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Frauenordination – ein leidiges Thema Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 25 September 2019, 20:34
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Meine lieben Zuhörerinnen und Zuhörer!

Ein leidiges Thema ist in der katholischen Kirche die Frauenordination. In allen christlichen Konfessionen sind Frauen zu allen Diensten zugelassen außer in der römisch-katholischen Kirche und in den Ostkirchen. Zur Zeit gehen die katholischen Frauen allenthalben auf die Barrikaden und fordern lautstark Geschlechtergerechtigkeit in der Leitung der Kirche – und damit Zugang zu allen Weiheämtern. Die Frauen organisieren sich in der Bewegung „Maria 2.0“.
1976 hatte die Glaubenskongregation mit Zustimmung des damaligen Papstes Paul VI. festgestellt: „Die Kirche hält sich aus Treue zum Vorbild ihres Herrn nicht dazu berechtigt, die Frauen zur Priesterweihe zuzulassen.“ War doch gerade in diesem Jahr (1976) in der anglikanischen Kirche die Ordination, also Priesterweihe und Diakonenweihe, für Frauen freigegeben worden.
Die Diskussion ging indes weiter. Papst Johannes Paul II. verfasste daher im Jahre 1994 ein Apostolisches Schreiben mit dem Titel “Ordinatio Sacerdotalis“, worin er die Ablehnung der Weihe von Frauen zur Glaubensfrage erklärte und diese Entscheidung des Lehramtes als definitiv bezeichnete. Und alle Gläubigen der Kirche sollten sich endgültig an diese Entscheidung halten. Und damit sollte die Sache ein für alle Mal vom Tisch sein. – Gott sei Dank, lässt sich heute keiner mehr den Mund verbieten und das Denken schon gar nicht. Die Diskussion ging also munter weiter und die Frage steht beim „synodalen Weg“, zu dem sich die Bischöfe entschlossen haben, als eines von vier Foren auf der Tagesordnung und trägt den Titel „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“.
Im Jahre 2011 hatte der Bamberger Dogmatiker Georg Kraus in der Jesuitenzeitschrift „Stimmen der Zeit“ zum Thema einen bemerkenswerten Aufsatz geschrieben. Unter der Kapitelüberschrift „Dogmatische Grundlegung für die Zulassung der Frauen zum Presbyterat“ beschreibt er in vier Punkten die wesentlichen Argumente, die für die Zulassung der Frau zum Priesteramt sprechen. Ich will daraus zitieren:
1.     Das tiefste Fundament für die gleiche Würde von Mann und Frau liegt in der gemeinsamen Gottabbildlichkeit….. Gleich am Anfang der Bibel steht: Gott schuf den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er sie; als Mann und Frau schuf er sie.……Also gilt: Mann und Frau sind zusammen Gottes Abbild; die Frau ist dem Mann nicht nachgeordnet, sondern gleichgeordnet; als Abbild Gottes haben beide, Mann und Frau, etwas Göttliches in sich. Für das Leben heißt das: die Geschlechter sindda, um sich zu ergänzen und gemeinsam die Fülle des Menschseins darzustellen.“ Für das kirchliche Leben hat es ähnliche Bedeutung: „In der Gemeinschaft der Kirche sollen Mann und Frau komplementär zusammen wirken;….die volle Teilhabe der Frauen an den kirchlichen Ämtern soll verdeutlichen, dass der Mann nicht über die Frau herrscht, sondern dass Mann und Frau gemeinsam die Kirche führen.“
Auch im Neuen Testament ist die Gewichtung nicht anders. „Jesus bezieht selbstverständlich sowohl Männer als auch Frauen in sein heilbringendes Handeln ein. Als Auferstandener erscheint Jesus zuerst Frauen uns bestellt sie zu Verkünderinnen des zentralen Heisereignisses seiner Auferstehung. In den Urgemeinden herrscht mit dem Apostel Paulus die Überzeugung: Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau, denn ihr alle seid einer in Christus Jesus (Gal 3, 28).
2.     Der erste Petrusbrief spricht davon, dass alle Getauften die heilige Priesterschaft bilden und damit zum priesterlichen Dienst in der Kirche berufen sind. Auch dieses Zeugnis der Schrift räumt jegliches Stoppschild für Frauen im priesterlichen Dienst beiseite.
3.     Alle Getauften repräsentieren den Auferstandenen. Denn in der Taufe haben sie Christus gleichsam angezogen, bilden sie den  
4.     Das Wirken des Geistes am Pfingstfest war keine reine Männerveranstaltung, sondern die Mutter Jesu war mitten unter ihnen und viele andere Jüngerinnen mit ihr. Und alle erhielten den Auftrag, die frohe Botschaft weiter zu sagen. Wir sind also nicht berechtigt, irgendwen, der oder die sich berufen fühlt, davon abzuhalten, priesterlich zu wirken.

