung seiner bestehenden Ehe. Ähnliches gilt auch bei der Konversion anglikanischer Pfarrer zum Katholizismus.

    3. Statement
    Ungeklärt bleibt (auch wissenschaftlich) derzeit die Frage, ob der Zölibat für den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch zölibatär lebende Priester und Diakone ein Risikofaktor darstellt oder nicht. Wenn das der Fall sein sollte, gehörte der Zölibat schnellstens abgeschafft. Doch damit wäre das Problem des sexuellen Missbrauchs sicherlich nicht erledigt. Aber entschärft würde es meiner Ansicht weiter dadurch, wenn Frauen voll ins Amt integriert würden. Aber das ist ein Riesenthema für sich.
    Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und bitte Sie inständig: Interessieren Sie sich für diese Themen, reden Sie mit und helfen Sie der Kirche in eine menschliche Zukunft!

    Amen.

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    Zölibat auf dem Prüfstand Wilhelm Weber

    Meine lieben Zuhörerinnen und Zuhörer!

    Zum Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche stellte die Deutsche Bischofskonferenz am 25. September eine Studie vor, die das Ausmaß des Problems in der Zeit von1946 bis 2014 beleuchtete. Die Autoren der Studie hatten selbst keinen direkten Zugriff auf die Akten der Kirche; vielmehr arbeiteten sie mit Fragebögen, um Informationen von den Bistümern zu erhalten. Der Erhebung zufolge wurden in Deutschland in der besagten Zeit 3677 Kinder und Jugendliche Opfer von sexuellem Missbrauch. Beschuldigt werden dafür 1670 Geistliche. Es wurde nichts aufgedeckt, was bis dato unbekannt war, sondern es wurde gesammelt, was in den Archiven festgehalten war und damit grundsätzlich zumindest dem Bischof bekannt war oder bekannt sein sollte. Unverständlich für mich daher das Entsetzen der Bischöfe allen voran das Entsetzen des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Marx über das ungeahnte Ausmaß des Missbrauchs. Es wurde zwar allgemein eingeräumt, dass lange weggeschaut und vertuscht worden sei, aber nicht einer hat gesagt: "Ich habe weggeschaut" und "Ich habe vertuscht."

    Es sind Konsequenzen angekündigt worden. Man darf gespannt sein auf das, was irgendwann kommt. Nach meinem Dafürhalten gehört ganz sicher der Zölibat auf den Prüfstand. Warum?

    Die Situationsanalyse zeigt, dass die Missbrauchstäter in der Regel unverheiratete Männer sind, denen es verboten ist, ihre Sexualität in irgendeiner Form auszuleben. Die gewünschte und erwartete Sublimierung dieses Verzichts in einem überdurchschnittlichen seelsorglichen Engagement gelingt bei weitem nicht immer. Der Wunsch nach einer intimen Beziehung, der der Schöpfung grundsätzlich eingestiftet ist, findet in aller Regel in der Ehe eine legitime Erfüllung. Das gilt übrigens genauso für Menschen mit anderer sexueller Orientierung, sprich: für schwule und lesbische Menschen. Warum sollte diese Lebensform der Familie der Seelsorge abträglich sein? Familie - in welcher Form auch immer - ist ein Lern- und Erfahrungsraum, der der Seelsorge zugutekommen kann.

    In der evangelischen Kirche, wo die Pfarrer verheiratet sein dürfen oder sogar sein sollen, ist sexueller Missbrauch viel seltener. Der Zölibat macht sexuellen Missbrauch vor allem zu einem katholischen Problem. Übrigens ist sexueller Missbrauch durch ständige Diakone, die ja auch meist verheiratet sind, um 80% seltener als bei zölibatären Priestern. - Und jetzt blicke ich noch einmal auf die evangelische Kirche: sie hat uns voraus, die Anwesenheit des weiblichen Anteils in der kirchlichen Amtsführung. Wo Frauen mitwirken, ändert sich die Atmosphäre. Frauen sind am allerwenigsten anfällig für sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen. Nicht umsonst sind Missbrauchsbeauftragte meist Frauen. Und die machen ihren Job gut.

