Themen - Sakramente

Sakramente

  • Das Bußsakrament - ein "brachliegendes" Sakrament" Wilhelm Weber
  • Das Sakrament der Ehe Wilhelm Weber
  • Das Sakrament der Krankensalbung Wilhelm Weber
  • Das Sakrament der Weihe Wilhelm Weber
  • Markus 1, 9-11: Taufe Jesu und ihre Botschaft an uns Wilhelm Weber
  • Firmung: Vielleicht spricht der Geist Gottes aus dir Wilhelm Weber
  • Eucharistie (= Abendmahl) Wilhelm Weber

  • Das Bußsakrament - ein "brachliegendes" Sakrament Wilhelm Weber

    Liebe Christen!

    Nach den drei Predigten über die Initiationssakramente Taufe, Firmung und Eucharistie möchte ich heute und beim nächsten Mal über die beiden Sakramente der Heilung etwas sagen: nämlich über das Bußsakrament und dann über die Krankensalbung. Das Bußsakrament, im Volksmund auch Beichte genannt, ist z. Zt. gewissermaßen ein "brachliegendes" Sakrament; d. h. es wird so gut wie gar nicht mehr praktiziert. Dabei soll es eigentlich einen grundlegenden Aspekt der Taufe, nämlich die göttliche Barmherzigkeit in der Vergebung der Schuld, immer wieder neu aktualisieren.

    Zur Entstehung des Bußsakramentes

    Da jedes Sakrament auch seinen geschichtlichen Werdegang hat, will ich zunächst etwas sagen zu den Anfängen und zur Entstehung dieses Sakramentes. Wenn sich ein erwachsener Mensch taufen lässt - das war in den Anfängen der Kirche wohl der Normalfall - dann wird ihm bei der Taufe die Vergebung aller Sünden pauschal zugesagt. Denken Sie an den Reinigungsritus durch das Übergießen des Taufwassers. Damit ist natürlich zuerst mal die sog. Erbschuld gemeint (wo sowieso keiner weiß, was das ist oder was damit gemeint ist); aber der Täufling braucht auch nicht aufzuzählen, was er bisher schon alles an persönlicher Schuld begangen hat. Gott fragt in seiner Barmherzigkeit nicht nach, sondern er vergibt einfach.

    Leider bleibt dieser Zustand der Gnade und Rechtfertigung nicht lange erhalten. Denn der Getaufte bleibt auch nach seiner Taufe Sünder. Und so macht die frühe Kirche die Erfahrung, dass manche ihrer Mitglieder sich so daneben benehmen, dass man Ihnen die Gemeinschaft aufkündigen muss. Sie werden also ex-kommuniziert, d. h. sie werden aus der Gemeinschaft ausgeschlossen, weil sie entweder zum alten heidnischen Glauben wieder zurückgekehrt waren (vielleicht aus Angst vor der damals üblichen Christenverfolgung) oder weil sie einen Mord begangen hatten oder weil sie die Ehe gebrochen hatten. Diese drei Tatbestände waren einzeln Grund genug, den Tätern die Gemeinschaft aufzukündigen. Nun hatte die Kirche ein Problem. Was tun mit den Sündern, wenn sie voll Reue um Wiederaufnahme baten? Die Konservativen in der Gemeinde sagten: Es gibt kein Zurück. Andere erinnerten sich an die Barmherzigkeit Gottes und hielten dagegen: Eine Chance kann man ihnen ja geben. Die Letzteren setzten sich durch, und so erfand man die öffentliche Kirchenbuße. Die Sünder mussten in der Fastenzeit (also 40 Tage lang) beim Gottesdienst auf dem "Arme-Sünder-Bänkchen" Platz nehmen und vor der Wandlung die Kirche wieder verlassen. So hatten sie sich über diese Bußzeit zu bewähren. Dann wurden sie um Ostern in der Hoffnung auf keine weiteren schweren Verfehlungen wieder voll in die Gemeinde aufgenommen. Aber es kam bei diesen Problemfällen natürlich gelegentlich auch wieder zu Verfehlungen. Kein Erbarmen dann? Jedes Kind weiß aus dem Umgang mit seinen Eltern: was einmal geht, geht auch öfter. Und so war es auch in der frühen Kirche: die Barmherzigkeit griff um sich.

    Die weitere Entwicklung nahm nun folgenden Verlauf: Wenn der Ehebruch z. B. nicht zur öffentlichen Angelegenheit wurde, dann wurde auch keine öffentliche Kirchenbuße mehr verlangt. Die Bußübungen wurden dann geheim absolviert, ebenso die Wiederversöhnung mit der Gemeinde. Natürlich wollten bald auch die braveren Christen diese schöne Wiederversöhnung mit Gott und der Kirche erleben - wie die schweren Sünder. Da hörte man von einem Brauch, den iro-schottische Missionare praktizierten, nämlich dass dort eine privatisierte Form des Bußritus in Gebrauch war. Man beichtete dem Priester geheim seine Sünden (es konnten ja durchaus kleinere Verfehlungen sein) und erhielt genau so geheim seine Lossprechung, und der Priester musste seinerseits auch alles schön geheim halten. So entstand das Beichtgeheimnis. In Spanien ist man gegen diese Entwicklung Sturm gelaufen. Aber Erfolg hat dieser Protest nicht gehabt. Im Gegenteil: diese Form der Buße setzte sich in der Kirche durch und war um das Jahr 1000 allgemein üblich. Es entstanden sogar sog. Bußbücher, wo genau aufgelistet war, welche Buße für welche Sünden zu leisten war. Man nannte das die Tarifbuße. Und erst im 12. Jahrhundert wurde die Buße ganz offiziell als Sakrament gezählt. Das war die Zeit der Scholastik. Zu der Zeit war man noch der Auffassung, dass Gott die Vergebung auf Grund der Reue des Sünders schenke und dass die Absolution (Lossprechung) die Vergebung nur anzeige. Erst das Konzil von Trient stellte klar, dass die Absolution durch den Priester die Vergebung bewirke.

