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Geschrieben von: Weber, 03 Juni 2019, 15:58
Benachteiligung der Frauen in der Kirche (Pfingsten 2019)

Meine lieben Zuhörerinnen und Zuhörer!

Die Erneuerungen der Herzen und die Erneuerung der Kirche werden traditionell dem Heiligen Geist zugeschrieben. Heute, Pfingsten, ist sein Fest. Und darum will ich heute über dieses Thema Erneuerung sprechen.

Erneuerung ist immer da notwendig, wo etwas schief gelaufen ist oder in Schieflage geraten ist. Es scheint derzeit die Benachteiligung der Frauen in der Kirche in besonderer Weise ins Bewusstsein getreten zu sein. Das Problem ist nicht neu, aber es ist plötzlich allen bewusst. Die Aktion „Maria 2.0“ hat es bewusst gemacht. Frauen, die ehrenamtlich in der Kirche tätig sind, haben vor kurzem eine Woche lang gestreikt: sie haben das Ehrenamt ruhen lassen, sind dem Gottesdienst fern geblieben und haben draußen vor der Kirche ihren eigenen Gottesdient gefeiert. Diese Aktion, die in einer kleinen Gemeinde in der Diözese Münster ausgeheckt wurde, wurde auf Anhieb in hunderten Gemeinden deutschlandweit mitgetragen. Die meisten Bischöfe waren – wie so oft – sprachlos. Der Kölner Erzbischof sprach von Missbrauch des Namens der Gottesmutter, um kirchenpolitische Ziele zu verfolgen, Bischof Ackermann sagte: „Ich kann die Ungeduld vieler Frauen verstehen. Ich sage aber offen, dass ich diese Streikaufrufe, diese Streikaktionen nicht für hilfreich halte.“ Schließlich ist Ackermann davon überzeugt, dass sich die Bischöfe für einen synodalen Weg entschieden hätten und da wären solche Aktionen eher kontraproduktiv. – Tatsache ist, dass kein Bischof ein klares Bekenntnis zum Anliegen der Frauen abgegeben hat.

Ich sagte eingangs, das Problem der Benachteiligung der Frauen in der Kirche ist alt. Ich weiß nicht, wie viele Bücher es inzwischen gibt, die die Benachteiligungen der Frauen ausführlichst beschreiben: angefangen beim Alten Testament über das Neue Testament bis zu den päpstlichen und bischöflichen Verlautbarungen der neuesten Zeit. Interessant ist, dass ausschließlich die patriarchalischen Strukturen der katholischen und der orthodoxen Kirche Frauen in Leitungsämtern oder sagen wir besser: Frauen in Ämtern, die mit einer Weihe verbunden sind, noch ablehnen, während alle anderen Konfessionen oder Teilkirchen inzwischen den Schritt vollzogen haben, der Frau gleiche Chancen einzuräumen.

Ich verstehe, dass die katholischen Bischöfe befürchten, dass die Zulassung der Frauen zu Weiheämtern eine Spaltung der Kirche zur Folge haben könnte. Doch wenn sich die deutschen Bischöfe zum synodalen Weg entschlossen haben – wie Ackermann richtig behauptet – dann müsste man es auf eine Abstimmung nach vorheriger öffentlicher Diskussion ankommen lassen. Oder ist der sog. synodale Weg, den die Bischofskonferenz beschlossen hat, doch nur Etiquettenschwindel, wie Bischof Zdarsa von Augsburg das qualifiziert hat?

Auf jeden Fall bin ich froh, dass die Frauen nun das Thema „Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche“ selber in die Hand genommen haben. Es wäre fatal, wenn wieder mal die Männer allein entscheiden würden, was Frauen dürfen und was nicht. Frauen sind auch in der Kirche wahlmündig. Aufgabe der Bischöfe wäre es, eine solche Wahl auf den Weg zu bringen und durchzuführen und mit dem Ergebnis im Vatikan vorstellig zu werden. Die sollen endlich mal ihre Hausaufgaben machen. Dafür werden sie schließlich bezahlt.

Amen.

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