    Mit dem Wegfall des Pflichtzölibats wäre unsere Kirche natürlich noch nicht saniert, aber das eine spezielle Problem könnte dadurch entschärft werden. Und ich habe heute vor allem auf diese Frage mein Augenmerk gerichtet. - Es gibt darüber hinaus in der Kirche noch unendlich viel zu tun. Packen wir`s an!

    Amen.

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    Zukunftsperspektiven der kleinen Gemeinden heute Wilhelm Weber

    Liebe Freundinnen und Freunde hier in St. Christophorus!

    Als erstes sage ich Ihnen allen herzlichen Glückwunsch zum 50jährigen Bestehen dieser Gemeinde. Diesen Glückwunsch sage ich insbesondere aber auch den Seelsorgerinnen und Seelsorgern, die hier z. Zt. die pastorale Verantwortung haben. Für mich ist es eine Ehre und Freude zugleich, dass Sie mich eingeladen haben, in diesem Festgottesdienst zu predigen; bin ich doch Ende der 70er Jahre hier selber mal für drei Jahre Pastor gewesen - als Militärpfarrer. Da ich die Sorgen und Probleme insbesondere der kleinen Gemeinden kenne, möchte ich hier einige Gedanken vortragen über die Zukunftsperspektiven der kleinen Gemeinden heute.

    "Zukunft heute" und die kleinen Gemeinden

    Die pastorale Strukturreform, die im Erzbistum Köln "Zukunft heute" genannt wird, gibt den kleinen Gemeinden eigentlich kaum noch Perspektiven für die Zukunft. "Zukunft heute" ist ein Sparprogramm, wie der Herr Kardinal in seinem Hirtenbrief Ende September selber gesagt hat. Gespart wird natürlich am liebsten beim Personal. Und da kommt der Priestermangel dem Sparzwang sehr gelegen. Alle anderen Dienste werden einfach als nachgeordnet qualifiziert, und so verschwinden mit der Priesterstelle zwangsläufig das Pfarrbüro und auch die Küster- und Organistenstelle. Die Kindergärten schrumpfen automatisch mit der Zahl der katholischen Kinder. Wenn eine Gemeinde das alles einfach so hin nimmt, ist sie bald nicht mehr da. Dann ist die Kirche verwaist, das Pfarrbüro geschlossen, der Kindergarten aufgelöst, und die Gemeinde verliert ihre Selbständigkeit. Wenn sie Pech hat, wird ihre Kirche verkauft.

    Dass das alles hier in St. Christophorus so noch nicht eingetreten ist, das spricht für die Gemeinde, insbesondere für den unermüdlichen Einsatz der Ehrenamtlichen und des Pastoralteams Ihres Pfarrverbandes. Diesem Team gehört ja auch Paul Meisenberg an, der jetzt seit 27 Jahren der Seelsorger vor Ort ist und damit die Beständigkeit in Person. Das war und ist gut für die Gemeinde und hat sie bisher vor dem Untergang bewahrt.

    "Zukunft heute" hat keine Zukunft; denn es geht bei diesem Programm nur ums Einsparen von Geld, nicht aber um das Wohl der Gläubigen. Das aber muss das höchste Gebot bleiben. Darum gilt es zu überlegen: Was ist zu tun, um dem Kahlschlag der herkömmlichen Gemeindestrukturen zu begegnen?