Wer den Frauen das Weiheamt verweigert kann sich nicht auf die Bibel berufen –höchstens auf Machtstrukturen, die dem Christentum eigentlich fremd sind. Die Bewegung „Maria 2.0“ soll nicht locker lassen, einzufordern, was ihnen zusteht.

Amen.


Zölibat in der Diskussion Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 15 August 2019, 21:31
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Meine lieben Zuhörerinnen und Zuhörer!

Der Münsteraner Kirchenhistoriker Professor Hubert Wolf hat jüngst ein Buch veröffentlicht über den Zölibat. In 16 Kapiteln bündelt er historische Erkenntnisse und aktuelle Argumentationen zum Thema Zölibat. Ich nehme das zur Grundlage für einige Statements in der gegenwärtigen Diskussion um den Zölibat.

1.     Statement:
Die Kirchengeschichte kennt kein durchgehendes Zölibatsgesetz für Priester, das vom Neuen Testament bis heute die Ehelosigkeit des Priesters vorschreibt. Bekanntlich hat Jesus die Schwiegermutter des Petrus geheilt. Das berichten alle drei synoptischen Evangelien. Wenn also Petrus der erste Papst war, dann war der erste Papst verheiratet.
Erst langsam hat sich die Ehelosigkeit als Lebensform des Priesters entwickelt. Sehr früh schon wurde die Forderung erhoben, dass der Priester bzw. Bischof nur einmal verheiratet sein durfte. Dann wurde die zeitweise Enthaltsamkeit der Priester gefordert vor allem vor der Wahrnehmung des Altardienstes – ähnlich dem Nüchternheitsgebot der Laien früher vor dem Empfang der Kommunion. Erst am Ende des 1. Jahrtausends wurde die generelle Enthaltsamkeit des Priesters in der Ehe (!) gefordert, während die Priesterehe weiterhin geduldet wurde und nicht als Skandal galt.
Begründet wurde gelegentlich die Forderung der Ehelosigkeit des Priesters auch mit einem Argument des Erbrechts. Nach damaligem Erbrecht waren nur die ehelichen Kinder erbberechtigt, nicht die uneheliche. Damit ging die Pfründe, die mit dem Amt verbunden war, an die Kirche zurück und nicht an die Kinder.
Nach der Reformation, wo in der evangelischen Kirche die Zölibatspflicht nicht mehr galt, wurde der Zölibat zu einer Frage der Rechtgläubigkeit und des katholischen Kirchenverständnisses, also zu Argument der Abgrenzung.
Die entscheidende Einschärfung der Zölibatspflicht brachte das Kirchliche Gesetzbuch von 1917 (CIC). Erst da wurde eine bestehende Ehe zum Weihehindernis. Wer trotzdem heiratete, wurde unehrenhaft aus dem Amt entfernt – wie das heute auch noch der Fall ist. Kein Wunder, dass sich bis heute kein Bischof traut, diese Tabuzone Zölibat anzutasten. Das Argument lautet: „Das kann man nur gesamtkirchlich lösen – sprich: Das kann nur der Papst mit einem Machtwort ändern.
Nun hat der Papst die südamerikanischen Bischöfe aufgefordert, für die im Herbst beginnende Bischofssynode mit ihnen „mutige Vorschläge“ zu machen, wie man dem Priestermangel begegnen könne; denn dort gibt es noch viel weniger Priester als bei uns. Und auch das Zölibatsgesetz soll da auf den Prüfstand. Wozu wir bisher nicht in der Lage waren, das sollen nun die Südamerikaner richten.