    Warum das Bußsakrament "brach liegt".

    Noch Anfang des vorigen Jahrhunderts wurde gebeichtet auf Teufel komm heraus. Das lag am Bestreben der Bischöfe, zum häufigen Kommunionempfang zu ermutigen. Die Gläubigen sollten nicht nur einmal im Jahr zur Kommunion gehen, sondern monatlich. Und dazu gehörte nach altem Brauch vorher zu beichten. Doch dann setzte der Niedergang ein. Dafür gibt es viele Gründe. Die Sakramentsspendung wurde durch den Priester oft sehr oberflächlich und mit wenig Einfühlung gehandhabt. Außerdem war den Leuten die Einsicht von Sünde und Schuld abhandengekommen. Das hing gewiss mit der zunehmenden Emanzipation des Menschen von kirchlicher Bevormundung zusammen wie auch mit einer zunehmenden Verdunstung des Glaubens. Heute beichtet kaum noch einer. Wenn man die Situation realistisch beurteilt, wird man nicht erwarten können, dass die Beichte in der früheren Form wiederbelebt werden kann. Damit ist aber Buße und Beichte nicht für immer einfach ad acta gelegt.

    Was ist die Botschaft des Bußsakramentes?

    Die Botschaft des Bußsakramentes ist: es gibt Vergebung. Mit Schuld wird man nicht fertig, indem man sie verdrängt. Schuld, die man einsieht und zu der man sich bekennt, berechtigt zu einem wirklichen Neuanfang. Ohne Vergebung können wir gar nicht leben. Und die Vergebung Gottes drängt uns sogar, einen Neuanfang zu wagen. Die Barmherzigkeit Gottes will uns aber auch motivieren, anderen zu vergeben. So heißt es im Vaterunser: "Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.".Die Praxen der Psychologen und Psychotherapeuten sind überfüllt, weil die Menschen mit ihren Lebensproblemen nicht mehr alleine fertig werden. Es wird höchste Zeit, dass wir das Bußsakrament, das Sakrament der seelischen Heilung, so ausstatten, das es den Menschen spürbar Heilung bringt.

    Amen

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    Das Sakrament der Ehe Wilhelm Weber

    Liebe Christen!

    Heute möchte ich über das siebte und damit letzte Sakrament sprechen: das Sakrament der Ehe. Wenn der Bräutigam seine Braut beim Namen nennt und sagt: "Ich nehme dich an als meine Frau und verspreche dir die Treue in guten und in bösen Tagen, in Gesundheit und in Krankheit. Ich will dich lieben, achten und ehren, solange ich lebe." Und wenn dann anschließend die Braut zu ihrem Mann den entsprechenden Text sagt, dann haben sich die beiden das Sakrament der Ehe gespendet, und der Priester bzw. Diakon kann die Bestätigung der Eheschließung aussprechen und dokumentieren. Also nicht der Priester oder Diakon ist Spender des Sakramentes, sondern die Eheleute sind es selbst. Und mit der Spendung ist nicht alles vorbei, sondern beginnt alles erst und dauert bis zum Lebensende. Die gesamte Ehe ist das Sakrament, nicht nur die Eheschließung.

    Für mich als Priester ist unter allen Sakramenten, für die ich zuständig bin, die Ehe das schönste Ritual. Warum? Hier habe ich es in der Regel zu tun mit jungen Menschen, die im Saft des Lebens stehen, den Zauber der Liebe erleben, in ihrer Sexualität eine nicht geahnte Lebensfülle erfahren und einfach glücklich sind. Die Brautzeit ist wohl die unbeschwerteste Lebenszeit. In der Tat ist die Liebe ja wie eine Goldader, die sich durchs Leben zieht und das Leben erst richtig wertvoll macht. Das möchten Brautleute feiern, - und sie möchten, dass dieses Glücksgefühl von Dauer sei. Darum bemühen sie den Dienst der Kirche, damit sie den Herrgott auf ihre Seite hole. - Manchmal muss ich da die Erwartungen schon etwas dämpfen. Aber richtig ist schon, dass in der Liebe Gott erfahren wird.