    Überlebensstrategien der kleinen Gemeinden

    Es geht in der Tat ums Überleben. Dafür ist ganz wichtig, dass die kleinen Gemeinden ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln. St. Christophorus z.B. ist zwar eine kleine Gemeinde, aber mit ihren über 1000 Katholiken immerhin um 50% größer als die Kirchengemeinde der Hohen Domkirche in Köln. Und die Katholiken in Lichtscheid sind nicht weniger bedeutsam als die der Kölner Innenstadt. "Zukunft heute" verfolgt nun das Ziel, kleinere Gemeinden aufzulösen (natürlich nicht die Domgemeinde) und in größeren Gemeinden zusammenzufassen. Das aber ist gar nicht so einfach. Denn eine Kirchengemeinde auflösen kann nur der eigene Kirchenvorstand selber durch einen entsprechenden Beschluss. Soll also eine Strukturveränderung stattfinden, muss verhandelt werden. Und wer verhandelt, darf auch mal nein sagen, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Schließlich geht es um einen fairen Interessenausgleich aller Beteiligten. Gehorsames Einschwenken aus Bequemlichkeit, Angst oder Resignation entspricht nicht dem christlichen Menschenbild.

    Erfahrungsgemäß sind kleine Gemeinden viel lebendiger und halten mehr zusammen als das in riesigen Kirchengemeinden der Fall ist. In meinen Augen wäre es völlig falsch und pastoral unverantwortlich, die lebendigen kleinen Gemeinden zu vernachlässigen oder gar aufzulösen, um sie dann mit anderen zusammen in einer Mammutgemeinde aufgehen zu lassen. Das wäre geistliches Potenzial verschleudert! St. Christophorus ist eine lebendige Gemeinde, und hier gehört immer ein Seelsorger hin. Man kann nicht auf der einen Seite den Priestermangel beklagen und auf der anderen Seite ihn zum Maßstab für "Zukunft heute" machen. Wenn in Gemeinden, wo der Glaube lebendig ist, keine Eucharistie mehr gefeiert werden kann, dann dürfen Themen wie "Frau im Priester- oder Diakonenamt" oder "Verheiratete am Altar" kein Tabu mehr sein. Wenn man Gläubigen die Heimat nimmt, dann suchen sie sich eine neue - aber meist außerhalb der Kirche.

    Zur Überlebensstrategie in schweren Zeiten gehört auch die Selbstorganisation. Was meine ich damit? Eine lebendige Gemeinde tut selbst etwas fürs Überleben. Und Sie, meine lieben Christen von St. Christophorus, sind längst dabei, indem Sie einen Ruhestandsgeistlichen für die nötigsten sakramentalen Dienste gewonnen haben, aber selber dafür einstehen, dass auch Gemeindeleben stattfindet. Es muss nicht der Pastor Jugendarbeit machen, das können andere auch (manchmal sogar besser). Es muss nicht jede Gemeindeaktivität vom Pastor ausgehen, das kann Gemeinde selber organisieren. Die Nachbarschaftshilfe unter jungen Familien muss so selbstverständlich sein, wie die Sorge um Alte und Kranke in der Gemeinde Aufgabe aller ist. Selbstorganisation ist hier das Stichwort, das eine sehr weite ökumenische Dimension annehmen kann. Denn viele Aufgaben - besonders im sozialen Bereich - kann man vor Ort mit den Betroffenen gemeinsam angehen. Das trägt auch zur Integration jener bei, die hier fremd waren oder noch fremd sind. Gesellschaftliche Integrationsarbeit ist nämlich zugleich Integration der Kirche in eine veränderte Gesellschaft.

    In der heutigen Situation ist außerdem Kreativität gefragt. Kreativität sucht und findet neue Wege, mahnt Veränderungen an, probiert aus und macht einfach mal. Der französische Schriftsteller Jean Cocteau hat einmal gesagt: "Es gibt keine schöpferische Tätigkeit ohne Ungehorsam" . Da ist was dran. Es ist in der Kirche wie in einer Familie, wo die Kinder erwachsen werden. Solange diese tun, was die Eltern sagen und wollen, gelten sie als wohlerzogen und brav. Aber irgendwann ist Schluss mit Bravsein. Dann überschreiten sie die elterlichen Vorgaben und verantworten eigene Normen und verfolgen eigene Ziele. Gute Eltern begreifen, dass das richtig, wichtig und notwendig ist. Mündig werden ist nicht selten Konflikt beladen. So ist es auch in der Kirche. Die meisten Laien haben den Status des unmündigen braven Kirchenkindes längst hinter sich gelassen - zum Leidwesen vieler Kleriker. Laien möchten Verantwortung übernehmen - vor allem die Frauen - auch in den Bereichen, die traditionell dem Klerus vorbehalten waren. Das führt notwendig zu Konflikten mit den bestehenden Autoritäten. Aber das muss so sein. Eine Kirche, die sich nicht verändert, stirbt.