2.     Statement:
Die römisch-katholische Kirche kennt durchaus auch die Ausnahmen vom Zölibat, sie kennt also Priester, denen es gestattet ist, verheiratet zu sein. Es sind solche Pfarrer, die aus christlichen Kofessionen zum katholischen Glauben konvertieren.
Diese Ausnahmen finden wir vor allem in den Ostkirchen. Denn in der Vergangenheit hat es immer mal Versuche gegeben, dass Teile der Orthodoxie die volle Gemeinschaft mit der römischen Kirche angestrebt hatten. Wo das gelungen war, wurde den orthodoxen Geistlichen gestattet, ihre Ehen weiter zu führen, wenn sie den Papst als Oberhaupt der katholischen Kirche und all seine Funktionen anerkannten und natürlich auch dem katholischen Glauben zustimmten.
Bekannt sind vom Zweiten Vatikanischen Konzil folgende Worte des damaligen Patriarchen der melkitischen griechisch-orthodoxen Kirche Maximos IV. Saigh, nachdem westliche Konzilsväter die Erhabenheit des Zölibats gepriesen hatten: „Wenn man die Schönheit des zölibatären Priestertums hervorhebt, soll man nicht die parallele und gleichfalls apostolische Tradition eines Priestertums zerstören oder missachten, das die Bande der heiligen Ehe auf sich genommen hat.“ Und im Hinblick auf die heftigen Auseinandersetzungen um die Aufhebung des Zölibats in der lateinischen Kirche, bemerkte der Patriarch lapidar: „Das Priestertum ist eher eine Funktion als ein Lebensstand. Es ist nicht an die persönliche Vollkommenheit gebunden, wie der Zölibat an Gott, sondern an den Nutzen der Kirche. Der Zölibat kann verschwinden, wenn es der Nutzen des kirchlichen Amtes erfordert. ……Im Bedarfsfall muss nicht das Priestertum dem Zölibat, sondern der Zölibat dem Priestertum geopfert werden.“
Seit den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ist es auch Praxis, dass ein evangelischer Pfarrer, der zum katholischen Glauben konvertiert, mit päpstlicher Erlaubnis zum katholischen Priester geweiht werden darf – selbstverständlich unter Beibehaltung seiner bestehenden Ehe. Ähnliches gilt auch bei der Konversion anglikanischer Pfarrer zum Katholizismus.

3.     Statement
Ungeklärt bleibt (auch wissenschaftlich) derzeit die Frage, ob der Zölibat für den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch zölibatär lebende Priester und Diakone ein Risikofaktor darstellt oder nicht. Wenn das der Fall sein sollte, gehörte der Zölibat schnellstens abgeschafft. Doch damit wäre das Problem des sexuellen Missbrauchs sicherlich nicht erledigt. Aber entschärft würde es meiner Ansicht weiter dadurch, wenn Frauen voll ins Amt integriert würden. Aber das ist ein Riesenthema für sich.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und bitte Sie inständig: Interessieren Sie sich für diese Themen, reden Sie mit und helfen Sie der Kirche in eine menschliche Zukunft!

Amen.


Nicht etwas weniger Zölibat Geschrieben von: Dickers
Geschrieben am: 30 Juni 2019, 22:21
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Der Generalvikar sah keinen Anlass zur Panik. Der Mangelzustand bei den „Arbeitern im Weinberg des Herrn“ sei, bildlich gesehen, ein Normalzustand. Der Generalvikar bewies seine Verdrängungs-Energie.
Es gebe Länder, in denen Priester-Mangel bedeutend größer sei als bei uns. Die Hälfte der katholischen Gemeinden auf dem Erdball sei ohne Priester. Es werde besser werden, prophezeite er und formulierte Wunschvorstellungen. Vielleicht plante er eine Durchhalte-Fibel, die bestätigte, dass sich Probleme von selbst lösen, wenn man lange genug wartet. Es bestehe ein relativer Priestermangel, behautete er. In seinem Bistum hätten in den vergangenen Jahren nur dreißig von über tausend Priestern ihr Amt aufgegeben.
Muss man sich Gedanken machen über Alternativen? Natürlich nicht.
Der Generalvikar outete sich als Illusions-Künstler. Er schätzte die Strategie der Vorwärtsverteidigung: Aus wenig lässt sich viel machen. So bewahrte er sich vor dem Realitäts-Schock. Schönwetterlage in Sicht, wenn auch langfristig. Rettungspläne und Vorsorge-Überlegungen sind überflüssig. Es wird kommen wie angenommen. Eine spekulative Erwartung, aber eine sich selbst erfüllende.
Herkömmliche Wege zur Sicherung des Priesternachwuchses waren die besten und bleiben die besten. Vergangenheitsselige Standard-Therapien haben sich bewährt. Man wird Argumente dafür finden. Dass die Anzahl der Priesteramtsbewerber weiter sinkt, irritierte den Generalvikar nicht. Dass sich keine Trendwende abzeichnet, ebenfalls nicht.
Dem Leiter eines Priesterseminars in einem anderen Bistum bereitet der Priestermangel dagegen schlaflose Nächte. Wem die Zukunft der Kirche etwas bedeute, sagt er, den müssten die aktuellen Zahlen aufrütteln. Im Jahre 1962 wurden 557 Männer in der Bundesrepublik zu Priestern geweiht. 2017 waren es 72; in zwei Bistümern fand keine Priesterweihe statt.
Es gibt unterschiedliche Gründe für den Abwärtstrend, um den sich der Generalvikar nicht mehr sorgen muss. Er ist Bischof geworden. Bischöfe muss es geben.
Zu meiner Zeit genoss der Beruf des Priesters hohes Sozialprestige. Jetzt sind Manager-Qualitäten wichtiger, wenn Priester erfolgreich wirken wollen. Eine „Gemeinschaft der Gemeinden“ als aktuelle Seelsorge-Einheit hat Einzel-Pfarreien weithin abgelöst und indirekt das Berufsfeld des Priesters verändert.
Dass ein lebenslang verpflichtendes Ja zu Ehelosigkeit und zu sexueller Enthaltsamkeit jungen Menschen unserer Tage schwer vermittelbar ist, weiß jeder – nur nicht die kirchliche Obrigkeit.
Es geht nicht um „ein bisschen weniger Zölibat“. Es geht nicht um eine Kirche, diekein Wässerchen zu trübrn vermag. Es geht um ein neues Denken. Es geht darum, wie die Kirche aus der Vergangenheit in die Zukunft findet.
„Frauen in Führungspositionen“. Damit kündigt das Erzbistum Köln für weibliche Nachwuchskräfte und Studienabsolventinnen ein Programm an. Von weiblichem, priesterlichen Nachwuchs spricht das Programm nicht.
Papst Franziskus ermunterte die Bischöfe im Amazonasgebiet zu „mutigen Vorschlägen“. Wenn es welche gegeben haben sollte, sind sie im Regenwald verloren gegangen.
„Entscheidende Weichenstellungen für denüastoralen Zukunftsweg“ hat der Pastoralrat im Kölner Erzbistum beraten und gefragt: „Wie reagieren wir konstruktiv auf die schwindenden Personalressourcen?“ Arbeitsgruppen wurden gebildet. Das Seelsorge-Personal , also Priester und Laien, werde sich bis zum Jahre 2040 um die Hälfte vermindern, stellte der Erzbischof fest. „Wir dürfen uns nicht länger selber betrügen“, betonte er. Wie mag er das gemeint haben?
Mit Zuversicht blickt er in die Zukunft. Er ist überzeugt von einer jungen, zum Aufbruch bereiten, lebendigen, mutigen Kirche. Dass immer weniger Menschen eine Bedeutung der Kirche für ihr Leben erkennen, nimmt der Bischof nicht wahr. Der Mitglieder-Schwund setzt sich fort. Mit welchem Personal die Kirche Zukunft gestalten will, bleibt ebenfalls unerwähnt.
Bischöfe wird es geben. Auch siebenundzwanzig deutsche Bistümer bleiben bestehen. „Pfarreien der Zukunft werden neue Formen von Vergemeinschaftung ermöglichen.“ Das ist in einem Dokument des Bistums Trier nachzulesen. Bistümer werden nicht betroffen sein von möglichen Zusammenlegungen, da es viele Bischofs-Anwärter gibt.
Muss man sich in den Dienst dieser Kirche stellen?


