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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Weihnachten  ›  Weihnachten meint Gemeinschaft (Weihnachten 2012) Moderatoren: Weber
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Weihnachten meint Gemeinschaft (Weihnachten 2012)  Dieses Thema wurde bisher 1.806 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
09 Dezember 2012, 15:36 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Beiträge: 210
Liebe Christen!

Warum feiern wir überhaupt Weihnachten? So elementar muss man heute nach dem Sinn eines Festes fragen, das viel mehr vom Weihnachtskommerz als von den Kirchen in Erinnerung gebracht wird. Lohnt es sich überhaupt noch, über die religiöse Seite von Weihnachten nachzudenken oder ist mit der Auskunft, dass Jesus Geburtstag hat, schon alles gesagt? Es lässt mir keine Ruhe: ich muss Ihnen zu diesem Thema einige Gedanken sagen. Und ich hoffe sehr, dass ich auch jene erreiche, die heute weniger aus christlich gläubiger Überzeugung denn aus familiärer Rücksichtnahme hergekommen sind.

1.     Gott wird Mensch.
Das ist die Urbotschaft des Weihnachtsfestes überhaupt, dass Gott in Jesus in unser menschliches Dasein eingetreten ist. So viel sind wir ihm wert, dass er einer von uns wird, „in allem uns gleich, außer der Sünde“ (Hbr 4,15). Er will einfach unter uns sein, mitfühlen mit unserer Schwäche, versucht werden wie jeder Mensch versucht wird, er will mitleiden wie ein Sklave, dem seine Rechte und seine Würde genommen sind. Gerade die Armen und die Menschen in Not sind ihm ans Herz gewachsen. Ihr Leben will er teilen und heilen. Gott ist nicht nur für die paar Katholiken Mensch geworden oder die Christen allgemein, sondern für alle Menschen. Schließlich ist er der Schöpfer aller Menschen. Und es gibt keinen Menschen, den er nicht liebt oder dem er seine Gemeinschaft und Freundschaft vorenthalten würde. Ach, wenn wir Katholiken das doch mal begreifen würden, wie nahe uns Gott längst ist und wie abwegig es ist, ständig Grenzen zu ziehen zwischen den Guten und den Bösen, zwischen den Würdigen und den Unwürdigen, den Gläubigen und den Ungläubigen, den Kirchlichen und den Nicht-Kirchlichen. Weihnachten ist ein Appell zu mehr Gemeinsamkeit, zu mehr Gemeinschaft. – Zugegeben: als Kirche geben wir da ein schlechtes Beispiel. Wir verrammeln die Kirche mit Verboten, Verurteilungen und Exkommunikationen und wundern uns, dass keiner mehr in die Kirche hereinkommt.

2.     Wir sitzen alle in einem Boot.
Wenn wir eins in der Vergangenheit aus der Globalisierung gelernt haben, dann ist es die Tatsache, dass wir Menschen alle in einem Boot sitzen. Wir sind auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen: in Fragen der Überbevölkerung, der Ernährung, der Gesundheit, der Ökologie, der Energieversorgung und dem Zugang zu sauberem Wasser. Jeder Mensch hat ein Recht auf Leben. Und jeder ist bestrebt, dieses Recht in Anspruch zu nehmen. Wo aber dieses Recht nicht gewährt wird, wo wir uns gegenseitig dieses Recht streitig machen, wird es Kriege geben. Gewalt aber hat noch nie ein Problem wirklich gelöst. Es wird uns nichts anderes übrig bleiben, als miteinander und füreinander Verantwortung zu übernehmen. Als Christen ist uns diese Verantwortung längst bewusst, und die Weihnachtsbotschaft erinnert uns immer wieder daran. Aber es ist keine andere Verantwortung als die, die auch auf alle anderen Menschen  zukommt, egal welcher Weltanschauung oder Religion sie angehören oder wie grundsätzlich sie sich zum Atheismus bekennen. Vielleicht hat Religion da mit ihrer Botschaft von der Liebe das größere Motivationspotential.

3.     Die Kirche muss Zeichen setzen.
Wenn die Kirche überleben will, muss sie endlich im neuen Jahrtausend ankommen. Dass der gegenwärtige Zustand der Kirche verheerend ist, erkennen die Verantwortlichen schon, aber sie gehen in die Vergangenheit, in die verkehrte Richtung, um die Kirche zu erneuern. Im Heute muss die Kirche Zeichen setzen: Zeichen der Gemeinschaft mit anderen Christen, indem sie sich ökumenisch öffnet; Zeichen der Gemeinschaft mit jenen Menschen, denen man nur durch Liebe und nicht durch Ausschluss aus der Gemeinschaft hilft, z. B. denen, die nach einer gescheiterten Ehe wieder heiraten; Zeichen der Gemeinschaft mit jenen Menschen, denen man bereits im Neuen Testament das Wort in der Kirche verboten hat und heute noch die Übernahme eines Weiheamtes vorenthält, den Frauen; Zeichen der Gemeinschaft vor allem mit den Armen, die Jesus besonders in sein Herz geschlossen hat. In diesem Zusammenhang dürfte man von den Kirchlichen Würdenträgern auch etwas mehr Bescheidenheit im Auftreten und in der Lebensführung erwarten. Bischof Tebartz-van Elst ist da ein abschreckendes Beispiel der jüngeren Generation. Der unbedingt nötige Aufbruch in der Kirche darf nicht nach hinten losgehen, also nicht in die Vergangenheit, sondern in die Gegenwart, von der aus die Zukunft beginnt.

Wie immer bin ich zuversichtlich, unheilbar optimistisch, dass es dennoch irgendwann in unserer Kirche aufwärts geht. Manchmal muss man eben abwarten, bis ein Generationswechsel eingetreten ist. Aber Gott ist seiner Kirche nahe und sein Geist bleibt in ihr gegenwärtig. Mit dieser Überzeugung kann ich gut Weihnachten feiern. Und das wünsche ich Ihnen und Ihren Angehörigen auch: ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest.

Amen.

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