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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Bibelstellen  ›  Wie radikal ist eigentlich Nachfolge?(Lk 14,25-33) Moderatoren: Weber
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Wie radikal ist eigentlich Nachfolge?(Lk 14,25-33)  Dieses Thema wurde bisher 1.251 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
01 September 2016, 20:18 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Beiträge: 210
Liebe Christen!

Wir haben einen Text gehört, der es in sich hat.

Die Sprache

Die Sprache ist ein Aufruf zur Radikalisierung. Es ist von Gering-Achten die Rede, so hat die Einheitsübersetzung bereits das griechische Wort für Hass entgiftet. Wörtlich übersetzt würde man lesen: „Wenn einer zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein eigenes Leben hasst, kann nicht mein Jünger sein“. Ist das Hass-Predigt? Und weiter: „Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, kann nicht mein Jünger sein.“ Die Sprache signalisiert, dass die Nachfolge Lebensgefahr bedeutet; mehr noch: den sicheren Tod. Und dann folgt zuletzt das Bild vom Krieg. Jünger-sein ist Krieg. Wer dazu nicht bereit ist, kann nicht mein Jünger sein.

Ich bin ehrlich: ich habe diesen Text in der Vergangenheit schon oft gelesen, ohne mir klar zu machen, wieviel Sprengstoff (!) er enthalten kann. Erst nach den vielen Selbstmordattentaten der vergangenen Monate hat die Sprache mich aufgeweckt.

Der Inhalt.

Jesus-Nachfolge ist buchstäblich lebensgefährlich. Warum? Weil sie aggressiv alle Bindungen kappt und kalkuliert Krieg führt. – Sie werden sagen: Das ist doch alles nicht so gemeint. Ich sage dagegen: Was ich nicht so meine, sage ich auch nicht so. Vor fünfzig Jahren, als ich junger Kaplan war, hat jeder den Islam als eine zu vernachlässigende Größe betrachtet. Keiner hätte damit gerechnet, dass der Islam so schnell wachsen würde, dass er uns so nahe kommen würde und dass es zu solchen Radikalisierungen kommen könnte. Und während ich darüber nachdenke, mache ich die Entdeckung, dass es in der Bibel ebenfalls Tendenzen gibt, die man auch anders verstehen kann. Früher habe ich gedacht, wenn doch die Christen ein bisschen radikaler und konsequenter ihren Glauben leben würden, dann sähe es besser aus in der Welt. Das mit der Radikalität würde ich heute nicht mehr so sagen.

Die Gefahr

Ich sehe in der Sprache, die wir im heutigen Evangelium gehört haben, kein geeignetes Mittel, das Evangelium sympathisch rüber zu bringen. Ich habe mal im Internet nachgeschaut, wie andere Pastöre über dieses Evangelium gepredigt haben. In einer Predigt waren die Hauptinhalte wie folgt überschrieben: „1. Wer in der Nähe Jesu sein und bleiben will, muss sich befreien lassen von hindernden Bindungen. 2. Wer in der Nähe Jesu sein und bleiben will, muss Bereitschaft zum Leiden mitbringen. 3. Wer in der Nähe Jesu sein und bleiben will, muss die Fähigkeit haben, seine eigenen Grenzen zu akzeptieren.“ Das ist natürlich weichgespültes Evangelium. Zur Zeit sehe ich bei uns zwar keine Tendenz zur Radikalisierung junger Christen, die sich und andere in Selbstmordattentaten in die Luft sprengen. Aber das war ja auch im Islam früher nicht so und ist ja auch keineswegs kennzeichnend für den Islam insgesamt. Es sind wenige, die sich zu solchen Attentaten hinreißen lassen, aber sie machen von sich Reden. Religion hat – leider – immer auch ein Potential an Gewalt. Da macht das Christentum keine Ausnahme. Und da muss man wohl immer ein kritisches Auge drauf werfen.

Amen.

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