    Da die Liebe als solche schon eine Wesenseigenschaft Gottes ist, ist die Lebensgemeinschaft in der Liebe der geeignete Ort, Leben zu wecken und Nachkommen ins Leben zu bringen: das ist nach katholischer Lehre angemessen für die sakramentale Lebensgemeinschaft Ehe. Das besagt jedoch nicht, dass eine Ehe, die unfruchtbar also kinderlos bleibt, deshalb ungültig oder auflösbar wäre. Auch eine von älteren Menschen geschlossene Ehe, die aus Altersgründen keine Kinder mehr hervorbringen kann, ist eine wertvolle, von gegenseitiger Liebe getragene Lebensgemeinschaft, ein heiliger Bund. Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil (1963-1965) noch war die Erzeugung und Erziehung von Kindern Hauptzweck der Ehe, während die Lebensgemeinschaft von Mann und Frau allenfalls als nachgeordneter Ehezweck angesehen wurde. Sie sehen, dass nichts bleibt, wie es war - auch nicht in der Dogmatik und kirchlichen Morallehre. Heute steht natürlich die Frage an, ob gleichgeschlechtliche Paare nicht ebenfalls kirchlich heiraten könnten oder dürfen sollten. Die evangelische Kirche hat sich in dieser Frage eindeutig zugunsten der kirchlichen Eheschließung festgelegt, während sich die katholische Kirche da noch schwer tut. Schließlich möchte sie nicht durch ein Sakrament adeln, was sie in ihrem tiefsten Innern immer noch als pervers und schwer sündhaft ansieht. Hier ist auf breiter Front noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten und viel zu diskutieren. Die Hardliner christlicher Moral übersehen oft, dass kein Homosexueller sich seine sexuelle Orientierung ausgesucht oder gewählt hat.

    Ein weiterer Diskussionspunkt im großen Thema Ehesakrament ist die erneute kirchliche Trauung Geschiedener und damit auch verbunden die Wiederzulassung zu den Sakramenten der Buße und der Eucharistie. Natürlich steht dem das einmal gegebene Eheversprechen "bis der Tod euch scheidet" entgegen. Doch was soll eigentlich die Verkündigung der Barmherzigkeit Gottes, wenn sie im entscheidenden Augenblick kirchlich verweigert wird?

    Papst Franziskus hat in diese Fragestellungen Bewegung gebracht. Aber leider haben die Bischöfe den Ball, den ihnen ihr Chef zugespielt hat, nicht angenommen. Sie mögen oder können nicht selbständig spielen. Deshalb gehörten sie eigentlich auf die Zuschauertribüne und nicht aufs Spielfeld.

    Amen

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    Das Sakrament der Krankensalbung Wilhelm Weber

    Liebe Christen!

    Ich hatte mir vorgenommen, mal sukzessive über die sieben Sakramente zu predigen. Ich bin inzwischen bei Nr. 5 angekommen. Ich werde also über das Sakrament der Krankensalbung sprechen.

    Der biblische Text, von dem dieses Sakrament abgeleitet wird: Jak5,14-16

    Ist einer von euch krank, dann rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich. Sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Das gläubige Gebet wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten; wenn er Sünden begangen hat, werden sie ihm vergeben. Darum bekennt einander eure Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet. Viel vermag das inständige Gebet eines Gerechten.