    Viele Reformen sind notwendig

    Reformen sind notwendig, auch ein Sparprogramm, wie es "Zukunft heute" darstellt. Das finanzielle Desaster, aus dem das Sparprogramm herausführen soll, ist schon seit langem absehbar. Denn das Schrumpfen der Gemeinden und damit der finanziellen Ressourcen liegt nicht nur im Kindermangel begründet, sondern auch in den dauerhaft hohen Kirchenaustrittszahlen. Diese wurden in der Vergangenheit bewusst für unbedeutend erklärt, dabei liegen sie im Erzbistum Köln immer noch jährlich knapp unter 10.000. Doch wer meint, die Kirche allein mit einem Sparprogramm zukunftsfit machen zu können, irrt.

    Die Kirche braucht viele Reformen. Sie muss sich ingesamt verändern. Sie braucht eine Entrümpelung der Theologie, eine neue Sprache der Verkündigung, eine neue Sicht des Menschen, der Frau insbesondere, der Sexualität, des Zusammenlebens der Menschen, der Bewertung der Gläubigen jenseits der katholischen Kirche, der Laien in der Kirche und deren Aufgaben und vieles mehr. -

    Ich denke: Sie in St. Christophorus werden Ihren Weg gehen; Sie werden zeigen, welches Potenzial in einer kleinen Gemeinde steckt; Sie werden offen sein für Reformen, die die Kirche wirklich weiter bringen; Sie werden Ihre Dankbarkeit und Ihre Hoffnung in frohen Gottesdiensten feiern; Sie werden weiterhin und noch mehr eine selbstbewusste, aktive und einfallsreiche Gemeinde sein; und Sie werden es nicht zulassen, dass das Gotteshaus geschlossen wird, weil es bei Gottesdiensten aus den Nähten platzt. Sie sind auf dem richtigen Weg. Gehen Sie ihn weiter in der Kraft Gottes - gemäß dem Psalmwort (28,7): "Der Herr ist meine Kraft und mein Schild, mein Herz vertraut auf ihn."

    Amen.


    Festpredigt zum 50jährigen Bestehen der Kirchengemeinde St. Christophorus in Wuppertal-Lichtscheid am 26.Nov. 2006

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    Zur Zukunft der Kirche Wilhelm Weber

    Meine lieben Zuhörerinnen und Zuhörer!

    Dieser Tage wurde eine Studie der Universität Freiburg bekannt, die von der Kirche selbst in Auftrag gegeben worden war, wonach die Mitgliederzahlen der Kirchen sich bis zum Jahre 2060 halbieren werden. Das heißt konkret: von den derzeit 44 Millionen Kirchenmitgliedern wird es in 40 Jahren nur noch 22 Millionen geben. Als die zwei wesentlichen Ursachen wurden genannt: der demographische Faktor, also der Rückgang der Geburtenzahlen und damit weniger Taufen und die Kirchenaustritte, außerdem vermindert sich der christliche Anteil der Bevölkerung durch die Zuwanderung anderer Religionen. Die Kirchen sind auf dem Wege, in der Gesellschaft eine Minderheit zu werden.


