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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Vaterunser  ›  „Wie im Himmel, so auf der Erde“   Moderatoren: Weber
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„Wie im Himmel, so auf der Erde“    Dieses Thema wurde bisher 16.713 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Sardy
16 Juli 2006, 16:09 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
26 - 50 Beiträge
Beiträge: 30

„Wie im Himmel, so auf der Erde“  -  Die Utopie Jesu

Die Utopie ...

Wir haben keine Möglichkeit festzustellen, wie Gottes Wille „im Himmel“ geschieht. Können wir dann betend verlangen, erwarten oder uns sogar dafür einsetzen, dass er auch auf dieser Erde Wirklichkeit wird? – Wir sind gewohnt, die Vorstellung eines „himmlischen“ Zustandes auf der Erde als eine Utopie zu bezeichnen. Sollen wir hier von Gott erbitten, dass er das Unmögliche verwirklicht? Oder haben wir nur die Bedeutung einer Utopie noch nicht verstanden?

Das Wort Utopie ist nicht nur der Name einer harmlosen Literaturgattung, es bezeichnet ein tiefes Bedürfnis in uns Menschen. Eine Utopie ist die ideale Zielmarke eines sehr realen Weges, vergleichbar einem Leitstern, den vor Jahrhunderten der Steuermann eines Schiffes in der Nacht anzusteuern hatte. - Wir Menschen brauchen auf jeden Fall solche Leitbilder, wenn wir in den Alltäglichkeiten des Lebens weder abstumpfen noch verzweifeln sollen. Ohne die Orientierung an etwas „Besserem“ würde unserem Leben etwas ganz Wichtiges fehlen, das den Menschen überhaupt erst zum Menschen macht.

Wir brauchen Utopien, – aber nicht um sie durch Gott bald erfüllt zu sehen, wie die Jünger Jesu die „Wiederherstellung des Reiches für Israel“ erwartet haben (Apg 1,6), sondern damit sie unserer Sehnsucht und unserem Einsatz einen Weg zeigen. Jesus leitete seine Jünger gewiss nicht dazu an, durch dieses Gebet vom Vater das Unmögliche zu verlangen, sondern selber alles, was möglich ist, zu versuchen! Einem wirklich Glaubenden traute er freilich auch zu, sogar das Unmögliche erreichen zu können (Mk 111,23).

Wir haben bereits überlegt, dass Jesus ganz konkret an den Willen seines Vaters gedacht hat, der alle gleich liebt und ganz besonders die Verlorenen sucht. Sein Wille geschieht auf der Erde genau dann, wenn Menschen einander rückhaltlos und ohne Einschränkungen lieben. Das ist die Utopie Jesu, der uns damit ein Ziel vorsetzt, das die meisten Menschen als unmöglich bezeichnen werden. Diese Utopie verlangt aber, dass wir konkrete Schritte auf einem sehr realen Weg machen! Dabei können wir uns an dieser Bitte geradezu festhalten, denn sie sichert uns zu, dass wir in dieser „unmöglichen“ Richtung im Einklang mit dem Schöpfer sind und den Sinn unseres Lebens erfüllen.

Wer um diesen „Willen des Vaters“ weiß, wird das eigene Leben einsetzen, damit es den rettenden Willen Gottes „verkörpert“. Er bietet diesem Vater Herz, Hirn und Hände an, damit sein Wille auf der Erde geschieht. Er tut das ihm Mögliche, damit die Liebe Gottes in ihm „Mensch werden“ kann. – Ist es möglich, hier Utopie und Wirklichkeit säuberlich zu trennen? Gibt es überhaupt solche Menschen? – Ich bin überzeugt, dass es sie nicht nur gibt, sondern dass die Menschheit ohne sie viel ärmer wäre, als sie schon ist. Sie beschäftigen freilich keine Werbepsychologen um sich bekannt zu machen. Nur in Ausnahmefällen erregen sie so viel Aufmerksamkeit wie Mutter Teresa. Niemand weiß, wie viele es sind, aber in ihnen ist das, was Jesus Reich Gottes nannte, schon „mitten unter uns“. Solche Menschen sind viel wichtiger für unsere Welt als viele Wichtigtuer, von denen so oft gesprochen wird.