    Um gleich einem Missverständnis vorzubeugen: Wer krank ist, muss zum Arzt gehen. Die Krankensalbung ist kein Ersatz für ärztliche Hilfe und will es nicht sein. Trotzdem liegt in der Salbung mit Öl - Öl war früher eine Art Medizin und heute noch Grundsubstanz aller Salben - eine große Symbolik. Die Krankensalbung erinnert den Kranken in seiner Gesundheitskrise daran, dass er Jesus, dem Gesalbten Gottes, besonders nahe ist. Denn Jesus Christus heißt: Jesus ist der Gesalbte. Diesem Christus ist der Kranke nun besonders nahe. Wie denn? Vielleicht im Leiden oder sogar im Sterben. Leiden und Sterben Jesu wurde in der frühen Kirche immer zugleich mit der Auferstehung zusammen gedacht und im Bekenntnis zusammen gebracht. "Gekreuzigt, gestorben und begraben,…auferstanden am dritten Tage." Mit dem dritten Tag nach dem endgültigen Aus des Erdenlebens beginnt die Heilszeit, die Auferstehung. Sie lässt plötzlich das ganze Leid und den Tod in einem neuen Licht erscheinen. - Zugegeben: der Glaube an die Auferstehung ist für uns heute nicht mehr so selbstverständlich wie den Gläubigen damals. Dennoch hängt an ihm der Zugang zu diesem Sakrament.
    Interessant ist, dass die evangelische Kirche, die in der Reformation die Krankensalbung als Sakrament vehement abgelehnt hatte, heute ganz andere Töne verlauten lässt. In ihrem Buch "Liebe in der Moderne" kommt die evangelische Theologin Isolde Karle in einem ausführlichen Kapitel über Körperlichkeit auf Salbungsgottesdienste für Kranke zu sprechen. Das ist ein Trend in der modernen evangelischen Pastoral. Die Autorin, die sich auf besagte Stelle im Jakobusbrief beruft, sagt: "Genau das soll im Salbungsgottesdienst geschehen: Für die Kranken und Belasteten wird gebetet und sie werden individuell ….gesegnet und gesalbt. ….In der Regel wird der Name des oder der Betroffenen erfragt, dann wird er oder sie mit einem Segensspruch mit Öl gesalbt. Teilweise werden die Hände aufgelegt. Die Betroffenen erleben diesen Moment als sehr persönlich. Sie werden aus der Masse herausgehoben, mit ihrem Namen angesprochen und fühlen sich durch die Einbeziehung ihres Körpers direkt und unmittelbar gemeint. Sie werden sowohl körperlich als auch seelisch berührt. Sie werden tief und nicht flach adressiert und dies einerseits dadurch, dass sich die Salbungsgottesdienste nicht nur auf die Seele, sondern auch auf den (kranken) Körper beziehen und andererseits dadurch, dass sie den Körper als Medium der Kommunikation (in der Salbung) nutzen und miteinbeziehen" (S. 63f.). - Ich denke, dass diese neue Praxis der Salbung kranker Menschen in der evangelischen Kirche dem katholischen Sakrament der Krankensalbung sehr ähnlich ist und dass im ökumenischen Gespräch eine Annäherung wenn nicht Verständigung möglich sein müsste.
    Natürlich gibt es auch in der katholischen Kirche den Trend, Gottesdienste für ältere Menschen zu halten, wo dann alle, unabhängig von der gesundheitlichen Verfassung, die Krankensalbung empfangen können. Ich persönlich mag das nicht. Da kann man schnell den Eindruck gewinnen, dass der Priester ein Sakrament, dessen Spendung meist den geplanten Tagesablauf stört, in die ordentliche Seelsorge integrieren möchte. Für die Krankensalbung bedarf es des wirklich kranken Menschen. Das ist nicht automatisch jeder alte Mensch. Nicht umsonst hat man früher die Krankensalbung als "letzte Ölung" bezeichnet
    Vielleicht sollte ich am Ende sagen, wie das Sakrament der Krankensalbung denn gespendet wird. Der Priester legt schweigend die Hände auf den Kopf des Kranken. Anschließend salbt er die Stirn und die Hände mit geweihtem Öl und spricht: bei der Salbung der Stirn: "Durch diese heilige Salbung helfe dir der Herr in seinem reichen Erbarmen, er stehe dir bei mit der Kraft des Heiligen Geistes." - bei der Salbung der Hände: "Der Herr, der dich von Sünden befreit, rette dich, in seiner Gnade richte er dich auf. Amen."
    Das Ritual ist einfach und trotzdem eindrücklich. Es tut nicht weh, aber in aller Regel gut.

    Amen

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    Das Sakrament der Weihe Wilhelm Weber

    Liebe Christen!

    In meiner Predigtreihe über die sieben Sakramente komme ich nun zum Sakrament der Weihe. Geweiht werden diejenigen, die sich in besonderer Weise für die Weitergabe des Glaubens und den Vollzug der Liturgie in der Kirche engagieren wollen. Die Weihe wurde früher (noch als ich auf dem Weg war, Priester zu werden) in acht Stufen erteilt, seit der Liturgiereform 1973 sind es nur noch drei: die Diakonenweihe, die Priesterweihe und die Bischofsweihe. Weggefallen sind die sogenannten niederen Weihen: der Ostiarier (Türhüter), der Lektor (Vorleser), der Exorzist (Teufelsaustreiber), der Akolyth (Lichtträger), der Subdiakon (Helfer des Diakons) Wer geweiht werden will, muss in jedem Fall männlichen Geschlechts sein, und ab der Priesterweihe muss er sich zur Einhaltung des Zölibats verpflichten. So war es immer in der Kirche, wird behauptet. Ob es tatsächlich immer so war, haben die Kirchenhistoriker zu klären, und ob es immer so bleiben muss, ist eine Frage des Reformwillens der Kirchenleitung. In jedem Fall ist sicher, dass die Kirche seit ihren Anfängen stets darauf geachtet hat, dass die Nachfolge im Amt nach strengem Reglement vor sich ging.

    Die Weihen werden immer vom Bischof vorgenommen. Der Diakon, der mal zum Priester geweiht werden will, muss schon vor der Weihe zum Diakon sich zum Zölibat verpflichten. Ein Diakon, der zeitlebens Diakon bleiben will, darf vor der Weihe heiraten, nach der Weihe nicht mehr. Eine plausible Begründung für diese Einschränkung nach der Weihe gibt es nicht. Der Diakon darf Wortgottesdienste halten und darin auch predigen, er darf taufen, trauen und beerdigen und Hilfsdienste bei der Feier der Eucharistie leisten. Zur Zeit dürfen noch keine Frauen zu Diakoninnen geweiht werden, obwohl Papst Franziskus selbst den Anstoß zu einer Öffnung dieser Weihestufe für Frauen gegeben hat. Offensichtlich findet der Papst unter den Bischöfen und Kardinälen dafür keine Zustimmung. Es ist in meinen Augen auch verständlich, dass, wenn man -zig Jahre im Gehorsam zum Papst untertänigst die theologische Unmöglichkeit der Frauenordination behauptet und (wie auch immer) begründet hat, ein Umdenken jetzt Kopfweh bereitet. Das Gleiche gilt übrigens auch von der Priesterweihe der Frau. Aber da ist Papst Franziskus auch noch nicht weiter als seine Vorgänger.

