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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Glaube  ›  Dreifaltigkeit – eine schwierige Glaubenswahrheit Moderatoren: Weber
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Dreifaltigkeit – eine schwierige Glaubenswahrheit  Dieses Thema wurde bisher 3.444 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
08 Juni 2011, 20:22 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Beiträge: 210
Liebe Christen!

Über die Dreifaltigkeit Gottes zu predigen, ist schwierig. Um diese Glaubenswahrheit darzulegen, bedarf es nicht nur der theologischen Kenntnisse, sondern vor allem auch der philosophischen. In der Bibel gibt es noch keinen ausformulierten Glauben an den dreifaltigen Gott, höchstens ansatzweise wie z. B. im Taufbefehl am Ende des Matthäusevangeliums: „Gehet zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe“ (Mt 28, 19f.). Doch darin sind sich die Gelehrten einig, dass diese Taufformel eine spätere Einfügung ins Evangelium ist. Trotzdem ist uns nichts geläufiger als die Formel „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ am Anfang der Messe, am Anfang jeden Gebetes oder als Segensformel in der katholischen Liturgie. Doch sollten wir einem Nichtchristen erklären, wieso es in dem einen Gott drei Personen gibt, kämen wir vermutlich ins Stottern. Daher will ich drei Gedanken formulieren, die meines Erachtens ausreichen, um die Glaubenswahrheit von der Dreifaltigkeit zu erklären.

1.     Der eine Gott.
Noch kein Mensch hat Gott gesehen. Er ist nicht nur unsichtbar, sondern er ist und bleibt den Menschen grundsätzlich verborgen. Sie werden sagen: er hat sich doch offenbart. Und im Alten Testament haben Menschen wie Mose und andere leibhaftigen Umgang mit Gott gehabt. Doch bedenken sie, dass die Bibel kein Protokollbuch ist von leibhaftigen Gottesbegegnungen. Die Bibel ist nicht vom Himmel gefallen. Sie ist von Menschen geschrieben und enthält Glaubenszeugnisse, innere Gotteserfahrungen, die in bildhafter Sprache an die damaligen Menschen weitergegeben worden sind. Im übrigen heißt Offenbarung ja nicht, dass ein Vorhang aufgezogen wird und plötzlich sieht man, was man vorher nicht gesehen hat. Gott offenbart sich als der immer und grundsätzlich Verborgene. Es ist nicht leicht, Gottes Unsichtbarkeit, ja Gottes Unbegreiflichkeit als dasjenige anzuerkennen, was in erster Linie seine Göttlichkeit ausmacht. Es macht mich manchmal wütend, wenn ich höre, wie leichtfertig Kirchenmänner in der Verkündigung mit Gott umgehen. Sie behaupten, Gott genau zu kennen, seinen Willen, seine Emotionen, seine Verbote, seine Befehle. Der Prediger zimmert sich sein eigenes Gottesbild  und behauptet, so sei Gott. Nein, so entstehen Götzenbilder. Der heilige Thomas von Aquin hat immer gesagt, dass man mit jeder Aussage über Gott gleichzeitig sagen müsse, dass dieser in Wirklichkeit ganz anders sei. Wenn ich also z. B. Gott Vater nenne, dann müsste ich hinzufügen, dass Gott doch ganz anders ist als alle Väter dieser Menschheit. Wir können und dürfen uns nie selber ein Gottesbild basteln, sonst landen wir im Götzendienst.

2.     Der Sohn Gottes.
Nun nennen wir Jesus den Sohn Gottes. Wir folgern das aus der Rede Jesu, der Gott seinen Vater nannte. Jesus ist im Christentum der Mensch – Jude übrigens – , der ein extrem innerliches Verhältnis zu Gott hat und total davon überzeugt war, dass er von Gott gesandt war. Dennoch ist er nicht einfach Gott, wie der Vater Gott ist, sondern er ist als Gottes Sohn Gott nachgeordnet. Wie wir versteht nämlich auch Jesus nicht immer gleich den Willen des Vaters, vielmehr hat er wie wir seine Schwierigkeiten mit dem, was Gott ihm zumutet. Wer undifferenziert von Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiligem Geist spricht, provoziert das Missverständnis eines christlichen Dreigötterglaubens. Jesus ist als wahrer Mensch für uns der Interpret Gottes: an Jesus und seinem Leben lesen wir ab, wie wir mit Gott, dem großen Unbekannten, umgehen und in oder nach seinem Willen leben sollen. Jesus ist einer von uns, er ist unser Freund und Bruder, aber zugleich ist er das große Bindeglied zu Gott, der sein und unser Vater ist.

3.     Der Heilige Geist
Der Heilige Geist ist der Geist Gottes. Er erinnert uns an das, was Jesus gesagt und getan hat. Der Heilige Geist ist nicht dazu da, uns ständig neue Wahrheiten (Dogmen) über Gott zu sagen, sondern an den Einen und Einzigen zu erinnern, der allein der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Und der ist Jesus. Weg, Wahrheit und Leben aber müssen in jeder Generation neu überdacht, neu formuliert und neu umgesetzt werden; denn die Zeiten ändern sich ständig. Man könnte die Aufgabe des Heiligen Geistes auch so ausdrücken: er verhilft uns in der Kirche, dem Glauben ein neues, zeitgemäßes Update zu verpassen. Allerdings gibt es auch die Möglichkeit, sich ihm und seinem Wirken zu widersetzen. Davor warnt schon der heilige Paulus im 1. Thessalonicherbrief (5,19): „Löscht den Geist nicht aus!“ Das sagt er nicht nur den sog. Laien, sondern den Amtsträgern gleichermaßen. Denn heute wie damals braucht die Kirche eine Zukunftsausstattung, damit sie von den Menschen wahrgenommen wird und ihre gute Botschaft Gehör findet.

Ich finde, viel mehr braucht man nicht zu wissen über Gott, Jesus und den Heiligen Geist, die in theologischer Sprache die Dreifaltigkeit genannt werden.

Amen.
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