Benachteiligung der Frauen in der Kirche Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 03 Juni 2019, 15:58
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Benachteiligung der Frauen in der Kirche (Pfingsten 2019)

Meine lieben Zuhörerinnen und Zuhörer!

Die Erneuerungen der Herzen und die Erneuerung der Kirche werden traditionell dem Heiligen Geist zugeschrieben. Heute, Pfingsten, ist sein Fest. Und darum will ich heute über dieses Thema Erneuerung sprechen.

Erneuerung ist immer da notwendig, wo etwas schief gelaufen ist oder in Schieflage geraten ist. Es scheint derzeit die Benachteiligung der Frauen in der Kirche in besonderer Weise ins Bewusstsein getreten zu sein. Das Problem ist nicht neu, aber es ist plötzlich allen bewusst. Die Aktion „Maria 2.0“ hat es bewusst gemacht. Frauen, die ehrenamtlich in der Kirche tätig sind, haben vor kurzem eine Woche lang gestreikt: sie haben das Ehrenamt ruhen lassen, sind dem Gottesdienst fern geblieben und haben draußen vor der Kirche ihren eigenen Gottesdient gefeiert. Diese Aktion, die in einer kleinen Gemeinde in der Diözese Münster ausgeheckt wurde, wurde auf Anhieb in hunderten Gemeinden deutschlandweit mitgetragen. Die meisten Bischöfe waren – wie so oft – sprachlos. Der Kölner Erzbischof sprach von Missbrauch des Namens der Gottesmutter, um kirchenpolitische Ziele zu verfolgen, Bischof Ackermann sagte: „Ich kann die Ungeduld vieler Frauen verstehen. Ich sage aber offen, dass ich diese Streikaufrufe, diese Streikaktionen nicht für hilfreich halte.“ Schließlich ist Ackermann davon überzeugt, dass sich die Bischöfe für einen synodalen Weg entschieden hätten und da wären solche Aktionen eher kontraproduktiv. – Tatsache ist, dass kein Bischof ein klares Bekenntnis zum Anliegen der Frauen abgegeben hat.