    Ich sagte vorhin, dass die Kirche seit ihren Anfängen die Weitergabe des Amtes immer einem strengen Reglement unterworfen hat, doch ist die Behauptung, dass die bis heute geübte Form der Amtsweitergabe göttlichen Rechts wäre, eine Behauptung, die sich nur schwer plausibel begründen lässt. Richtig ist, dass man das früher so gemacht hat: also nur Männer geweiht hat und Frauen von allen Ämtern fern gehalten hat, aber das könnte genauso gut geändert werden. Und Zölibat, also Ehelosigkeit, kann auf freiwilliger Basis sicher eine mögliche und sinnvolle Lebensgestaltung sein, ist aber heute wohl keine sinnvolle Bedingung mehr für die Übertragung eines kirchlichen Amtes. Ich denke, dass Uneinsichtigkeit mit der Zeit das Problem des Priestermangels von alleine löst: es gibt dann keine mehr.

    Bereits das Zweite Vatikanische Konzil hatte eine Spur gelegt, wie man aus der Krise des Amtes herausfinden könnte. Steht doch im 1. Petrusbrief (2,9) der wunderschöne Satz: "Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat." Es ist die großartige Idee vom allgemeinen Priestertum aller Getauften. Diese Idee findet sich im Kapitel "Lumen gentium" des II. Vatikanums. Neben dem besonderen Priestertum gibt es das allgemeine Priestertum, nicht als Gegensätze verstanden, sondern als komplementäre Struktur. Im Klartext heißt das, dass viele Funktionen, die bislang dem geweihten Priester vorbehalten waren, zukünftig wohl auch von Nichtgeweihten, aber Getauften ausgeführt werden. Wir stehen vor großen Umbrüchen. Und nur wer bereit ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen und entsprechend auch umzudenken, wird der Kirche einen wirklichen Dienst erweisen und natürlich auch den Menschen.

    Amen

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    >Markus 1, 9-11: Taufe Jesu und ihre Botschaft an uns Wilhelm Weber

    Der biblische Text:
    In jenen Tagen kam Jesus aus Nazareth in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. Und als er aus dem Wasser stieg, sah er, wie der Himmel sich öffnete und der Geist wie eine Taube auf ihn herab kam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, a dem ich Wohlgefallen habe.

    Liebe Christen!