Was ist ihr Geheimnis? – Sie sind auf dem gleichen Weg wie Jesus: Für sie ist das Vertrauen in den guten Schöpfer wirklicher als die so genannte „Wirklichkeit“. Sie lernten, Gott von ihrer Lebensangst zu trennen, die andere zum rücksichtslosen Existenzkampf drängt oder vielfach lähmt. Sie blieben auch nicht in sich gekehrt nach dem Motto: „Müht euch mit Furcht und Zittern um euer Heil!“ (Phil 2,12). Sie haben statt dessen erkannt, dass jedes „Furcht und Zittern“ vom ängstlichen kleinen Ich kommt und vor dem großen DU des Gottes Jesu keinen Bestand hat. Deshalb kümmern sie sich gar nicht darum, ob ihr Einsatz hoffnungslos ist, ob ihre Ziele anderen utopisch erscheinen. Sie haben einmal etwas Großes erblickt, was sie unbedingt verpflichtet, und setzen sich dafür ein. Von solchen Menschen konnte Jesus sagen, dass sie Töchter und Söhne Gottes sind.

... und die Wirklichkeit unserer Situation – wie Jesus sie sah

„Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu Ende zu führen.“ (Joh 4,34). – Diese Worte sprechen aus, was Jesus bewegt hat. Gottes Werk, das er zu Ende führen wollte, war genau das, was wir soeben als seine „Utopie“ bezeichnet haben: die liebende Nähe Gottes für alle erfahrbar werden zu lassen, damit sie sich frei in diesen „Liebeskreislauf“ einfügen und so ein ganz neues Leben erhalten.

Die gleichen Worte zeigen auch das Entscheidende in der Sichtweise Jesu. Für ihn stand fest, dass der Mensch Gottes Willen darin findet, was er selber zu tun hat. Deshalb war es „seine Speise“ danach zu fragen, wie er in seinem Leben Gottes rettenden Willen erkennen und verwirklichen kann. Wie für ihn, so muss es auch für uns gelten: Das rechte Tun beginnt mit dem rechten Sehen.

Das Erste, was wir bei Jesus beobachten können, ist, dass er den Willen Gottes vor allem als ein Geschenk sah, denn wir bekommen alles, was wir zum Leben brauchen, von „unserem Vater“. - Als tägliche Übung möchte ich deshalb empfehlen, das Positive im „Willen Gottes“ zu verinnerlichen. Sagen wir uns oft, am besten verbunden mit einer Entspannungsübung: „Wer mich ins Leben gerufen hat, will auch, dass mein Leben gelingt!“ – Gott darf man sich nicht wie ein anderes „Ich“ denken, das dem Menschen gegenüber stünde und gegen ihn seine Interessen durchsetzen müsste. Gottes Wille ist – allgemein gesagt – das „Heil“, das Wohl seiner Geschöpfe. Für mich ganz konkret ist es auch mein Glück, meine Liebe, meine Gesundheit usw. usw. – Eine solche Übung ist sehr wichtig, um der Last einer christlicher Tradition entgegen zu wirken, die bisher einseitig auf den Wert des Leidens fixiert war.

Jesu rechte Sicht der Schöpfungswirklichkeit  führt uns natürlich auch weiter. Wir werden mit ihm annehmen müssen, dass die Welt, als Schöpfung Gottes, auch mit allen leidvollen Aspekten ohne Wenn und Aber seinem Willen entspricht. Gott muss also nicht von Zeit zu Zeit als Lückenbüßer oder als Wunscherfüller frustrierter Menschen auftreten um seine Liebe zu beweisen, denn seine Schöpferkraft steht hinter allem, was wirkt. – Unser Problem ist nur, dass wir die letzten Zusammenhänge seiner Schöpfung nicht verstehen, denn die Welt „funktioniert“ für uns keineswegs so, wie wir es vom Werk eines menschenförmig gedachten allmächtigen und liebenden Wesen erwarten würden.

