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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Buchempfehlungen    Bücher über Religion  ›  Jörns, Klaus-Peter: Glaubwürdig von Gott reden. Moderatoren: Weber
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Jörns, Klaus-Peter: Glaubwürdig von Gott reden.  Dieses Thema wurde bisher 3.815 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
26 September 2009, 18:44 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Beiträge: 210
Jörns, Klaus-Peter: Glaubwürdig von Gott reden. Gründe für eine theologische Kritik der Bibel

Kritik:

Die Entstehung dieses Buches verlief parallel zur Entstehung des Buches „Mehr Leben, bitte!“ vom selben Autor. Entsprechend sind die Inhalte beider Bände ähnlich.

Wenn man in unserer Zeit glaubwürdig von Gott reden will, dann kann man nicht länger so tun, als sei das Christentum die einzig wahre Religion und alle anderen Religionen hätten mit dem Gott der Christen nichts zu tun. Erinnerst wird an den Erlass des Kölner Kardinals Meisner vom 6.12.06, wonach in katholisch geführten Schulen christliche und muslimische Kinder nicht gemeinsam in einem Raum beten dürfen. Denn – so der Kardinal: „das Gottesbild der nichtchristlichen Religionen ist nicht identisch mit dem Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus ist.“ Der Kardinal meint wohl, dass unterschiedliche Gottesbilder auch unterschiedliche Götter bedeuten. Wenn aber unterschiedliche Gottesbilder „nur“ unterschiedliche Wahrnehmungen des einen und einzigen Gottes sind – wie Jörns erklärt, dann hat dieser Erlass kein Fundament mehr. In der Tat hat die christliche Theologie es nicht verstanden, der religiösen Pluralität eine positive Wertung zu geben. Das muss sie lernen (1. Lektion!); denn alle Religionen bezeugen authentisch den einen Gott, wie sie ihn wahrnehmen. Keine einzige Heilige Schrift kann die Fülle aller Gotteswahrnehmungen enthalten, also auch die Bibel nicht. Im übrigen ist die Bibel in weiten Teilen bereits eine interreligiöse Schrift: sie ist im hebräischen Teil zugleich Heilige Schrift der Juden und der Christen. Und die Gotteswahrnehmung Jesus ist uns überliefert auf jüdischem Hintergrund (in den synoptischen Evangelien) wie in hellenistischer Denkweise (im Johannesevangelium). „Mit etwas theologischer Phantasie kann man erkennen, dass Muhamad im Koran eine wahrnehmungstheoretische entsprechende neue Wahrnehmungsgestalt zentraler biblischer Überlieferungen in neuer kultureller Umgebung vermittelt hat. In ihnen ist seine authentische Gotteserfahrung mit den jüdisch-christlichen Überlieferungen und der arabischen Kultur verschmolzen worden“ (S. 23/24). Gott offenbart sich auf vielerlei Weisen und damit uneindeutig. Damit ist aber jeder Absolutheits- und Ausschließlichkeitsanspruch hinfällig – auch auf christlicher Seite. – Was wir außerdem lernen müssen (2. Lektion!) ist, Gott wieder aus seiner Außerweltlichkeit in die eine Wirklichkeit zurück zu holen. Gott und Welt gehören zusammen, gerade auch in der modernen Welt, und Glaubensaussagen wie Auferstehung und dgl. müssen grundsätzlich auch naturwissenschaftlich denkbar sein. „Die wissenschaftliche Theologie hat die Aufgabe, im Gespräch mit den Naturwissenschaften entsprechende Denkmodelle zu entwickeln, die für beide kommunikabel sind“ (S. 30). – Schließlich müssen wir lernen (3. Lektion!), dass das Christentum angesichts der vielen anderen Religionen die bisherigen Vorstellungen von Größe, Einzigartigkeit und Einheit nicht aufrecht erhalten kann. Stückwerk ist all unser Erkennen (1 Kor 13,9).

Das zweite Kapitel, dessen Überschrift „Glaubwürdig von Gott reden“ zum Buchtitel gewählt wurde, trägt noch einmal thesenhaft zusammen, wo ein glaubwürdiges Reden von Gott heute ansetzen muss. Dabei darf man sich nicht wundern, wenn neues am Leben Jesu orientiertes Denken gegenüber den eingefahrenen Praktiken der Kirche revolutionäre Züge trägt. Das war im Leben und in der Verkündigung Jesu nicht anders. Im Einzelnen: die religiöse Vielfalt verlangt eine positive Bewertung und muss in Kauf nehmen, dass Gott sich jener Eindeutigkeit entzieht, die ihm in den einzelnen Religionen zugeschrieben wird. Daraus folgt, dass Offenbarung nie abgeschlossen ist, sondern mit dem Wandel der Kulturen und den Erkenntnissen der Naturwissenschaften und der Theologie grundsätzlich offen bleibt. Theologie, die dem Leben dienen will, verlangt nach selbstkritischer Betrachtung ihrer Vergangenheit und nach Korrekturen für die Zukunft. Schließlich gilt es Abschied zu nehmen von antiquierten Deutungen der Lebenswirklichkeit, z. B. dass der Tod der Sünde Sold sei. – Eine knappe Zusammenfassung der Hauptanliegen des Autors Jörns.

Es folgen noch wie Kapitel: eines über den Schmerz und eines über die Tiere als beseelte Mitgeschöpfe des Menschen. Zwei ausführliche Gespräche zwischen dem Autor und Wolfgang Noack bzw. Samuel Geiser ergänzen die Sammlung der Aufsätze.

Ein lesenswertes Buch für alle, die an neuem theologischen Denken Interesse haben.


Buchdaten:
Autor(en): Jörns, Klaus-Peter
Titel: Glaubwürdig von Gott reden.
Verlag: Radius-Verlag GmbH Stuttgart
ISBN Nr. 978-3-87173-339-0
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