    Die drei ersten Evangelien berichten übereinstimmend, dass Jesus von Johannes getauft wurde. Offensichtlich gab es ein Taufritual der Täuferbewegung, der sich Jesus unterwarf. Es war auf keinen Fall eine Taufe auf den Namen des dreifaltigen Gottes. Das Ritual erfährt dann aber im Text eine einzigartige Deutung durch das nachträgliche Sich-Öffnen des Himmels, durch das Herabschweben der Taube (sie ist ein Symbol des Geistes Gottes) und durch die Stimme, die Jesus als Gottes geliebten Sohn bezeichnet, an dem Gott Gefallen gefunden hat. Das ganze Geschehen hat eine große symbolische Aussagekraft, die ich - grade auch im Hinblick auf unser eigenes Taufverständnis - ein wenig aufschließen möchte.
    Du darfst sein.
    Gottes Stimme aus dem Himmel - man konnte sie sicher nicht mit den Öhren hören, sondern "nur" mit dem Herzen wahrnehmen - bezeichnet Jesus als den geliebten Sohn, auf dem Gottes Wohlgefallen ruht. Die Theologie sieht darin die Offenbarung der Gottessohnschaft Jesu. Diese wird auf späteren Konzilien weiter präzisiert. Ich stelle mr nun vor, dass diese Stimme Gottes bei der Taufe eines jeden Täuflings sagt: "Du bist mein geliebtes Kind (Sohn der Tochter), an dem ich Wohlgefallen habe." Das entspricht nämlich dem grundlegenden Dogma, das auf den ersten Seiten der Bibel verkündet wird, dass der Mensch Geschöpf Gottes ist und dass Gott daran Wohlgefallen findet. Also: Kind Gottes zu sein und mit dem Wohlgefallen Gottes ausgezeichnet zu sein spricht eine Daseinsberechtigung aus, wie sie fundamentaler und pauschaler gar nicht ausgedrückt werden kann. Das will sagen: "Du darfst sein", mehr noch: "es ist gut, dass es dich gibt" und "ich, dein Gott und Schöpfer, habe meine Freude und mein Wohlgefallen an dir". Das ist die höchste Auszeichnung, die man sich überhaupt vorstellen kann. Das beruhigt jede Daseinsangst und berechtigt zu leben. Und das schließt selbstverständlich ein, dass man so leben darf, wie man geschaffen ist: mit allen Begabungen, mit allen Schwächen und auch Fehlern, die zum Leben eben dazugehören.
    Man beachte: Das Wohlgefallen Gottes ruht nicht nur auf den Christen, weil sie getauft sind, sondern auf allen Menschen, weil sie Geschöpfe Gottes sind. Die Getauften haben den Nicht-Getauften nicht die Liebe Gottes voraus, sondern "nur", dass sie um diese Liebe wissen dürfen. Die Taufe soll ja aus den Getauften keine Heilsegoisten machen, sondern Hoffnungsträger für alle.
    Du darfst sein - auch als Sünder.
    Die zweite Botschaft der Taufe leitet sich aus dem Ritual selbst ab. Tauchen und Taufen sind sprachverwandte Begriffe. Die Taufe wird oft durch Untertauchen gespendet oder ähnlich und ist in jedem Fall ein Reinigungsritus. In dieser Symbolhandlung wird die Reinigung von Schuld und Sünde anschaulich gemacht. Schon Johannes (der Täufer) sprach von der "Taufe zur Vergebung der Sünden". Gottes Antwort auf unsere Schuld ist eben immer die Vergebung, nie die Vergeltung. Nicht erst durch die Spendung der Taufe wird die Schuld vergeben, vielmehr macht die Taufe sichtbar, wie wir uns als sündige Menschen vor Gott verstehen dürfen: als Begnadete, als Gerechtfertigte, als Erlöste. Schuld mindert unsere Daseinsberechtigung nicht; denn Gott, der uns liebt, kennt keine Vergeltung.
    Du hast die Gabe, Prophet zu sein.
    Die dritte Botschaft der Taufe ergibt sich aus der Herabkunft des Heiligen Geistes. Die Taube ist das Symbol des Geistes und weist Jesus als den in besonderer Weise Geistbegabten aus. Aber auch das gilt grundsätzlich für jeden Menschen, dass der Geist Gottes über ihn ausgegossen ist. Was übrigens Katholiken mit dem Sakrament der Firmung ausdrücken, nämlich den Empfang des Heiligen Geistes, ist längst seit der Taufe Wirklichkeit - oder besser - wirkmächtig zugesagt. Wenn aber über jeden Menschen der Geist Gottes ausgegossen ist, dann kann grundsätzlich auch durch jeden Menschen der Geist Gottes zur Sprache kommen.
    Geistgewirkte Rede nennt man auch prophetische Rede. Sie ist nicht dazu da, die Gewissen der Menschen zu beruhigen, sondern wie ein Stachel im Fleisch zu beunruhigen, zur Umkehr zu motivieren oder die Navigation der Lebensführung neu zu programmieren. Prophetische Rede wird in der Regel als störend empfunden: das war im alten Israel so, das ist im heutigen Kirchenbetrieb nicht anders. Der Geist Gottes wirkt bekanntlich, wo er will. Und wenn er in seiner Kirche kein geeignetes (oder williges) Sprachrohr findet, dann bedient er sich eben anderer Menschen. Das haben wir in der Geschichte der Kirche des öfteren erlebt, dass das kritische Denken in der Kirche eingeschlafen war und erst durch Weckrufe von außen wiedererwachte.
    Das christliche Menschenbild, das der Taufe zugrunde liegt, ist unglaublich modern und emanzipiert. Allerdings ist es erst zu einem ganz geringen Teil im Kirchenbetrieb umgesetzt. Es ist noch viel zu tun. Packen wir´s an!

    Amen

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    Firmung: Vielleicht spricht der Geist Gottes aus dir Wilhelm Weber

    Liebe Christen!

    Das zweite Sakrament bei der Aufzählung der sieben ist die Firmung. Es wird immer nach der Taufe und noch vor der Eucharistie genannt. Und wenn ein Erwachsener getauft wird, wird er zugleich in der Tauffeier auch gefirmt, und zwar von dem taufenden Priester. Es bedarf also nicht unbedingt eines Bischofs, um dieses Sakrament zu spenden.

    Die Entstehung des Firmsakramentes

    In der ganz frühen Kirche ist ein besonderes Ritual der Geistvermittlung außerhalb der Taufe nicht überliefert. Erst der Kirchenvater Hippolyt von Rom nannte Anfang des 3. Jahrhunderts im Rahmen einer Aufgabenbeschreibung der kirchlichen Amtsträger den Ritus der Handauflegung als besondere Aufgabe des Bischofs. Die Taufe wurde ja in der Regel von einem Priester oder Diakon gespendet.
    Hieronymus (347 - 420), zu seiner Zeit ein Kirchenvater mit großer kirchlicher Autorität, hat folgendes gesagt: "Nicht leugne ich den Brauch der Kirche, dass zu denen, die weit entfernt in größeren Städten durch Priester und Diakone getauft worden sind, der Bischof hinauseilt, um ihnen zur Anrufung des Heiligen Geistes die Hand aufzulegen." Doch diese Praxis diene mehr "zur Ehre des Priestertums als nach einem Gesetz der Notwendigkeit."
    In der späteren Zeit der Scholastik verselbständigte sich das Sakrament der Firmung immer mehr. Eigentlich vergaß man sogar, dass genau dieses Ritual der Firmung schon Bestandteil bei der Taufe gewesen war. Die Firmung, d. i. die Vermittlung des Heiligen Geistes, ist nämlich ein Teilaspekt der Taufe und fügt der Taufe nichts grundsätzlich Neues hinzu. Kein Wunder, dass der Reformator Martin Luther, der der Firmung den Charakter eines gesonderten Sakramentes absprach, etwas spöttisch bemerkte: es handle sich bei den Katholiken um einen Ritus, der dazu diene, "die Ämter der Bischöfe auszubauen, damit sie nicht ganz ohne Arbeit in der Kirche sind."
    Immerhin hat das Sakrament der Firmung eine jahrhundertelange Tradition, und man wird es auch so beibehalten. Solange man nämlich unmündige Kinder tauft, ist die Vorbereitung auf die Firmung eine willkommene pastorale Gelegenheit, Fehlendes im Glaubens- und Kirchenwissen bei den jungen Menschen aufzuarbeiten.