    Diese Entwicklung wird uns in Zukunft noch öfter beschäftigen. Kardinal Marx hat schon beschwichtigt, man brauche nicht in Panik zu verfallen. 22 Millionen Kirchenmitglieder würden schon dafür sorgen, dass genügend Geld zusammenkomme, um den Kirchenbetrieb aufrechtzuerhalten. Das ist eine Perspektive, die vor allem die Finanzen im Blick hat. Doch nicht allen Menschen geht's nur ums Geld. Da gibt es Gläubige, die werden jetzt sagen, dass angesichts dieser Prognose längst fällige Reformen zügig angepackt werden müssen. Sie fordern die Abschaffung des Pflichtzölibats, Frauen im Priester- und Diakonenamt und dergleichen. Andere dagegen werden sagen, genau das Gegenteil sei jetzt richtig: Besinnung auf die Kernaufgaben, konservative Liturgie, fordern Schluss mit allen Experimenten und betrachten ein traditionelles Kirchenverständnis als das Allheilmittel. Beide Richtungen - so unterschiedlich sie sind - verfolgen das gleiche Ziel: sie möchten verhindern, dass das eintritt, was die Studie vorhersagt.

    Es ist immer das Gleiche: alle wünschen sich im tiefsten Herzen eine ecclesia triumphans - eine glänzende und triumphierende Kirche; eine Kirche, die reich ist und finanziell gut gestellt; eine Kirche, wo die Verkündigung nur Gott und der Wahrheit verpflichtet ist; eine Kirche, die einflussreich ist und überall gehört und geachtet wird; eine Kirche, wo es selbstverständlich keinen sexuellen Missbrauch gibt; eine Kirche, wo alle ihren Glauben leben, zum Gottesdienst kommen und wo einer für den anderen da ist; die Kirche soll mächtig sein, überall mitreden, überall mitbestimmen, gehört werden und geachtet sein. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass es eine solche Kirche oder auch nur eine einzige solche Kirchengemeinde nicht gibt - obwohl wir pausenlos daran arbeiten.

    Und dann macht eine Studie die Zukunftsaussage: in 40 Jahren gibt es nur noch 50% der Christen, und jeder rechnet weiter: in 80 Jahren gibt es keine Christen mehr, sind die Kirchen am Ende.

    Wenn Sie jetzt meinen, ich könnte ein schlüssiges Konzept für die Zukunft der Kirche vorlegen, muss ich Sie enttäuschen. Dennoch stellt sich die Frage: Was tun? Ich halte es da eher mit der ersten Gruppe. Dazu ein paar grobe Linien:

    " Die Kirchen sollten keine Zeit mehr damit vertun, sich voneinander abzugrenzen, sondern nach Wegen der Zusammenarbeit suchen und schnellstens alte Baustellen beseitigen.
    " Die Frauenfrage ist längst überfällig. Kein Beruf schließt heute in unseren Breiten mehr die Frau so kategorisch aus, wie unsere Kirche das noch tut. Natürlich gibt es schon hier und da in der Männerwelt Kirche die eine oder andere Frau mit verantwortungsvollem Posten. Dabei hat es aber keinen Sinn, eine Frau etwa zur Personalchefin zu machen, wenn sie selber nicht die Möglichkeit hatte, den priesterlichen Dienst in der Praxis kennenzulernen.
    " Unsere Sexualmoral bedarf einer gründlichen Revision. Dazu gehört die Aufhebung jeder Fremdbestimmung: das bedeutet Abschied vom Zwangszölibat, Anerkennung und seelsorgliche Begleitung der Zweitehe Geschiedener sowie die Beseitigung von Diskriminierung schwuler und lesbischer Menschen. (In letzterer Frage hat sich Bischof Franz-Josef Overbeck von Essen neulich stark gemacht, neue Denkanstöße in die Diskussion zu bringen. Man wird abwarten, was dabei rauskommt. Hoffentlich nicht nichts!). Sexuelle Fremdbestimmung ist nicht weit entfernt von sexueller Gewalt.

    Wenn es den Bischöfen in naher Zukunft Ernst ist mit Reformen, dann wird es in naher Zukunft in der Kirche interessant.

    Amen.

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