Was uns angeht, ist es vor allem wesentlich, wie wir über unsere Lebensumstände denken. Wir können in ihnen zu Recht den Willen Gottes erblicken, insofern sie den Rahmen bilden, der unserem gestaltenden Willen vorgegeben ist. Damit ist aber auch gesagt, dass sie keineswegs etwas sind, das wir nur demütig aus der Hand Gottes anzunehmen hätten. Im Gegenteil! Gott – wie Jesus ihn erlebt hat – will die Menschen weder versuchen noch schikanieren. Alles, was uns begegnet, ob es von der Natur oder von freien Menschen kommt, ob es in unseren Gedanken oder Gefühlen „entsteht“, entspricht dem Willen Gottes; aber nicht als Schicksal, das uns trifft und zwingt, sondern als Aufgabe, die wir zu gestalten haben. In unseren ganz konkreten Lebensumständen sollen wir zeigen, wie die uns geschenkte Lebenskraft auch mit widrigsten Umständen fertig werden kann. Gottes Wille ist dann, dass sein Ja zum Leben und zum Lieben gerade hier und durch uns bestätigt und verwirklicht wird.

„Und was hat Gott mit dem Bösen zu tun, das Menschenleben zur Hölle machen kann?“ – müssen wir hier engagiert fragen. Die Antwort finden wir leichter, wenn wir konkret bei uns selber anfangen. Wenn Gott mich als denkfähigen und freien Menschen wollte, erfülle ich seinen Willen genau dann, wenn ich das Gute erkenne und tue. Wenn ich aber jemandem ein Unrecht zufüge, entspricht das nicht dem Willen Gottes und kann auch für den verletzten Menschen nicht als der Wille Gottes gelten. Das erlittene „Böse“ kommt nicht von Gott; er hat lediglich den Verursacher und seinen freien Willen erschaffen. Gott „will“ allerdings, dass der vom Leid getroffene Mensch mit seiner Situation fertig wird. Es bleibt also Aufgabe dieses Menschen, auf das, was mit ihm geschieht, richtig zu antworten. Er kann im Geiste Jesu überlegen, welche Reaktion gerade hier und jetzt dem „Willen“ eines liebenden Gottes entsprechen würde. Er kann sich diesen „göttlichen Willen“ zu Eigen machen, aber er kann ihn auch verfehlen, wenn sie z. B. seinem „Feind“ mit dem eigenen Hass entgegentritt.

Fassen wir noch kurz zusammen:

Die Spiritualität des Willens Gottes nach dem Beispiel Jesu ist eine Spiritualität der Tat. Was Gott von uns „erwartet“, steht nicht ein für allemal fest. Wir müssen es täglich, ja in jedem Augenblick, suchen und finden. Es ist etwas Lebendiges, das der jeweiligen Situation entspricht. Gott will das Wohl („das Heil“) aller, aber dieser Wille richtet sich an freie Menschen. Sie haben die Aufgabe, sich dem Willen dieses Gottes anzuschließen: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“

Dabei wird von uns nur verlangt, was Menschen möglich ist. Unser ist das Tun, Gottes ist das Segnen. Wie unser Tun und sein Segen ineinander greifen, fand ich in einem bekannten Spruch von Friedrich Christoph Oetinger unvergleichlich schön ausgesprochen:
„Gott gebe mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann;
er gebe mir den Mut,
Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit,
das eine vom anderen zu unterscheiden.“
geloggt Offline
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Hadig
08 Dezember 2009, 12:17 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Beiträge: 7
Zitat: "Wir haben keine Möglichkeit festzustellen, wie Gottes Wille „im Himmel“ geschieht."

Wirklich nicht?  Wer ist "wir"?

Es heisst doch im Himmel wie auf Erden. Wenn ich also weiss wie es auf Erden funktioniert, dann weis ich doch auch, wie es im Himmel funktioniert, logisch?

Da ich auf der Erde lebe, kann ich, sofern ich suche (suchet so werdet ihr finden), GOTTES Willen auf Erden auch finden, und das kann nicht komplex sein, denn GOTT möchte ja, dass wir seinen Willen leben.
Dass Jedermann/Frau seinen Willen findet, ganz gleich wann und wo er auf Erden lebt/e.

Ich bin mir sicher, dass Latein dafür nicht erforderlich ist, oder?

GOTTTES Willen habe ich durch die Natur/Schöpfungsgesetze erfahren, denn das ist die Sprache GOTTES.

Steht nicht in der Bibel das Natur- u. Schöpfungsgesetz, das Gesetz der Wechselwirkung? "Was der Mensch sät das wird er ernten" Galather


Wer Weizen sät wird Weizen ernten, wer Disteln sät wird Disteln ernten, wer Hass sät wird Hass ernten, wer Liebe sät wir Liebe ernten!

Simpel, nicht wahr?
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