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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Bibelstellen  ›  Die Feldrede Jesu und ihre Bedeutung (Lk 6, 20-26) Moderatoren: Weber
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Die Feldrede Jesu und ihre Bedeutung (Lk 6, 20-26)  Dieses Thema wurde bisher 5.799 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Weber
13 Februar 2019, 20:58 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
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Beiträge: 210
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer!

Die Seligpreisungen des Lukas erinnern uns an die Seligpreisungen der Bergpredigt im Matthäusevangelium. Lukas macht´s nur kürzer, dafür fügt er den Seligpreisungen noch ein paar Weherufe an. Das klingt schon provokativ. Sind die Weherufe etwa Ausdruck der Schadenfreude jener, die im Leben zu kurz gekommen sind? Mitnichten! – Auf der Suche nach einer Verständnishilfe stieß ich auf eine Predigt, die vor Jahren in der Katholischen Hochschulgemeinde Dortmund zu diesem Lukastext gehalten worden ist. Leider stand der Name des Autors nicht dabei. Trotzdem übernehme ich einige Passagen aus dieser Predigt wörtlich.

Da heißt es in einer Geschichte: „Ein Weißer und ein Indianer gehen zusammen durch eine amerikanische Großstadt. Plötzlich bleibt der Indianer stehen und sagt: Ich höre eine Grille zirpen. Der Weiße antwortet: Unmöglich, hier in dem Lärm? Der Indianer tritt an eine Hauswand, an der sich ein Weinstock emporrankt, greift hinter ein Blatt und hält die Grille in der Hand. Tja, sagt der Weiße, ihr Indianer habt eben unheimlich scharfe Ohren. Nein, sagt der Indianer, wir hören nicht besser als ihr. Pass auf! Dann nimmt er ein Geldstück, lässt es auf den Bürgersteig fallen. Blitzartig drehen sich mehrere Passanten um und schauen, wo die Münze liegt. Wir hören immer das, worauf wir achten, sagt der Indianer. Bei uns ist es die Grille, ein Stück Natur, in der wir leben. Bei euch ist es die Münze.

Wir hören immer das, worauf wir achten. Nun die Frage: Was hören wir, wenn wir dem Lukastext, den wir vorhin als Evangelium gehört haben, begegnen?

In der besagten Predigt spricht der Prediger seine Zuhörer ganz persönlich an. Er sagt: Wenn ihr überzeugt seid, dass ein Mensch mehr wert ist als sein Konto und seine Karriere, mehr als seine Ellenbogen, sein Cabrio und seine schnieke Wohnanlage; wenn ihr auch überzeugt seid, dass wenig daran hängt, wie einer von außen aussieht, weil das Schöne immer von innen kommt und nur um seinetwillen einen / eine andere/n liebhaben kann; wenn ihr von all dem überzeugt seid und ihr darum an alle dem, was man haben, machen, leisten kann, nicht hängt und darum frei seid: Selig seid ihr!

Wenn ihr überzeugt seid, dass man Geld nicht essen kann, ja sogar dass es nichts auf der Welt gibt, was uns wirklich satt macht, weil die Sehnsucht von uns Menschenkindern nach einem Erfülltsein dafür viel zu groß ist; dass uns der Hunger nach Brot und erst recht der nach Angenommensein und Liebe beständig daran erinnert, dass wir nicht aus uns selbst bestehen, sondern angewiesen sind auf das, was die Erde und andere für uns übrig haben – und wenn ihr dann noch begreift, dass es trotzdem gut ist mit uns so, wie es ist, weil ihr euch einem verdankt, der euch Leben gönnt und es gut mit euch meint und darum euren Hunger stillen wird: Selig seid ihr, selig schon jetzt, da ihr noch den Hunger spürt, weil er, der euch die Verheißung gibt, zugleich dafür sorgt, dass ihr einst satt sein werdet.

Wenn ihr überzeugt seid, dass es nicht nötig ist, immer gut drauf zu sein, da einem manchmal zum Heulen ist, einen wichtigen Wink nicht erkennt, ein anderer (gar lieber) Mensch euch hintergeht, ihr jemanden von eurer Seite auf immer verliert und untröstlich seid. Wenn ihr anerkennt, dass es all das im Leben geben kann und ihr weinen müsst – und trotzdem die Welt darüber nicht zerbricht, weil auch noch das menschlich gesehen Verfehlte und Verlorene – gerade es – in Gottes Hand geschrieben ist: selig seid ihr!

Ja, und dann das andere auch noch: die Seligpreisung für die, die wegen ihres Bekenntnisses zu Jesus gehasst, ausgeschlossen und geschmäht werden. Wer überzeugt ist, dass das mit dem Armsein, dem Hungern und Trauern stimmt und das auch noch sagt, der muss mit solchen Reaktionen rechnen.

Die Weherufe der lukanischen Feldrede, die den Seligpreisungen folgen, sind nicht Ausdruck der Schadensfreude derer die ansonsten zu kurz gekommen sind im Leben. Nein, sie beschreiben lediglich, was denen passiert, die das Reichsein jetzt, das Sattsein jetzt, das Lachen jetzt , das schöne Gerede der anderen jetzt für das Ganze halten und sich darum an es klammern: ihr habt weg euren Trost, wird ihnen gesagt, weil sie vom Menschen viel zu klein gedacht haben – dass es mit ein bisschen Habe, mit reichlichem Essen, einer Bettaffäre und zünftiger Fröhlichkeit genug sei für ihn“. (Ende des Zitats).

Ich selber möchte noch hinzufügen: Wer nur für sich selber lebt, verpasst viel zu viel im Leben, vielleicht sogar den eigentlichen Sinn. Denn Liebe, die gibt und sich hingibt, bedarf anderer Menschen. Liebe genügt sich nie selber.

Amen.

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