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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Bibelstellen  ›  Wunder. Gibt´s die? (Mk 1, 29-39) Moderatoren: Weber
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Wunder. Gibt´s die? (Mk 1, 29-39)  Dieses Thema wurde bisher 2.396 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
26 Januar 2012, 21:33 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Beiträge: 210
Liebe Christen!

Immer wieder lesen wir in der Bibel, dass Jesus Kranke geheilt hat. Auf wunderbare Weise hat er sie heil gemacht. Muss man das glauben? Oder gibt es einen Trick, wie man das Ärgernis auflöst? Wir brauchen keinen Trick, um den Sinn solcher Wundererzählungen zu verstehen.

Der Schlüsselbegriff ist Heilung, heil machen. Was kaputt ist, kann man wieder heil machen. Ein kleines Mädchen, was seiner Puppe ein Bein ausgerissen hat, kommt zum Vater und sagt: Papa, mach die Puppe wieder heil! Und der Vater betätigt sich als Puppendoktor und macht die Puppe wieder heil. Das geht nur, wenn er sich höchstpersönlich mit der Puppe beschäftigt. Zu sagen: Nun bete mal schön, dann wird´s der liebe Gott schon richten, nützt nichts. Davon wird die Puppe nicht heil.

Was macht Jesus? Er geht höchstpersönlich zu den Menschen, die wieder heil werden wollen, und wendet sich ihnen zu. Er fasst sie an, scheut  nicht den Körperkontakt, um wieder heil zu machen, was irgendwie kaputt gegangen war. Im Fall der fieberkranken Schwiegermutter des Petrus heißt das: „Jesus fasste sie an der Hand und richtete sie auf.“ Aufrichten ist ein vieldeutiger Begriff. Man kann einen am Boden Liegenden aufrichten; man kann einen Traurigen aufrichten; man kann einem, der sein Selbstwertgefühl verloren hat, wieder Selbstbewusstsein geben u. s. w. Immer ist es eine extrem persönliche Angelegenheit, einem Kranken zu begegnen, und zwar so, dass er ein bisschen Heilung verspürt. Dafür braucht man Zeit, sehr viel Zeit. Zuwendung für Kranke, psychisch Gestörte, Suchtabhängige oder andere Daniederliegende ist sehr zeitaufwendig. Wer keine Zeit hat oder sich die Zeit nicht nimmt, kann nicht heilen. So einfach ist das. – Der Seelsorger oder die Seelsorgerin, die in direkter Nachfolge jenes heilenden Jesus stehen, brauchen Zeit, um ihre Aufgaben am Menschen erfüllen zu können. Wenn diese Zeit nicht da ist, läuft ihr Tun ins Leere. Dem kranken und hilfsbedürftigen Menschen helfend und heilend zu begegnen, ist seelsorglich gesehen das Wichtigste überhaupt, wichtiger noch als Gottesdienste zu feiern oder feierliche Sonntagsreden zu halten.

Ärzte machen übrigens dieselbe Erfahrung: Kranke, die geheilt werden wollen, brauchen vor allem Zuwendung durch den Arzt und erst in zweiter Linie Medikamente. Zuwendung aber kostet Zeit, die oft nicht ausreichend zur Verfügung steht. Stattdessen werden Medikamente verschrieben, die eigentlich überflüssig sind; in Wirklichkeit sind sie Trostpillen, die über die nicht vorhandene Zeit hinwegtrösten sollen.

Wir erinnern uns: Jesus hatte den Simon und den Andreas, den Jakobus und Johannes an die Hand genommen, um ihnen zu zeigen, wie das geht – das Heilen. Genau das sollten sie ja lernen, um es später ihm gleich auch zu tun. Ich sehe darin eine bleibende Aufgabe der Kirche: für die Kranken und Daniederliegenden da zu sein, für sie Zeit zu haben und sie aufzurichten. Wenn mich nicht alles täuscht, hat die Kirche diese Aufgabe aus dem Blick verloren. Seelsorge in dem beschriebenen Sinn gibt es nämlich praktisch nicht mehr. Als Entschuldigung muss immer wieder der Priestermangel herhalten. Doch der ist hausgemacht, solange Frauen und Verheiratete von diesem Beruf ausgeschlossen bleiben.

Und so warten wir weiter auf einen neuen Frühling in der Kirche: auf  die Einsicht, dass Frauen als Seelsorgerinnen genau so wertvoll sein können  wie Männer, dass die Ehe kein Hindernis sein muss für den Dienst am Altar, dass Seelsorge am Menschen immer Vorrang haben muss noch vor dem sonntäglichen Gottesdienst, dass der Mut zu Reformen vom Geist Gottes ausgeht (nicht aber die Angst vor Veränderungen) und dass die Freude am Glauben wichtiger ist als die von unserem Papst geforderte Entweltlichung der Kirche. – Es wird irgendwann Frühling werden: wie in der Natur so auch in der Kirche.

Amen.
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