    Die Botschaft der Firmung

    Jedes Sakrament ist für den Gläubigen eine Heilsbotschaft. Bei der Taufe stellten wir fest, dass ausgehend von der Taufe Jesu die Botschaft über jeden Menschen lautet: "Du bist mein geliebtes Kind, an dem ich meine Freude habe." Das ist Lebensberechtigung und Lebensermutigung zugleich. Und das rituelle Bad bringt zum Ausdruck: "Gottes Antwort auf den Schmutz der Sünde ist die Reinigung, sprich: Vergebung, nie die Vergeltung". Und die Handauflegung und Salbung mit Chrisam will sagen: "Du bist Träger des göttlichen Geistes." Dieser letzte Aspekt ist denn auch die entscheidende Botschaft des Firmsakramentes.
    Noch etwas ist wichtig. Diese Botschaften, von denen ich gesprochen habe, gelten nicht erst ab der Spendung des Sakramentes. Vielmehr deutet das Sakramentsritual das Leben des Menschen, jedes Menschen (!) seit seiner Geburt. Das Ritual lässt den Menschen wissen, welchen Wert er in den Augen Gottes hat und wie er sich selber von Gott her verstehen darf. So ist das Sakrament eher Deutung dessen, was ist, und nicht, was durch die Spendung des Sakramentes erst geworden ist. Und da jeder Mensch Geschöpf Gottes ist (das ist das grundlegende Dogma im ersten Buch der Bibel), gilt diese Wertschätzung Gottes jedem Menschen, nicht nur den gläubigen Christen. Bisweilen kann man nämlich unter den Christen, besonders unter den frommen, einen gewissen Heilsegoismus beobachten, als wären sie die Einzigen, die in der Gunst Gottes stünden. Das Gegenteil ist der Fall: Der Himmel ist für alle da, nicht nur für die Christen!

    Und warum gibt es so viele Religionen?

    Es gibt so viele Religionen, weil eine einzige gar nicht ausreichen würde, die Größe und Vielfältigkeit und Unendlichkeit Gottes zu beschreiben. So sind in den unterschiedlichen Kulturen unterschiedliche Religionen und Gottesvorstellungen entstanden, die alle den einen Gott beschreiben, verehren, anbeten, und zwar auf unterschiedliche Weise. - Das ist, wenn man so will, das Werk des Heiligen Geistes. Und darum spreche ich darüber auch im Zusammenhang mit der Firmung, dem Sakrament der Geistvermittlung.
    Wir sollten sehr vorsichtig sein, abschätzig von Heiden zu sprechen oder verächtlich von anderen Religionen. Gott ist überall und sein Geist wirkt, wo er will. Religion ist immer etwas Heiliges, auch wenn ihre Anhänger gelegentlich unter Missbrauch ihrer Religion Gewaltverbrechen begehen. Was wir heute oft pauschal dem Islam zur Last legen, das haben wir Christen in der Geschichte unserer Religion selber auch getan. Daran ist nicht die Religion Schuld, sondern daran sind Menschen Schuld, die ihre Religion missbrauchten oder missbrauchen. Nicht alles, was im Namen einer Religion geschieht, ist deshalb auch gut. Kritische Wachsamkeit ist immer geboten - auch in den christlichen Kirchen.

    Amen

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    Eucharistie (= Abendmahl) Wilhelm Weber

    Liebe Christen!

    Die Eucharistie (auch: Abendmahl oder Kommunion genannt) gehört neben Taufe und Firmung zu den sog. Initiationssakramenten; d. h. wenn ein Erwachsener in die Kirche aufgenommen wird, dann werden diese drei Sakramente in einer Feier gespendet. Bei Kindern zieht man die Spendung dieser Sakramente zeitlich auseinander, um eine intensivere Vorbereitung zu gewährleisten, und zwar dem Alter und Verständnis der Kinder bzw. Jugendlichen entsprechend.
    Was feiern wir in der Eucharistie?
    Wir feiern in der Eucharistie das Gedächtnis des Abendmahls, wie Jesus es uns aufgetragen hat.
    Das ist der Text der Liturgie (der in der Messfeier verwendete):

