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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Pfingsten  ›  Pfingsten – Fest der offenen Türen Moderatoren: Weber
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Pfingsten – Fest der offenen Türen  Dieses Thema wurde bisher 3.879 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
25 Mai 2010, 11:02 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Liebe Christen!

Als Paulus damals die Christen in Ephesus fragte: „Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet?“, antworteten die: „Wir haben noch nicht einmal gehört, dass es einen Heiligen Geist gibt“. Die Frage, würde man sie in Mayen stellen, würde sicher anders beantwortet werden. Paulus hatte bei seiner Frage damals wohl das Spektakel vor Augen, das Lukas in der Apostelgeschichte so anschaulich schildert und das am Pfingstfest gewissermaßen zum Kerntext der Liturgie geworden ist. Als die Jünger nämlich den Heiligen Geist empfangen hatten, rissen sie Fenster und Türen auf, um buchstäblich aller Welt die großen Taten Gottes zu verkündigen. An Pfingsten war die Angst wie weggeblasen, an ihre Stelle war Begeisterung getreten. Man machte Tag der offenen Tür. Schließlich hatte man nichts zu verbergen. Jetzt kam es darauf an, jedermann den Grund der Hoffnung und Freude offen darzulegen. Und seither feiern wir alle Jahre Pfingsten. Doch: Ist unser Pfingstfest ebenfalls ein Fest der offenen Türen? – Drei Gedanken.

1. Die Türen sind für viele verschlossen.
Leider ist unsere Kirche in diesem Sinn keine pfingstliche Kirche. So viele Türen sind verschlossen, weil Angst den Hausherrn plagt. Unübersehbar ist zum Beispiel die Angst vor den Frauen, weshalb die Männer die leitenden Funktionen ausschließlich für sich selber vorbehalten. Geradezu hilflos und lächerlich klingen die Argumente, mit denen dieser Zustand immer wieder gerechtfertigt wird. Als wenn Jesus der Frau kein Amt zugetraut hätte!

Verschlossen bleiben die Türen auch allen Katholiken, die sich der geltenden Kirchenmoral nicht unterwerfen: Geschiedenen, die wieder geheiratet haben; Männern und Frauen, die unverheiratet zusammen leben; Schwulen und Lesben, die sich öffentlich zu ihrer sexuellen Identität bekennen; Priestern, die nicht länger auf die Ehe verzichten wollen; auch jenen Gläubigen, die aus der Kirche ausgetreten sind (gerade in den letzten Monaten haben wir vieles erlebt, was Anlass zu solchem Schritt gegeben hat). Ihnen allen bleiben die Türen verschlossen – die Türen zu den Sakramenten, dem Kernbereich kirchlichen Lebens.

Verschlossen bleiben die Türen zur Mitfeier der Eucharistie auch den nicht-katholischen Christen. Ihr Glaube an Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen, kann noch so tief und überzeugend sein, - solange sie dem Papst die Anerkennung und Gefolgschaft verweigern, gibt es keine eucharistische Gemeinschaft. Selbst konfessionsverschiedenen Eheleuten bleibt diese Gemeinschaft am Tisch des Herrn offiziell verboten. – Sie werden sagen: aber die Praxis in unserer Gemeinde sieht doch ganz anders aus: viel toleranter, nicht so verbissen und allemal offener. Ich sag ja: der größte Teil der Mayener hat mehr Heiligen Geist empfangen als die, die die Kirchengesetze machen. Die müssten sich die Frage des Paulus gefallen lassen, ob sie den Heiligen Geist empfangen haben, als sie gläubig wurden.

Schwer tut sich die Kirche auch mit den sog. Querdenkern. Das sind Leute, die in der Kirche deren Außenwirkung zur Sprache bringen. Eigentlich sind die für jede Institution unverzichtbar. Doch bei den Offiziellen sind die ausgesprochen unbeliebt. Ich weiß, wovon ich rede.

2. Manchmal öffnet Geld die Türen.
Wir sind, wie wir sind: keine Kirche der offenen Tür. Ich muss das leider so deutlich sagen. Was noch schlimmer ist: der Schlüssel, der die Tür öffnet, ist nicht der Glaube, sondern das Geld. Wer zahlt, kann Mitglied werden oder wieder Mitglied sein, wer nicht zahlt, steht außen vor. Ich möchte nicht missverstanden werden: die Kirche braucht Geld, sie braucht Geld für die Bezahlung ihrer Pfarrer und für alles andere Personal (davon lebe auch ich); sie braucht Geld für die Erfüllung sozialer Aufgaben (obwohl die meisten Kosten auf diesem Gebiet vom Staat erstattet werden); sie braucht Geld für die Seelsorge im weitesten Sinn. Doch was mich stört, ist die Tatsache, dass die Kirchensteuerzahlung im Hinblick auf die Mitgliedschaft in der Kirche höher bewertet wird als Glaube, Hoffnung und Liebe. Ich kenne viele Leute, die aus der Kirche ausgetreten sind, deren Glaube keineswegs gleich Null ist. Manchmal engagieren sie sich sogar ehrenamtlich in der Gemeinde, wo dann keiner nach dem Mitgliedsausweis fragt. Sie wissen sehr wohl um die guten Seiten der Kirche und unterstützen sie, aber sie sind nicht bereit, die Kirche in jeder Hinsicht mit zu tragen.

Wir werden uns für die Zukunft etwas einfallen lassen müssen, wie wir die Türen der Kirche wieder öffnen, ohne vorrangig auf das Geld zu pochen. Ich habe keine Patentlösung, bin auch kein Fachmann auf diesem Gebiet. Da muss die geballte Intelligenz in den Ordinariaten bemüht werden. Aber ein Umdenken bis in die Gemeinden hinein wird nötig sein. Ein Wechsel steht an.

3. Macht die Türen weit auf!
Pfingsten mahnt uns: Macht die Türen weit auf! Das gilt für jeden Einzelnen: Sag, was du denkst! Gib Zeugnis von der Hoffnung, die dich trägt! Begrabe den Streit, der dich im Innersten lähmt und unfruchtbar macht! Versöhne dich mit deinem Gegner! Entdecke das Gute in deinen Mitmenschen, auch wenn sie einer anderen Religion, Kultur oder Lebenseinstellung angehören! Freue dich des Lebens und dessen, der es dir geschenkt hat! Sei gastfreundlich und gut!

Aber auch für die Kirche insgesamt gilt diese Mahnung: Mach deine Tore weit auf! Weise den nicht zurück, der glaubt – auch dann nicht, wenn er aus Überzeugung oder aus Geiz keine Kirchensteuer zahlt! Biete jedem Heimat, der bei dir heimisch werden möchte – auch wenn er so ganz anders ist und nicht dem gewohnten Christenbild entspricht! Sei gastfreundlich dem Fremden gegenüber – grade dann, wenn er deinen Gott auch seinen Vater nennt! Freu dich und sei freundlich – auch gegenüber den Gläubigen anderer Religionen, Kulturen und Weltanschauungen! Sei eine einladende Kirche, sei eine verbindliche Kirche! Denn wir sind alle Kinder des einen Vaters im Himmel.

Bitte: Ärgern Sie sich nicht über Kritisches, das ich gesagt habe, sondern beginnen Sie, Ihre Tore weit aufzumachen. Denn Kirche lebt, wächst und gedeiht von unten. Ich wünsche Ihnen: frohe Pfingsten!

Amen.
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