Forum Einloggportal
Loginname: Einen Zugang registrieren
Passwort:     Passwort vergessen?

Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Kirche  ›  Fragen, die sich im Hinblick auf die Zukunft der.. Moderatoren: Weber
Mitglied(er) im Forum
Keine Mitglieder und 1 Gäste

Fragen, die sich im Hinblick auf die Zukunft der..  Dieses Thema wurde bisher 1.307 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
1 Seiten 1 Thema empfehlen
Weber
23 Juli 2017, 17:28 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
Board Moderator
Beiträge: 210
Fragen, die sich im Hinblick auf die Zukunft der Kirche stellen

1. Muss die Kirche auch in Zukunft eine klerikale Struktur haben?
Angesichts des rasanten Schrumpfungsprozesses von Gemeindemitgliedern, Priestern und Gottesdienstbesuchern stellt sich die Frage, ob die Kirche der Zukunft noch eine klerikale Gestalt haben wird. Unter klerikaler Struktur versteht man die aus der Masse der Gläubigen, den sog. Laien, herausgehobene Klerikerschicht aus unverheirateten, geweihten Männern, die die Kirche von verschiedenen Führungsebenen aus leiten.

Man darf nicht vergessen, dass die gegenwärtige Gestalt der Kirche und ihre Strukturen das Ergebnis einer geschichtlichen Entwicklung sind. Mit der Behauptung, dass die kirchlichen Strukturen göttlichen Rechtes und damit unveränderbar wären, sollte man sehr vorsichtig sein. Häufig wurde und wird das Argument des göttlichen Rechts dazu missbraucht, eine Diskussion zu blockieren, wenn zugkräftige Argumente fehlten.

Die beiden Bibelstellen 1 Ptr  2,9 (Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heilger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat) und Offg 1,6 (er hat uns zu Königen gemacht und zu Priestern vor Gott, seinem Vater), mit denen man heute das allgemeine Priestertum aller Getauften in Verbindung bringt, hat in der Theologie und in der (liturgischen) Praxis der Kirche noch keine angemessene Würdigung erfahren. Das Auge, das nach Veränderungen Ausschau hält, wird blind gehalten.

2. Warum ist die Frau in der Führung der Kirche (Frauenordination) den Männern gegenüber immer noch nicht gleichberechtigt?
Ich halte es geradezu für eine Blasphemie (Gotteslästerung), wenn man wie verrückt um Priesternachwuchs betet, aber die vorhandenen Ressourcen nicht ausschöpft, nur weil sie weiblich sind. Das ist schlichtweg Diskriminierung des weiblichen Geschlechts und darum Menschenrechtsverletzung. So etwas kann sich keine andere Berufsgruppe in unseren Breiten mehr leisten.

3. Wie müssen der Gemeindeleiter / die Gemeindeleiterin und auch der Bischof heute auf ihre Aufgaben hin qualifiziert werden?

Beim einfachen Klerus wird die Bereitschaft zum zölibatären Leben höher bewertet als die Bereitschaft, das Leben in den Dienst der Seelsorge zu stellen. Um Priester zu werden braucht man vor allem den Zölibat, nicht mehr unbedingt das Abitur. Der Verzicht auf traditionelle Bildung tut dem Amt nicht gut. Besser wäre es, die Entscheidung zu heiraten oder nicht, den Betreffenden selber zu überlassen. Wenn der Zölibat ein Ideal ist, - wie immer behauptet wird - dann bleibt er ein Ideal, auch wenn er nicht von allen übernommen wird. Die evangelische Kirche hat uns längst vorgemacht, dass eine Pfarrerin (verheiratet oder nicht) gute und sehr gute Dienste in der Seelsorge leisten kann. Warum sollten wir nicht von unseren evangelischen Mitgeschwistern lernen? Es würde keinem eine Zacke aus der Krone brechen.

Auch die Bischöfe bräuchten meines Erachtens eine bessere Qualifikation für ihr Amt. Die römische Kurie ernennt gerne Priester zu Bischöfen, die in Rom studiert haben. Nicht, dass sie deshalb bessere Theologen wären, sondern weil man von ihnen weiß, wie romtreu, wie loyal und wie zahm sie in ihren Ansichten sind. Was wir jedoch brauchen, sind Bischöfe, die begeistern, die das Feuer des Glaubens entfachen können, die zuhören können und die sich zu Sprechern und Anwälten der Armen machen, die ein Ohr und ein Herz für die Menschen haben. M. a. W. wir brauchen Seelsorger, wie Papst Franziskus einer ist. Ich will es mal in einem Bild aus dem Fußball ausdrücken. Die Spielvorlagen, die Franziskus den Bischöfen bisher vorgelegt hat, hat noch keiner aufgegriffen und in ein Tor verwandelt. Zu groß sind die Unsicherheit und die Feigheit, mit der man bisher so gut gefahren war.

4. Wann beginnt man endlich damit, sich um die zu kümmern, die aus der Kirche ausgetreten sind?
Es sind doch nicht alle Atheisten, die sich weigern, diese Kirche finanziell zu unterstützen! Dass man sich um die, die scharenweise aus der Kirche austreten, nicht kümmert, ist nicht nur schade, es ist unverantwortlich. In den meisten Fällen sind es Ärger, Wut seelische Verletzungen, die zum Austritt aus der Kirche führten. Das muss aufgearbeitet werden: an der Basis, in den Ordinariaten, in den römischen Kongregationen. Die Kirche ist oft zu selbstherrlich, um sich zu entschuldigen; sie ist zu empfindlich, um entschlossen zu handeln; sie ist zu stolz einzusehen, dass ihre einige Existenzberechtigung darin besteht, für die Menschen da zu sein und nicht umgekehrt.

5. Hat die Kirchensteuer noch Zukunft?
Ich glaube nicht. Ehrlich gesagt: ich halte es für eine Ungeheuerlichkeit, dass die Zahlung der Kirchensteuer darüber entscheidet, ob einer zur Kirche gehört oder nicht. Was hat das mit dem Reich Gottes zu tun? Auch geizige Menschen können zum Reich Gottes gehören. Wenn wir alle zusammen wie eine große Familie sind, die von der Liebe Gottes zusammengehalten wird, dann kann doch das einzelne Kind nicht aus dieser Familie ausgeschlossen werden, nur weil es einen Fehler hat: z. B. weil es geizig oder zänkisch oder neidisch oder oder ist.

Natürlich braucht die Kirche Geld, um ihre Angestellten zu bezahlen, um Kirchengebäude zu erhalten und vieles mehr. Aber es wird ja auch viel Geld vergeudet, gehortet und in Anlagen versteckt. Das zu Viel an Geld ist für die Kirche ein größeres Problem als wenn sie zu wenig hätte. Es gibt sicher andere Systeme de Finanzierung als die z. Zt. gültige Kirchensteuer.

Ich habe nur einige Fragen gestellt – sicher pauschal und plakativ. Aber manchmal muss man zeigen, wo einen selber der Schuh drückt, wenn man an Kirche denkt. Und das muss sie eben auch ertragen: Kritik aus eigenen Reihen.

Amen.

geloggt Offline
PrivatnachrichtPrivatnachricht
1 Seiten 1 Thema empfehlen
Thema ausdrucken Thema ausdrucken

Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Kirche  ›  Fragen, die sich im Hinblick auf die Zukunft der..

Thema Bewertung
Für dieses Thema existiert derzeit keine Wertung