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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Buchempfehlungen    Bücher über Religion  ›  Spong, John Shelby: Warum der alte Glaube... Moderatoren: Weber
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Spong, John Shelby: Warum der alte Glaube...  Dieses Thema wurde bisher 1.794 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
26 Januar 2007, 19:04 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Beiträge: 210
Spong, John Shelby: Warum der alte Glaube neu geboren werden muss. Ein Bischof bezieht Position.

Kritik:

Das Anliegen Spongs ist: er möchte das Christentum zukunftsfähig machen. Das ist mit einer Reformation im Denken verbunden, die vielleicht über mehrere Generationen dauert. Spong hält das theistische Gottesbild nämlich für überholt, das Gott als ein Wesen mit übernatürlicher Macht versteht, das außerhalb dieser Welt wohnt und von Zeit zu Zeit in dieser Welt eingreift, um den göttlichen Willen zu erfüllen. Es ist das Gottesbild einer Stammesreligion, wo Gott die Funktion hat zu schützen, zu strafen, zu belohnen und vor allem nach den üblichen Unterwerfungsritualien von Seiten der Menschen dann auch gnädigst zu helfen, und zwar auf wunderbare Weise. Es gibt genügend Anzeichen, dass dieser theistische Gott längst gestorben ist. Eigentlich weiß das jeder, der seine Vernunft nicht außer Kraft setzt. Spong macht einsichtig, dass sich die Vorstellung von Gott und das Reden über das Göttliche gewaltig ändern müssen, wenn das Christentum überleben will. Die Überlegungen sind gedacht für die, die nicht mehr nach den alten Mustern  und (Glaubens-) Formeln glauben können, aber doch die Faszination am Göttlichen behalten haben. „Ich bin nicht daran interessiert, jene konservativen und fundamentalistischen Vertreter der Christenheit, die heute in der Kirche vorherrschen, herauszufordern. Sie werden…. an ihrer eigenen Irrelevanz aussterben, ohne dass ich dazu beitrage. Sie haben ihr Verständnis der Christenheit an Vorstellungen der Vergangenheit gebunden, die am Rebstock einfach verdorren werden“ (S. 2.

Ist Spong Atheist? Nein! Als Mann der anglikanischen Kirche, der über 20 Jahre Bischof von Newark, New Jersey (USA) war und anschließend als Professor der Theologie an der Harvard-Universität lehrte, weist er den Vorwurf, Atheist zu sein, weit von sich. „Ich bin Christ….Ich nenne Jesus meinen Herrn. Ich glaube, dass er Gott in einer mächtigen und einzigartigen Weise der menschlichen Geschichte und mir vermittelt hat“ (S. 1. „Ich beharre unerschütterlich auf der Wahrheit der Feststellung, die zuerst Paulus machte, nämlich dass >Gott in Christus< war (2 Kor 5,19)“ (S. 23).

Das Ende des Theismus ist nicht das Ende Gottes. Theistische Vorstellungen sind Ausdruck der menschlichen Unmündigkeit. Der mündige Mensch gibt nicht den Glauben auf, sondern nur eine bestimmte Gottesvorstellung, die seine Unmündigkeit geprägt und sein geistiges Erwachsenwerden behindert hatte. Und so sucht Spong nach neuen Wegen, wie der mündige und aufgeklärte Mensch Gott wieder zur Sprache bringen kann. Spongs erste Definition eines nicht-theistischen Gottes lautet denn: „Gott ist die absolute Quelle des Lebens. Man betet Gott an, indem man ein erfülltes Leben führt und es in aller Tiefe teilt“ (S. 89) Die zweite Definition eines nicht-theistischen Gottes heißt: „Gott ist die Urquelle der Liebe. Man betet Gott an, indem man verschwenderisch liebt, Liebe ungezügelt austeilt, indem man Liebe weitergibt, ohne anzuhalten, um die Kosten zu zählen“ (S. 91). Und die dritte Definition schließlich: „Gott ist das Sein – die Realität, die alles Leben trägt. Wenn man diesen Gott anbeten will, muss man bereit sein alles, seine Verteidigung und seine selbst auferlegten, kulturell konstruierten Sicherheitssysteme aufzugeben“ (S. 92). Spong fühlt sich in der Gegenwart dieses Gottes zugleich als freudiger, leidenschaftlicher, überzeugter Bekenner der Wirklichkeit Gottes.

Mit diesen neuen Erkenntnissen überdenkt Spong die Christologie und macht sich daran, „die theistischen Eierschalen vom Leben Jesu zu entfernen“ (S. 103); aber er tut es als Christ, d.h. „als einer, der glaubt, dass er in Jesus von Nazaret dem heiligen Gott begegnet ist“ (ebd). Spong führt anhand der ältesten Texte des Neuen Testaments den Beweis, dass die ursprüngliche Interpretation Jesu nicht theistisch war. Dass Jesus zur Inkarnation des theistischen Gottes wurde, ist spätere Theologie. Lässt man den Inkarnationsgedanken beiseite, kann man Jesus einfach als das Schaufenster Gottes bezeichnen.

Dieser theologische Neuansatz wirft natürlich unendlich viele Fragen auf, die die Kirche, ihr Selbstverständnis und viele theologische Einzelfragen betreffen. Einige von ihnen werden in eigenen Kapiteln behandelt, so die Erbsündenlehre, die Weltmission, die kirchlichen Ansprüche auf Einmaligkeit und Exklusivität der christlichen Religion. Auch das Gebet muss neu definiert werden. Und überhaupt verändert die Kirche ihr ganzes Gesicht: sie wird farbenfroher, erlöster, weltoffener.

Das Buch signalisiert Aufbruch. Es ist ein wunderbarer Beitrag zu jener dringend notwendigen Reformation, damit die aufgeklärten und glaubensbereiten Menschen unserer Zeit wieder glauben können. Das konservative kirchliche Establishment egal welcher konfessionellen Prägung wird das Buch wohl kaum zur Kenntnis nehmen oder aber als Werk des Teufels verdammen – wenn es viele aufmerksame Leser findet und den Geist der Frommen infiziert.


Buchdaten:
Autor(en): Spong, John Shelby
Titel: Warum der alte Glaube neu geboren werden muss
Verlag: Patmos
ISBN Nummer: 3-491-70395-6

Buchempfehlung und –kritik von Wilhelm Weber
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