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Forum www.religion-und-spiritualitaet.de    Religion und Spiritualität    Kirche  ›  Nicht etwas weniger Zölibat Moderatoren: Weber
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Nicht etwas weniger Zölibat  Dieses Thema wurde bisher 1.483 mal gelesen. Thema ausdrucken Thema ausdrucken
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Dickers
30 Juni 2019, 22:21 Einem Moderator melden Einem Moderator melden
0 - 25 Beiträge
Beiträge: 16
Der Generalvikar sah keinen Anlass zur Panik. Der Mangelzustand bei den „Arbeitern im Weinberg des Herrn“ sei, bildlich gesehen, ein Normalzustand. Der Generalvikar bewies seine Verdrängungs-Energie.
Es gebe Länder, in denen Priester-Mangel bedeutend größer sei als bei uns. Die Hälfte der katholischen Gemeinden auf dem Erdball sei ohne Priester. Es werde besser werden, prophezeite er und formulierte Wunschvorstellungen. Vielleicht plante er eine Durchhalte-Fibel, die bestätigte, dass sich Probleme von selbst lösen, wenn man lange genug wartet. Es bestehe ein relativer Priestermangel, behautete er. In seinem Bistum hätten in den vergangenen Jahren nur dreißig von über tausend Priestern ihr Amt aufgegeben.
Muss man sich Gedanken machen über Alternativen? Natürlich nicht.
Der Generalvikar outete sich als Illusions-Künstler. Er schätzte die Strategie der Vorwärtsverteidigung: Aus wenig lässt sich viel machen. So bewahrte er sich vor dem Realitäts-Schock. Schönwetterlage in Sicht, wenn auch langfristig. Rettungspläne und Vorsorge-Überlegungen sind überflüssig. Es wird kommen wie angenommen. Eine spekulative Erwartung, aber eine sich selbst erfüllende.
Herkömmliche Wege zur Sicherung des Priesternachwuchses waren die besten und bleiben die besten. Vergangenheitsselige Standard-Therapien haben sich bewährt. Man wird Argumente dafür finden. Dass die Anzahl der Priesteramtsbewerber weiter sinkt, irritierte den Generalvikar nicht. Dass sich keine Trendwende abzeichnet, ebenfalls nicht.
Dem Leiter eines Priesterseminars in einem anderen Bistum bereitet der Priestermangel dagegen schlaflose Nächte. Wem die Zukunft der Kirche etwas bedeute, sagt er, den müssten die aktuellen Zahlen aufrütteln. Im Jahre 1962 wurden 557 Männer in der Bundesrepublik zu Priestern geweiht. 2017 waren es 72; in zwei Bistümern fand keine Priesterweihe statt.
Es gibt unterschiedliche Gründe für den Abwärtstrend, um den sich der Generalvikar nicht mehr sorgen muss. Er ist Bischof geworden. Bischöfe muss es geben.
Zu meiner Zeit genoss der Beruf des Priesters hohes Sozialprestige. Jetzt sind Manager-Qualitäten wichtiger, wenn Priester erfolgreich wirken wollen. Eine „Gemeinschaft der Gemeinden“ als aktuelle Seelsorge-Einheit hat Einzel-Pfarreien weithin abgelöst und indirekt das Berufsfeld des Priesters verändert.
Dass ein lebenslang verpflichtendes Ja zu Ehelosigkeit und zu sexueller Enthaltsamkeit jungen Menschen unserer Tage schwer vermittelbar ist, weiß jeder – nur nicht die kirchliche Obrigkeit.
Es geht nicht um „ein bisschen weniger Zölibat“. Es geht nicht um eine Kirche, diekein Wässerchen zu trübrn vermag. Es geht um ein neues Denken. Es geht darum, wie die Kirche aus der Vergangenheit in die Zukunft findet.
„Frauen in Führungspositionen“. Damit kündigt das Erzbistum Köln für weibliche Nachwuchskräfte und Studienabsolventinnen ein Programm an. Von weiblichem, priesterlichen Nachwuchs spricht das Programm nicht.
Papst Franziskus ermunterte die Bischöfe im Amazonasgebiet zu „mutigen Vorschlägen“. Wenn es welche gegeben haben sollte, sind sie im Regenwald verloren gegangen.
„Entscheidende Weichenstellungen für denüastoralen Zukunftsweg“ hat der Pastoralrat im Kölner Erzbistum beraten und gefragt: „Wie reagieren wir konstruktiv auf die schwindenden Personalressourcen?“ Arbeitsgruppen wurden gebildet. Das Seelsorge-Personal , also Priester und Laien, werde sich bis zum Jahre 2040 um die Hälfte vermindern, stellte der Erzbischof fest. „Wir dürfen uns nicht länger selber betrügen“, betonte er. Wie mag er das gemeint haben?
Mit Zuversicht blickt er in die Zukunft. Er ist überzeugt von einer jungen, zum Aufbruch bereiten, lebendigen, mutigen Kirche. Dass immer weniger Menschen eine Bedeutung der Kirche für ihr Leben erkennen, nimmt der Bischof nicht wahr. Der Mitglieder-Schwund setzt sich fort. Mit welchem Personal die Kirche Zukunft gestalten will, bleibt ebenfalls unerwähnt.
Bischöfe wird es geben. Auch siebenundzwanzig deutsche Bistümer bleiben bestehen. „Pfarreien der Zukunft werden neue Formen von Vergemeinschaftung ermöglichen.“ Das ist in einem Dokument des Bistums Trier nachzulesen. Bistümer werden nicht betroffen sein von möglichen Zusammenlegungen, da es viele Bischofs-Anwärter gibt.
Muss man sich in den Dienst dieser Kirche stellen?

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