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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Ostern  ›  Ostern. Auferstanden von den Toten Moderatoren: Weber
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Ostern. Auferstanden von den Toten  Dieses Thema wurde bisher 2.132 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Dickers
26 März 2006, 14:07 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
0 - 25 Beiträge
Beiträge: 16
Herrlich bemalte Ostereier sah ich im Fenster hängen. Die Verkäuferin war stolz, mir die farbenfrohen Exemplare zeigen zu dürfen. Ich staunte über die kleinen Kunstwerke auf Eierschalen. „In der Karwoche haben wir zu Hause immer Eier gefärbt oder auch bemalt“, sagte ich ihr. „Dabei haben wir Geschichten über Ostern erzählt oder uns darüber unterhalten, was denn die Auferstehung Jesu von den Toten bedeuten würde.“ „Was bitte bedeuten würde?“ hörte ich die freundliche junge Frau fragen, die mir sorgsam ein paar wunderschön bemalte Eier einpackte.
„Auferstehung von den Toten“ kam in ihrem Wortschatz nicht vor. Erst recht nicht in ihrem Warenangebot oder gar in ihrer Lebensvorstellung. Wunderschöne Ostereier. Ein großes Osterhasen-Sortiment. Das war lebensnäher und konkreter als die Frage nach dem leeren Grab am Ostermorgen oder die Frage nach dem Himmel.
Ich kann das verstehen. Die junge Verkäuferin würde sympathisch finden, was Heinrich Heine (in: “Ein Wintermärchen“) geschrieben hat:

„Ein neues Lied, ein besseres Lied,
Freunde, will ich euch dichten,
wir wollen hier auf Erden schon
das Himmelreich errichten.
Ja, Zuckererbsen für jedermann,
sobald die Schoten platzen.
Den Himmel überlassen wir
den Engeln und den Spatzen.“

Das weiß ich natürlich auch: Ich lebe nicht deswegen, um einmal in den Himmel zu kommen. In meinem Leben geht es ziemlich irdisch und menschlich zu. Wer mich leibhaftig erlebt hat, der wird bestätigen, dass ich nicht zehn Zentimeter über der Grasnarbe schwebe und gen Himmel starre. „Willst du den Himmel gewiss haben, so tauge etwas für die Erde“, hat jemand gesagt. Das versuche ich zu realisieren. Ich will keinen Himmel auf Erden.
Wolf Biermann hat Recht: „Ne frohe Botschaft hab ich für dich, mein Liebchen, wir brauchen die Botschaft nich vom Paradies uff Erden.“ (in: DIE WELT Nr. 15/2001). Die Erde, die Menschen nehme ich so, wie sie sind - mit ihren Ecken und Kanten, mit meinen Ecken und Kanten.
Dennoch hoffe ich auf ein Leben nach dem Tod. Ich möchte „auferstehen“ in ein Leben, in dem es ein Mehr an Gerechtigkeit, Freiheit, Liebe, Frieden und Glück gibt. Gerade weil ich das Leben hier bejahe und weil ich mich hier und da für andere engagiere, lasse ich mir die Hoffnung auf ein ewiges, anderes Leben nach meinem Tod nicht nehmen.
Ich liebe die bunten Ostereier. Ich habe ein Herz für den Osterhasen. Sie läuten den Frühling ein. Mit Kindern suche ich um die Wette nach dem schönsten Osterhasen und den buntesten Eiern.
Aber Ostern sagt mir noch mehr: Es lohnt sich zu leben. Es lohnt sich, für etwas und für jemanden zu leben. Ich führe nicht Buch über meine mehr oder weniger guten Taten und nehme kein Geld dafür.
Ich lebe in der Hoffnung, auferstehen zu dürfen von den Toten. Ich lebe in der Hoffnung, zu erfahren: dein Leben war nicht umsonst, dein Leben hat dir und anderen etwas gebracht.

Die Verkäuferin war nett und zuvorkommend, sie verkaufte mir herrliche Ostereier. Vielleicht sehe ich sie einmal wieder - bei der Auferstehung von den Toten.
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