Ich sagte eingangs, das Problem der Benachteiligung der Frauen in der Kirche ist alt. Ich weiß nicht, wie viele Bücher es inzwischen gibt, die die Benachteiligungen der Frauen ausführlichst beschreiben: angefangen beim Alten Testament über das Neue Testament bis zu den päpstlichen und bischöflichen Verlautbarungen der neuesten Zeit. Interessant ist, dass ausschließlich die patriarchalischen Strukturen der katholischen und der orthodoxen Kirche Frauen in Leitungsämtern oder sagen wir besser: Frauen in Ämtern, die mit einer Weihe verbunden sind, noch ablehnen, während alle anderen Konfessionen oder Teilkirchen inzwischen den Schritt vollzogen haben, der Frau gleiche Chancen einzuräumen.

Ich verstehe, dass die katholischen Bischöfe befürchten, dass die Zulassung der Frauen zu Weiheämtern eine Spaltung der Kirche zur Folge haben könnte. Doch wenn sich die deutschen Bischöfe zum synodalen Weg entschlossen haben – wie Ackermann richtig behauptet – dann müsste man es auf eine Abstimmung nach vorheriger öffentlicher Diskussion ankommen lassen. Oder ist der sog. synodale Weg, den die Bischofskonferenz beschlossen hat, doch nur Etiquettenschwindel, wie Bischof Zdarsa von Augsburg das qualifiziert hat?

Auf jeden Fall bin ich froh, dass die Frauen nun das Thema „Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche“ selber in die Hand genommen haben. Es wäre fatal, wenn wieder mal die Männer allein entscheiden würden, was Frauen dürfen und was nicht. Frauen sind auch in der Kirche wahlmündig. Aufgabe der Bischöfe wäre es, eine solche Wahl auf den Weg zu bringen und durchzuführen und mit dem Ergebnis im Vatikan vorstellig zu werden. Die sollen endlich mal ihre Hausaufgaben machen. Dafür werden sie schließlich bezahlt.

Amen.


Zur Zukunft der Kirche Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 10 Mai 2019, 11:43
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Meine lieben Zuhörerinnen und Zuhörer!

Dieser Tage wurde eine Studie der Universität Freiburg bekannt, die von der Kirche selbst in Auftrag gegeben worden war, wonach die Mitgliederzahlen der Kirchen sich bis zum Jahre 2060 halbieren werden. Das heißt konkret: von den derzeit 44 Millionen Kirchenmitgliedern wird es in 40 Jahren nur noch 22 Millionen geben. Als die zwei wesentlichen Ursachen wurden genannt: der demographische Faktor, also der Rückgang der Geburtenzahlen und damit weniger Taufen und die Kirchenaustritte, außerdem vermindert sich der christliche Anteil der Bevölkerung durch die Zuwanderung anderer Religionen. Die Kirchen sind auf dem Wege, in der Gesellschaft eine Minderheit zu werden.

Diese Entwicklung wird uns in Zukunft noch öfter beschäftigen. Kardinal Marx hat schon beschwichtigt, man brauche nicht in Panik zu verfallen. 22 Millionen Kirchenmitglieder würden schon dafür sorgen, dass genügend Geld zusammenkomme, um den Kirchenbetrieb aufrechtzuerhalten. Das ist eine Perspektive, die vor allem die Finanzen im Blick hat. Doch nicht allen Menschen geht’s nur ums Geld. Da gibt es Gläubige, die werden jetzt sagen, dass angesichts dieser Prognose längst fällige Reformen zügig angepackt werden müssen. Sie fordern die Abschaffung des Pflichtzölibats, Frauen im Priester- und Diakonenamt und dergleichen. Andere dagegen werden sagen, genau das Gegenteil sei jetzt richtig: Besinnung auf die Kernaufgaben, konservative Liturgie, fordern Schluss mit allen Experimenten und betrachten ein traditionelles Kirchenverständnis als das Allheilmittel. Beide Richtungen – so unterschiedlich sie sind – verfolgen das gleiche Ziel: sie möchten verhindern, dass das eintritt, was die Studie vorhersagt.

Es ist immer das Gleiche: alle wünschen sich im tiefsten Herzen eine ecclesia triumphans – eine glänzende und triumphierende Kirche; eine Kirche, die reich ist und finanziell gut gestellt; eine Kirche, wo die Verkündigung nur Gott und der Wahrheit verpflichtet ist; eine Kirche, die einflussreich ist und überall gehört und geachtet wird; eine Kirche, wo es selbstverständlich keinen sexuellen Missbrauch gibt; eine Kirche, wo alle ihren Glauben leben, zum Gottesdienst kommen und wo einer für den anderen da ist; die Kirche soll mächtig sein, überall mitreden, überall mitbestimmen, gehört werden und geachtet sein. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass es eine solche Kirche oder auch nur eine einzige solche Kirchengemeinde nicht gibt – obwohl wir pausenlos daran arbeiten.

