Spong, John Shelby: Was sich im Christentum ändern muß. Ein Bischof nimmt Stellung
Kritik:
Das Bischofsamt, das der Anglikaner J.S. Spong zwanzig Jahre lang in Newark, New Jersey (USA) innehatte, weist ihn sicher als Mann der Kirche aus Um so erstaunlicher sind daher seine Thesen darüber, was sich im Christentum auf Dauer ändern muß und ändern wird. Wer das Buch zu lesen anfängt, wird es so schnell nicht auf Seite legen.
Worum geht es? Spong will "den authentischen, christlichen Glauben mit dem Wissen und Bewußtsein unserer Zeit versöhnen" (S. 14). Sich selbst bezeichnet er als "einen geradezu von Gott eingenommenen Menschen" (S.19). Doch kann er den authentischen, christlichen Glauben in der Sprache und Vorstellung des Glaubensbekenntnisses und vieler biblischer Bilder nicht mehr finden, weshalb er sich als Gläubiger im Exil bezeichnet. Und so stellt Spong die Aussagen des Glaubensbekenntnisses auf den Prüfstand. Das Ergebnis ist, daß sein Gottesbild keine theistische (Gott als persönliches, überweltliches, übernatürliches Wesen, das in die Geschichte eingreift) Prägung mehr hat. "Aber Theismus und Gott sind nicht dasselbe. Theismus ist nur eine menschliche Definition Gottes" (S. 64). Die Alternative dazu ist nicht der Atheismus, sondern: "Gott ist vielmehr die unausweichliche Tiefe und die Mitte von allem, was ist ..... Gott ist der Urgrund des Seins selbst" (S. 89). Mit diesem veränderten Gottesverständnis macht sich Spong auf, Jesus im Neuen Testament neu zu entdecken. Er sucht nach den ursprünglichen Erfahrungen, die hinter den Bildern, Geschichten und mythischen Ausdrucksweisen stehen. Und so wird der Geist zu einem Schlüsselbegriff der Gotteserfahrung in Jesus. Er ist das menschliche Antlitz Gottes. Das Wort des Johannesevangeliums "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben" (14,6) veranlaßt Spong zu der Aussage: "Da ist Jesus für mich der Weg in das Herz Gottes, den Urgrund des Seins. Jesus ist für mich die Wahrheit, in der ich mein Leben mit theologischer und menschlicher Aufrichtigkeit leben kann. Jesus ist für mich das Leben, das uns allen bekannt gemacht hat, was der Sinn des Lebens ist. So nenne ich ihn den HERRN, nenne ich ihn CHRISTUS und unterstreiche, daß er es ist, wo ich Gott treffe" (S. 159).
Wenn es keinen jenseitigen Gott gibt, der in unser Leben eingreift, dann muß das Gebet neu definiert werden; denn es enthält ja fast immer die Aufforderung, Gott möge doch dieses oder jenes in unserem Leben bewekstelligen. Und so widmet Spong diesem Thema ein eigenes Kapitel. Für mich ist es nicht sehr überzeugend, ebenso das folgende Kapitel über die Begründung der Ethik. Trotzdem ist das Buch lesenswert, vor allem, weil es viele Fragen stellt; Fragen, die jenes Unbehagen formulieren, daß moderne Menschen haben angesichts der traditionellen Glaubenssprache.
Buchdaten:
Autor(en): Spong, John Shelby Titel: Was sich im Christentum ändern muß Verlag: Patmos ISBN Nummer: 3-491-72481-3
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