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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Ökumene  ›  Der Streit der deutschen katholischen Bischöfe ... Moderatoren: Weber
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Der Streit der deutschen katholischen Bischöfe ...  Dieses Thema wurde bisher 2.812 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
05 Mai 2018, 19:46 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Der Streit der deutschen katholischen Bischöfe um die Zulassung evangelischer Christen zur Kommunion „im Einzelfall“.

Wer hätte im letzten Jahr, dem 500. Jahr nach der Reformation, gedacht, dass just ein Jahr später unter den deutschen katholischen Bischöfen ein Streit entbrennt um die Zulassung evangelischer Christen zur Kommunion „im Einzelfall“? Um es gleich vorweg zu sagen: was im Einzelfall möglich ist, ist grundsätzlich immer möglich. Das weiß jedes Kind; es gibt keine Ausnahmen, aus denen nicht ganz schnell eine Regel entsteht – schon aus Gründen der Gleichbehandlung.
Wie ist es zu diesem Streit gekommen? Zum besseren Verständnis dieser Auseinandersetzung will ich ein paar Bemerkungen zur Struktur der katholischen Bistümer in Deutschland sagen. Es gibt zwei Erzbistümer in Deutschland, deren Amtsinhaber traditionell den Kardinalstitel tragen: Köln und München. Sie sind nicht nur die größten Bistümer, sondern halten sich auch für die wichtigsten. Oft war einer von den beiden Amtsinhabern auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.
Derzeit ist Kardinal Marx Erzbischof von München und Freising und außerdem Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz; Erzbischof von Köln ist Kardinal Woelki. Er kam im Juli 2014 als Erzbischof und bereits Kardinal von Berlin nach Köln. Beide Erzbischöfe sind konservativ geprägt: Woelki durch seinen Kölner Vorgänger Kardinal Meisner, dessen Diözesanpriester er war, -  Marx durch seinen früheren Vorgesetzten in Paderborn Bischof Degenhard. Wie sehr Marx die strenge Linie der Kirche gerade auch in Fragen der Ökumene vertrat, zeigte er, als er Bischof von Trier war. Damals, 2003, fand in Berlin der erste ökumenische Kirchentag statt. Der katholische Theologieprofessor Gotthold Hasenhüttl feierte dort in der Gethsemane-Kirche einen ökumenischen Gottesdienst mit Eucharistiefeier nach katholischem Ritus und offener Kommunion. Der Gottesdienst war gestaltet und vorbereitet von der „KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche“ und der Initiative „Kirche von unten“. Wegen dieser Gottesdienstfeier suspendierte der damalige Trierer Bischof Marx seinen Diözesanpriester Hasenhüttl vom Priesteramt und kündigte ihm an, auch die Lehrerlaubnis zu entziehen, wenn er nicht schriftlich seine Tat bereue (nämlich evangelische Christen zur Kommunion eingeladen zu haben) und nicht verspreche, solches in Zukunft zu unterlassen. Hasenhüttl hat sich dem Druck seines Bischofs Marx nicht gebeugt, hat stattdessen alle rechtlichen Mittel ausgeschöpft, die Suspension rückgängig zu machen – allerdings vergeblich und wurde dann 2006 mit dem Entzug der Lehrerlaubnis zusätzlich bestraft. In der Verfahrenszeit hat Hasenhüttl trotz mehrfachen Bemühens keinen Termin für ein persönliches Gespräch mit seinem Bischof bekommen. – Heute - 15 Jahre später - initiiert Marx in der Bischofskonferenz eine Praxis, die er 1½ Jahrzehnt vorher mit der vollen Unterstützung des gesamten kirchlichen Verwaltungsapparates niedergeschlagen hat. Was hat sich in diesen 1½ Jahrzehnt geändert? Es hat sich theologisch nichts geändert in den Vorbehalten gegenüber dem evangelischen Abendmahlsverständnis. Aber es ist ein anderer Papst gewählt worden, der die Barmherzigkeit höher einschätzt als die Gerechtigkeit. Ob Marx dazu gelernt hat? Ich vermag es nicht zu sagen. Vielleicht glaubt er, eine neue Praxis, an deren Spitze er sich stellt, könnte dem Papst gefallen. Und das könnte sich ja irgendwann mal auszahlen. Doch bei denen, die den Fall Hasenhüttl noch im Gedächtnis haben, hat Marx ein Glaubwürdigkeitsproblem. Übrigens – entschuldigt hat Marx sich bei seinem Opfer Hasenhüttl bis heute nicht.
Wir haben vorhin folgende Verse aus dem Galaterbrief gehört: „Denn ihr alle, die ihr in Christus hineingetauft seid, habt Christus (als Gewand) angelegt. Da ist nicht mehr Jude, auch nicht Grieche; da ist nicht mehr Sklave, auch nicht Freier; da ist nicht mehr männlich und weiblich; denn ihr seid alle EINER in Christus Jesus“ (3, 27-28). Was ist das für eine großartige Einladung zur Einheit in Christus! Da ist nicht mehr wichtig, welcher Religion einer angehört: dem Judentum oder dem Heidentum, da ist nicht mehr wichtig der soziale Status: Freier Bürger oder Sklave, nicht einmal das Geschlecht, also Mann oder Frau, hat Bedeutung, wenn es um die Einheit mit Christus geht. In Christus sind alle Unterschiede aufgehoben. Das sind unglaubliche Perspektiven für die Ökumene insgesamt, aber auch für das geistliche Amt in der katholischen Kirche, ganz zu schweigen von der Genderfrage, die in unserer Kirche noch nicht einmal zur Kenntnis genommen worden ist. Die Bibel bietet so viele Ansätze zur Lösung festgefahrener theologischer Positionen, aber keiner traut sich, daraus Konsequenzen zu ziehen. Stattdessen führen sich ausgewachsene Erzbischöfe auf wie Kindergartenkinder, die sich gegenseitig ihr Spielzeug aus den Fingern reißen. Nicht anders kann ich das Spielchen des Kölner Erzbischofs deuten, wenn er seinem Münchner Mitbruder vor Augen führt, dass er seine bayerischen Diözesanbischöfe nicht auf seiner Seite hat. Ein unwürdiges Spiel, das dem Image der Kirche sehr schadet!
Das Pfingstfest steht unmittelbar bevor. Eine gute Gelegenheit, um den Heiligen Geist zu bitten, er möge den Bischöfen ins Gedächtnis rufen, was ihre ureigenste Aufgabe ist: nämlich versöhnen, nicht spalten!
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