Und dann macht eine Studie die Zukunftsaussage: in 40 Jahren gibt es nur noch 50% der Christen, und jeder rechnet weiter: in 80 Jahren gibt es keine Christen mehr, sind die Kirchen am Ende.

Wenn Sie jetzt meinen, ich könnte ein schlüssiges Konzept für die Zukunft der Kirche vorlegen, muss ich Sie enttäuschen. Dennoch stellt sich die Frage: Was tun? Ich halte es da eher mit der ersten Gruppe. Dazu ein paar grobe Linien:

•     Die Kirchen sollten keine Zeit mehr damit vertun, sich voneinander abzugrenzen, sondern nach Wegen der Zusammenarbeit suchen und schnellstens alte Baustellen beseitigen.
•     Die Frauenfrage ist längst überfällig. Kein Beruf schließt heute in unseren Breiten mehr die Frau so kategorisch aus, wie unsere Kirche das noch tut. Natürlich gibt es schon hier und da in der Männerwelt Kirche die eine oder andere Frau mit verantwortungsvollem Posten. Dabei hat es aber keinen Sinn, eine Frau etwa zur Personalchefin zu machen, wenn sie selber nicht die Möglichkeit hatte, den priesterlichen Dienst in der Praxis kennenzulernen.
•     Unsere Sexualmoral bedarf einer gründlichen Revision. Dazu gehört die Aufhebung jeder Fremdbestimmung: das bedeutet Abschied vom Zwangszölibat, Anerkennung und seelsorgliche Begleitung der Zweitehe Geschiedener sowie die Beseitigung von Diskriminierung schwuler und lesbischer Menschen. (In letzterer Frage hat sich Bischof Franz-Josef Overbeck von Essen neulich stark gemacht, neue Denkanstöße in die Diskussion zu bringen. Man wird abwarten, was dabei rauskommt. Hoffentlich nicht nichts!). Sexuelle Fremdbestimmung ist nicht weit entfernt von sexueller Gewalt.

Wenn es den Bischöfen in naher Zukunft Ernst ist mit Reformen, dann wird es in naher Zukunft in der Kirche interessant.

Amen.


Die Feldrede Jesu und ihre Bedeutung (Lk 6, 20-26) Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 13 Februar 2019, 20:58
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Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer!

Die Seligpreisungen des Lukas erinnern uns an die Seligpreisungen der Bergpredigt im Matthäusevangelium. Lukas macht´s nur kürzer, dafür fügt er den Seligpreisungen noch ein paar Weherufe an. Das klingt schon provokativ. Sind die Weherufe etwa Ausdruck der Schadenfreude jener, die im Leben zu kurz gekommen sind? Mitnichten! – Auf der Suche nach einer Verständnishilfe stieß ich auf eine Predigt, die vor Jahren in der Katholischen Hochschulgemeinde Dortmund zu diesem Lukastext gehalten worden ist. Leider stand der Name des Autors nicht dabei. Trotzdem übernehme ich einige Passagen aus dieser Predigt wörtlich.

Da heißt es in einer Geschichte: „Ein Weißer und ein Indianer gehen zusammen durch eine amerikanische Großstadt. Plötzlich bleibt der Indianer stehen und sagt: Ich höre eine Grille zirpen. Der Weiße antwortet: Unmöglich, hier in dem Lärm? Der Indianer tritt an eine Hauswand, an der sich ein Weinstock emporrankt, greift hinter ein Blatt und hält die Grille in der Hand. Tja, sagt der Weiße, ihr Indianer habt eben unheimlich scharfe Ohren. Nein, sagt der Indianer, wir hören nicht besser als ihr. Pass auf! Dann nimmt er ein Geldstück, lässt es auf den Bürgersteig fallen. Blitzartig drehen sich mehrere Passanten um und schauen, wo die Münze liegt. Wir hören immer das, worauf wir achten, sagt der Indianer. Bei uns ist es die Grille, ein Stück Natur, in der wir leben. Bei euch ist es die Münze.

Wir hören immer das, worauf wir achten. Nun die Frage: Was hören wir, wenn wir dem Lukastext, den wir vorhin als Evangelium gehört haben, begegnen?

In der besagten Predigt spricht der Prediger seine Zuhörer ganz persönlich an. Er sagt: Wenn ihr überzeugt seid, dass ein Mensch mehr wert ist als sein Konto und seine Karriere, mehr als seine Ellenbogen, sein Cabrio und seine schnieke Wohnanlage; wenn ihr auch überzeugt seid, dass wenig daran hängt, wie einer von außen aussieht, weil das Schöne immer von innen kommt und nur um seinetwillen einen / eine andere/n liebhaben kann; wenn ihr von all dem überzeugt seid und ihr darum an alle dem, was man haben, machen, leisten kann, nicht hängt und darum frei seid: Selig seid ihr!

