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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Ostern  ›  Ostern heißt Aufstehen Moderatoren: Weber
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Ostern heißt Aufstehen  Dieses Thema wurde bisher 2.925 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
17 März 2012, 12:02 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Beiträge: 210
Liebe Christen!

Jedes Jahr denken wir erneut darüber nach, was Ostern für uns bedeuten kann. Denn die biblische Botschaft von der Auferstehung muss irgendwie in unserem Alltag geerdet werden, sonst bleibt sie eine fromme Geschichte ohne Auswirkung auf unser Leben. Wenn der hl. Paulus im Brief an die Kolosser sagt: „Ihr seid mit Christus auferweckt.“ (3, 1a), dann spricht er von der Auferstehung als einem gegenwärtigen Geschehen, das heute passiert oder passiert ist und nicht erst am Ende der Zeit eintreten wird. Auferstehung ist die Kraft in uns, die uns immer wieder aufstehen lässt, sooft wir zu Boden stürzen, abstürzen oder einfach am Ende unserer Kraft sind. An drei Beispielen will ich das Gemeinte veranschaulichen.

1.     Beispiel: Aufstehen nach Niederlagen.
Am Karfreitag haben wir noch den Kreuzweg Jesu betrachtet. Der fromme Glaube hat ohne eine biblische Grundlage drei Stationen eingefügt, wo Jesus unter der Last seines Kreuzes zu Boden stürzt. Die Erfahrung der Niederlage, des Zusammenbruchs, das Ich-kann-nicht-mehr ist keinem von uns fremd. Es ist eine allgemeine Lebenserfahrung, die man sogar Jesus nachsagt. Das Aufregende an diesen drei Kreuzwegstationen ist übrigens nicht der Sturz zu Boden, sondern das Aufstehen nach der Niederlage.

Es gibt viele Niederlagen, aus denen man selber aufstehen muss, und zwar in der von Gott geschenkten Kraft. Ich denke an die Kranken, die letztlich nur selber der Krankheit Paroli bieten können. Ich denke an die Trauernden, die nach dem Verlust eines lieben Menschen nur selber ihrem Leben einen neuen Sinn geben können, z. B. in einer neuen Liebe oder Partnerschaft oder aber in einem besonderen Engagement im sozialen Bereich. Ich denke an die ewigen Verlierer, denen selten etwas gelingt, die dafür aber oft vom Schicksal gebeutelt oder von den Menschen ausgenutzt und betrogen werden. Auch ihnen nützt auf Dauer kein Selbstmitleid, kein Selbstbedauern. Die Kraft zum Neuanfang muss im eigenen Herzen entdeckt, angenommen und freigegeben werden. Das hat etwas mit Ostern zu tun. Ostern heißt aufstehen. Wohl dem, der jemanden hat, der ihm beim Aufstehen behilflich ist.

2.     Beispiel: Aufstehen gegen Unrecht.
Es hat was mit Ostern zu tun, wenn Menschen sich stark machen, gegen Unrecht aufzustehen. Manchmal ist Unrecht in unserem Denken so selbstverständlich geworden, dass wir es gar nicht als solches wahrnehmen. So ist der Ausschluss der Frauen von allen Ämtern in der Kirche eine Diskriminierung, die wir einfach hinnehmen. In keinem anderen Bereich unserer Berufswelt gibt es so etwas. Die Aufhebung dieser Diskriminierung würde sogar das Problem des Priestermangels teilweise lösen und wieder zu einer geordneten Seelsorge in den Gemeinden beitragen. Stattdessen zerschlagen wir ganze Seelsorgestrukturen und vernachlässigen sträflich Liturgie, Verkündigung und Einzelseelsorge, nur um die Diskriminierung der Frau aufrecht zu erhalten. Das ist übrigens nur ein Beispiel von Diskriminierung in der Kirche. Andere sind: die Exkommunikation der Geschiedenen, die wieder geheiratet haben, die Verachtung der Homosexuellen, die unnachgiebige Haltung gegenüber Christen anderer Konfessionen, die Verweigerung der Mitentscheidung der Kirchenmitglieder bei wichtigen Weichenstellungen in der Kirchenpolitik. Eine österliche Kirche sind wir nicht.

In diesen Tagen sehen wir in der weiten Welt, wie Menschen gegen Unrechtsstrukturen aufbegehren, wie sie ihre Despoten und Menschenschinder aus dem Amt jagen – gegenwärtig vor allem in der arabischen Welt. Auferstehung ist nicht nur ein Artikel im Glaubensbekenntnis, das man aufsagt und gegen das man nichts einzuwenden hat. Auferstehung findet da statt, wo Menschen gegen Unrecht und Unrechtsstrukturen aufstehen.

3.     Beispiel: Aufstehen zum Leben.
Es gibt Situationen, da macht sich die Erkenntnis breit, dass eigentlich das ganze Leben verpfuscht ist. Ehen gehen auseinander, Lebenswerke zerbrechen, der Frust macht sich breit, dass alles für die Katz gewesen ist. Das Leben selber bekommt einen Knacks. Es ist wie bei jeder Niederlage, nur viel grundsätzlicher, totaler, ohne Hoffnungsschimmer.

Trotzdem glauben wir daran, dass auf Dauer doch ein Schimmer Hoffnung am Horizont aufkommen kann. Manchmal muss man nur sein eigenes Leben ändern, Beziehungen kappen, vielleicht die Ehe beenden, möglicherweise den Beruf aufgeben, auf die Barrikaden gehen, um sein eigenes Leben nicht ins Leere laufen zu lassen. Da kann dann keiner raten, da gilt nur die eigene Entscheidung. Wie immer sie ausfällt, sie ist richtig. Und mögen auch andere Leute sich aufregen oder Unverständnis zeigen. Jeder Mensch ist in seiner Entscheidung souverän. Wo es ums Aufstehen zum Leben geht, haben Rücksichten nicht die Priorität. Ostern ist nicht zu haben ohne die Grausamkeiten des Karfreitags. Ostern ist die Option Hoffnung schlechthin.

Amen.
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