Thema drucken

Forum www.religion-und-spiritualitaet.de  /  Kirche  /  Witwenweihe
Geschrieben von: Weber, 21 Februar 2016, 10:19
Die am 13. Februar 2016 in Mayen stattgefundene Witwenweihe, die erste in Deutschland, nachdem der Brauch der frühen Kirche im Mittelalter in Vergessenheit geriet, regt mich zur Diskussion an. Es geht hier nicht um die Person, die geweiht wurde, sondern um das Wiederaufleben einer Tradition, die mir bedenklich erscheint. Wenn hier von einem Keuschheitsgelübde die Rede ist (gemeint ist der Verzicht auf sexuelle Betätigung oder erneute Eheschließung), dann besteht die Gefahr, dass im Volk ein Leben mit Sexualität (eben auch in der Ehe) als Un-Keuschheit verstanden wird. Zumindest wird das Leben „in Keuschheit“ als höherwertig angesehen als ein Leben mit ganz normaler Sexualität. Ich habe immer gedacht, dass diese verklemmte Sexualfeindlichkeit in der Kirche längst überwunden wäre, aber – Pustekuchen! – sie feiert fröhliches Urständ. Glaubt wirklich einer daran, dass solche Zölibatsbesessenheit nach der Ehe (es handelt sich ja um Witwen) die Kirche im 21. Jahrhundert weiterbringt? Wer nach einer „glücklichen“ Ehe froh ist, nun endlich zölibatär leben zu dürfen, der soll das in aller Bescheidenheit und meinetwegen auch mit innerer Freude tun, aber das bedarf keiner kirchlich-liturgischen Veredelung. Mich würde wirklich interessieren, wie ein Tiefenpsychologe dieses neue Phänomen in unserer Kirche beurteilt.

Außerdem verpflichtet sich bei der Witwenweihe die Kandidatin zu guten Werken vor allem im kirchlichen Sinn und zum Nutzen der Kirche. Werden die guten Werke wirklich noch besser, wenn ihnen eine Weihe vorausgeht? Tausende von Flüchtlingshelfern leisten z. Zt. enorme Hilfe – auch ohne Weihe. Also: Was soll der Quatsch? Oder geht es am Ende doch nur um die große Show in der Öffentlichkeit?

Bischof Ackermann, der – wie es heißt – Pfarrer Veit beauftragt hat, diese Weihe vorzunehmen, hat bislang über diese wieder aufgelebte Witwenweihe kein öffentliches Wort verlauten lassen weder auf der diözesanen Homepage noch im Paulinus, der Trierer Kirchenzeitung. Ich habe nicht den Eindruck, dass die Wiedereinführung der Witwenweihe für Bischof Ackermann ein großes Anliegen ist. Das spricht für ihn.

Druckerfreundliche Seite generiert: 27 April 2024, 02:14