Wenn ihr überzeugt seid, dass man Geld nicht essen kann, ja sogar dass es nichts auf der Welt gibt, was uns wirklich satt macht, weil die Sehnsucht von uns Menschenkindern nach einem Erfülltsein dafür viel zu groß ist; dass uns der Hunger nach Brot und erst recht der nach Angenommensein und Liebe beständig daran erinnert, dass wir nicht aus uns selbst bestehen, sondern angewiesen sind auf das, was die Erde und andere für uns übrig haben – und wenn ihr dann noch begreift, dass es trotzdem gut ist mit uns so, wie es ist, weil ihr euch einem verdankt, der euch Leben gönnt und es gut mit euch meint und darum euren Hunger stillen wird: Selig seid ihr, selig schon jetzt, da ihr noch den Hunger spürt, weil er, der euch die Verheißung gibt, zugleich dafür sorgt, dass ihr einst satt sein werdet.

Wenn ihr überzeugt seid, dass es nicht nötig ist, immer gut drauf zu sein, da einem manchmal zum Heulen ist, einen wichtigen Wink nicht erkennt, ein anderer (gar lieber) Mensch euch hintergeht, ihr jemanden von eurer Seite auf immer verliert und untröstlich seid. Wenn ihr anerkennt, dass es all das im Leben geben kann und ihr weinen müsst – und trotzdem die Welt darüber nicht zerbricht, weil auch noch das menschlich gesehen Verfehlte und Verlorene – gerade es – in Gottes Hand geschrieben ist: selig seid ihr!

Ja, und dann das andere auch noch: die Seligpreisung für die, die wegen ihres Bekenntnisses zu Jesus gehasst, ausgeschlossen und geschmäht werden. Wer überzeugt ist, dass das mit dem Armsein, dem Hungern und Trauern stimmt und das auch noch sagt, der muss mit solchen Reaktionen rechnen.

Die Weherufe der lukanischen Feldrede, die den Seligpreisungen folgen, sind nicht Ausdruck der Schadensfreude derer die ansonsten zu kurz gekommen sind im Leben. Nein, sie beschreiben lediglich, was denen passiert, die das Reichsein jetzt, das Sattsein jetzt, das Lachen jetzt , das schöne Gerede der anderen jetzt für das Ganze halten und sich darum an es klammern: ihr habt weg euren Trost, wird ihnen gesagt, weil sie vom Menschen viel zu klein gedacht haben – dass es mit ein bisschen Habe, mit reichlichem Essen, einer Bettaffäre und zünftiger Fröhlichkeit genug sei für ihn“. (Ende des Zitats).

Ich selber möchte noch hinzufügen: Wer nur für sich selber lebt, verpasst viel zu viel im Leben, vielleicht sogar den eigentlichen Sinn. Denn Liebe, die gibt und sich hingibt, bedarf anderer Menschen. Liebe genügt sich nie selber.

Amen.


Fest des Heiligen Stephanus Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 02 Januar 2019, 11:16
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Meine lieben Zuhörerinnen und Zuhörer

Gestern war Weihnachten. In der Kirche: Feststimmung, Freude über die Geburt eines besonderen Kindes, das wir Sohn Gottes nennen, Friedensgedanken. – Heute: am sogenannten 2. Weihnachtstag – rotes Messgewand, erinnert an Blut, an Tod. Todestag des Stephanus. Wie passt das zusammen?

Wer das verstehen will, sollte mal in aller Ruhe zwei Kapitel der Apostelgeschichte lesen: das sechste und das siebte.

Ich will in Kürze einmal die Entwicklung der Ereignisse, die zur Ermordung des Stephanus führen, darstellen.

Am Anfang gibt es folgendes Problem: in Jerusalem fühlen sich die Witwen der griechisch sprechenden Juden – das sind die Juden aus der Diaspora, meist konvertierte Proselyten – den Witwen der hebräisch sprechenden Juden – also den in Israel geborenen Juden gegenüber - benachteiligt, weil sie nicht so gut versorgt werden. Sie nörgeln und beschweren sich. Die Apostel lösen das Problem nicht selber; vielmehr lassen sie sieben Männer mit gutem Ruf auswählen, die sich um das Problem kümmern sollen. Unter diesen sieben Gewählten, die man später Diakone nennt, ist Stephanus. Stephanus ist besonders begabt: er ist theologisch versiert und weiß sich gut auszudrücken. Das führt innerhalb der Gruppe zu Streitigkeiten, die am Ende nicht mehr theologisch begründet, sondern durch Eifersucht und persönlichen Hass geschürt ausgetragen werden. Die Hebräer sind wütend, halten sich die Ohren zu, weil sie keine Argumente mehr hören wollen und schlagen einfach zu. Das nennt man Lynchjustiz. Bevor Stephanus vor der Stadt im Steinhagel tot zusammenbricht, sagt er noch: „Herr, rechne ihnen diese Tat nicht an!“ - Übrigens hat der Hebräer Saulus, der spätere Paulus, zwar nicht selbst mitgeprügelt (er musste auf die Kleider aufpassen), hat aber den Tod des Stephanus ausdrücklich gebilligt. –

So wurde Stephanus, der für die Werke der Nächstenliebe angetreten war, von seinen Glaubensbrüdern gesteinigt. Die Kirche hat in diesem Tod immer ein Zeugnis für Christus gesehen. Deshalb ist Stephanus ein Märtyrer.

