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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Buchempfehlungen    Bücher über Religion  ›  Küng, Hans: Der Anfang aller Dinge Moderatoren: Weber
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Küng, Hans: Der Anfang aller Dinge  Dieses Thema wurde bisher 3.938 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
05 November 2005, 01:41 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Beiträge: 210
Küng, Hans: Der Anfang aller Dinge – Naturwissenschaft und Religion.

Kritik:

Es ist das Buch, das dem Papst so gut gefallen hat, hörte man nach der Audienz von Küng bei Papst Benedikt XVI.

Worum geht es? „Es geht um nichts weniger als um Ursprung und Sinn des Weltalls als Ganzes, ja, der Wirklichkeit überhaupt“ (S. 16). Der erste Teil (A) des Buches ist der Fragestellung und der Darlegung der Arbeitsmethode gewidmet. Die Naturwissenschaften und die Geisteswissenschaften (insbesondere Philosophie / Theologie) haben ihre je eigenen Fragestellungen an die vielschichtige und vieldimensionale Wirklichkeit. Keine Wissenschaft darf ihre Erkenntnisse und Theorien absolut setzen, keine darf sich in wohlmeinendem Harmoniebedürfnis die Forschungsergebnisse der anderen Wissenschaften dienstbar machen zur Stützung der eigenen Theorien, vielmehr fordert Küng die Bewahrung der Eigensphären: illegitime Übergänge sind zu vermeiden und Verabsolutierungen abzulehnen. Auf diese Weise will er zu einer kritisch-konstruktiven Interaktion von Naturwissenschaft und Religion gelangen, zu einer gegenseitigen Befragung und Bereicherung der Wirklichkeit als ganzer in allen ihren Dimensionen.

Der zweite Teil (B) des Buches ist überschrieben „Gott als Anfang?“ Hier geht es in philosophisch-theologischen Reflexionen um den Anfang aller Dinge. Für die Bibel ist das Gott, nicht aber für den neuzeitlich denkenden Menschen. Er nimmt seine Erkenntnis aus der Erfahrung, nicht aus der Offenbarung. Seit Descartes ändert sich auch philosophisch der Zugang zu Gott. Beweisen lässt sich jetzt Gott nicht mehr (Kant), und der Schritt zum philosophischen Atheismus ist nicht mehr weit. Gott, eine Hypothese – oder doch Wirklichkeit?

Im dritten Teil (C) kommt das Thema „Weltschöpfung oder Evolution?“ zur Sprache. Gibt es im evolutiven Weltbild überhaupt noch Platz für einen Schöpfergott? Küng kämpft sich durch so mancherlei philosophische Gegenargumente und selbst durch fundamentalistische Bibelinterpretationen hindurch und kommt zu der Feststellung: „Heute im Horizont der wissenschaftlichen Kosmologie an den Schöpfer der Welt glauben heißt, in aufgeklärtem Vertrauen bejahen, daß Welt und Mensch nicht im letzten Woher unerklärlich bleiben, daß Welt und Mensch nicht sinnlos aus dem Nichts ins Nichts geworfen sind, sondern daß sie als Ganzes sinnvoll und wertvoll sind, nicht Chaos, sondern Kosmos, weil sie in Gott, ihrem Urgrund, Urheber, Schöpfer, eine erste und letzte Geborgenheit haben“ (S. 143).

Das vierte Kapitel (D) „Leben im Kosmos?“ hat dieselbe Struktur wie alle Kapitel: Vorstellen der wissenschaftlichen Theorien, die das Weltbild der Bibel gewaltig auf den Kopf stellen, ja, Gott eigentlich überflüssig machen. Doch dann arbeitet Küng heraus, dass die aus den Wissenschaftstheorien abgeleiteten theologischen Schlussfolgerungen illegitim und schon gar nicht notwendig sind. Der Glaube ist da angesiedelt, wo das Fachgebiet der Naturwissenschaft endet. Zum Thema „Leben“ heißt es: „Gott ist reiner Geist und wirkt in der Weltgeschichte fortdauernd nicht in der Weise des Endlichen und Relativen, sondern als der Unendliche im Endlichen und als das Absolute im Relativen“ (S. 176). „Gottes Geist wirkt nicht von oben oder außen als unbewegter Beweger in die Welt hinein. Vielmehr wirkt er als die dynamische wirklichste Wirklichkeit von innen im ambivalenten Entwicklungsprozeß der Welt, den er ermöglicht, durchwaltet und vollendet“ (ebd.). Oder noch einmal anders zitiert: „Weder die Welt ohne Gott (Atheismus) noch Gott identisch mit der Welt (Pantheismus)! sondern Gott in der Welt, und die Welt in Gott. Gott und Welt, Gott und Mensch also nicht als zwei konkurrierende endliche Kausalitäten nebeneinander, wo die eine gewinnt, was die andere verliert, sondern ineinander“ (S.177).

„Der Anfang der Menschheit“ ist das letzte Kapitel (E). Hochinteressant: die Darstellung von der Stammesgeschichte bis zur Hirnforschung und ihren Grenzen. Je weiter der Mensch forscht und erkennt, um so größer wird das Wissen um das Nicht-Wissen. Natürlich kommt Küng am Ende zu sprechen auf sein Spezialthema „Weltethos“. Und da tut gut seine ökumenische Weite: Neben dem Licht der Welt Jesus Christus gibt es noch viele andere Lichter (Weltreligionen), die gemeinsam dazu beitragen können und mögen, den Menschen Orientierung zu geben für ein sinnvolles Leben, für gegenseitigen Respekt und Solidarität und für ein friedliches Miteinander.

Dieses Buch sollten Sie unbedingt lesen!




Buchdaten:
Autor(en): Küng, Hans
Titel: Der Anfang aller Dinge. Naturwissenschaft und Religion
Verlag: Piper
ISBN Nummer: 3-492-04787-6
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