    "Denn am Abend, an dem er ausgeliefert wurde und sich aus freiem Willen dem Leiden unterwarf, nahm er das Brot und sagte Dank, brach es, reichte es seinen Jüngern und sprach: Nehmet und esset alle davon. Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. - Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch, dankte wiederum, reichte ihn seinen Jüngern und sprach: Nehmet und trinket alle daraus. Das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Tut dies zu meinem Gedächtnis." Dieser Text ist zusammengesetzt aus den Überlieferungen der drei ersten Evangelien, die die Einsetzung des Abendmahles jeweils zu Beginn der Leidensgeschichte erzählen (Mt 26, 26-29; Mk 14, 22-25; Lk 22, 15-20). Außerdem berichtet der hl. Paulus im 1. Korintherbrief (11, 22-25), wie ihm selber die Feier des Abendmahles überliefert worden ist (schließlich war er ja selber bei der ersten Feier nicht dabei). Der in der Liturgie verwendete Text kommt der Fassung im 1. Korintherbrief am nächsten. Der Evangelist Johannes hingegen beschreibt die Einsetzung des Abendmahles nicht, dafür bemüht er sich umso mehr zu erklären, wieso Jesus für uns Brot des Lebens bzw. lebendiges Brot ist. Hier nun ein zentraler Text aus dem Johannesevangelium.

    Johannes 6, 48-58:
    Jesus sagt: "Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. So aber ist es mit dem Brot, das vom Himmel herabkommt: Wenn jemand davon isst, wird er nicht sterben. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt. Da stritten sich die Juden und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben? Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag. Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise, und mein Blut ist wirklich ein Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben. Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Mit ihm ist es nicht wie mit dem Brot, das die Väter gegessen haben; sie sind gestorben. Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.
    Wenn Jesus sagt: "Ich bin das Brot des Lebens", dann ist damit nicht Brot gemeint, das wir beim Bäcker kaufen, sondern dieses Brot ist eine Person; es ist Jesus selbst. Er kommt von Gott und sagt, wie man das wahre Leben sichert. Das wahre Leben ist nicht das augenblickliche, das wir hüten und behüten, behätscheln und betätscheln, als würde es bis in alle Ewigkeit dauern. Nein, das gegenwärtige Leben ist brüchig und anfällig gegen alles, was zum Tode führt - und mit Sicherheit zum Tode führt. Das wahre Leben ist das Leben bei Gott, das ewige Leben. Und Jesus versteht sich als das Brot dieses ewigen Lebens. Wer tut, was er sagt, hat das Leben schlechthin.
    Und was sagt Jesus? Er sagt: "Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt." "Hingabe für das Leben der Welt" ist das entscheidende Stichwort. Hingabe oder Hergabe des Lebensnotwendigen für die Menschen in Not, ist seine Losung. Sein Kreuzweg, sein Leiden, sein Tod sollen unter diesem Aspekt gesehen und gewertet werden. Oder mit anderen Worten: Er steht mit seinem Leben ein für das, was er sagt.
    Was geht das die Jünger an? "Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm." Essen und Trinken meinen in der ursprünglichen Bedeutung des Wortes: einverleiben, sich zu eigen machen, in sich aufnehmen. Jesus ähnlich werden, was die Bibel als Nachfolge Christi bezeichnet, besagt, dass der Gläubige in seinem Glauben die Person Jesu und sein ganzes Lebenswerk verinnerlicht. Wer wird wie Jesus, hat teil am Leben, und zwar am ewigen Leben, am Leben der Auferstehung. Aber nicht nur um dieses ewige Lebe geht es, sondern um eine Lebensführung, die zu Recht christlich genannt wird. Wer christlich lebt, gibt sein Leben hin. (Ich vermeide absichtlich den Begriff des Opfers, weil er missverständlich ist. Gott will keine Opfer.) Christliches Leben ist ein Leben der Hingabe, ein Leben für andere, für die Armen, die Kranken, für die, die ewig zu kurz kommen.
    Eine Schwierigkeit im Verständnis dieses Textes ist gewiss die Aussage, dass der Gläubige Jesu Fleisch essen und sein Blut trinken soll. Die Kirche hat im Zusammenhang mit der Eucharistie immer an dieser Ausdrucksweise festgehalten. Die Gläubigen wissen natürlich, wenn sie zur Kommunion gehen, dass diese Rede in einem tiefen geistlichen Sinn zu verstehen ist. Und das ist auch richtig so. Aber die innere Verbindung mit Christus wird nicht erst durch den Empfang der Kommunion hergestellt, sondern hergestellt wird diese Nähe zu Christus bereits durch das Handeln wie Christus, so dass dann im Mahl die Gemeinschaft mit Christus dargestellt wird. Denn ein Frommtuer, der weder gläubig ist noch als Christ lebt, wird durch den Empfang der Kommunion nicht zu einem Christenmenschen; wer aber glaubt und seinen Glauben lebt, der befindet sich längst in der Gemeinschaft mit Christus. - Ich sage das denen zum Trost, denen in der Kirche die Teilnahme an der Eucharistie verweigert wird, und ich sage es denen zur Bestätigung, deren Abendmahlsfeier nach Meinung Papst Benedikts keine Eucharistiefeier sein soll, also allen nicht-katholischen Christen, dass sie in Wahrheit Christen sind. - Denn Glaube und Liebe begründen die Gemeinschaft mit Christus, nicht erst der Empfang der Eucharistie.

    Amen

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