Wie passt das zur Idylle von Weihnachten? An Stephanus sehen wir, dass Christ-sein in dieser Welt lebensgefährlich sein kann. Doch sind es in diesem Fall nicht die wilden Horden der Ungläubigen oder Andersgläubigen, die ihm nach dem Leben trachten, sondern die eigenen Glaubensbrüder. Und die Apostel stehen im Hintergrund und halten sich zurück. Eine Reaktion von ihnen wird nicht berichtet.

Die Kirche betet am Fest des hl. Stephanus weltweit für die verfolgten Christen.

Amen.


Zölibat auf dem Prüfstand Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 07 Oktober 2018, 20:47
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Meine lieben Zuhörerinnen und Zuhörer!

Zum Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche stellte die Deutsche Bischofskonferenz am 25. September eine Studie vor, die das Ausmaß des Problems in der Zeit von1946 bis 2014 beleuchtete. Die Autoren der Studie hatten selbst keinen direkten Zugriff auf die Akten der Kirche; vielmehr arbeiteten sie mit Fragebögen, um Informationen von den Bistümern zu erhalten. Der Erhebung zufolge wurden in Deutschland in der besagten Zeit 3677 Kinder und Jugendliche Opfer von sexuellem Missbrauch. Beschuldigt werden dafür 1670 Geistliche. Es wurde nichts aufgedeckt, was bis dato unbekannt war, sondern es wurde gesammelt, was in den Archiven festgehalten war und damit grundsätzlich zumindest dem Bischof bekannt war oder bekannt sein sollte. Unverständlich für mich daher das Entsetzen der Bischöfe allen voran das Entsetzen des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Marx über das ungeahnte Ausmaß des Missbrauchs. Es wurde zwar allgemein eingeräumt, dass lange weggeschaut und vertuscht worden sei, aber nicht einer hat gesagt: „Ich habe weggeschaut“ und „Ich habe vertuscht.“

Es sind Konsequenzen angekündigt worden. Man darf gespannt sein auf das, was irgendwann kommt. Nach meinem Dafürhalten gehört ganz sicher der Zölibat auf den Prüfstand. Warum?

Die Situationsanalyse zeigt, dass die Missbrauchstäter in der Regel unverheiratete Männer sind, denen es verboten ist, ihre Sexualität in irgendeiner Form auszuleben. Die gewünschte und erwartete Sublimierung dieses Verzichts in einem überdurchschnittlichen seelsorglichen Engagement gelingt bei weitem nicht immer. Der Wunsch nach einer intimen Beziehung, der der Schöpfung grundsätzlich eingestiftet ist, findet in aller Regel in der Ehe eine legitime Erfüllung. Das gilt übrigens genauso für Menschen mit anderer sexueller Orientierung, sprich: für schwule und lesbische Menschen. Warum sollte diese Lebensform der Familie der Seelsorge abträglich sein? Familie – in welcher Form auch immer – ist ein Lern- und Erfahrungsraum, der der Seelsorge zugutekommen kann.

In der evangelischen Kirche, wo die Pfarrer verheiratet sein dürfen oder sogar sein sollen, ist sexueller Missbrauch viel seltener. Der Zölibat macht sexuellen Missbrauch vor allem zu einem katholischen Problem. Übrigens ist sexueller Missbrauch durch ständige Diakone, die ja auch meist verheiratet sind, um 80% seltener als bei zölibatären Priestern. – Und jetzt blicke ich noch einmal auf die evangelische Kirche: sie hat uns voraus, die Anwesenheit des weiblichen Anteils in der kirchlichen Amtsführung. Wo Frauen mitwirken, ändert sich die Atmosphäre. Frauen sind am allerwenigsten anfällig für sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen. Nicht umsonst sind Missbrauchsbeauftragte meist Frauen. Und die machen ihren Job gut.

Mit dem Wegfall des Pflichtzölibats wäre unsere Kirche natürlich noch nicht saniert, aber das eine spezielle Problem könnte dadurch entschärft werden. Und ich habe heute vor allem auf diese Frage mein Augenmerk gerichtet. – Es gibt darüber hinaus in der Kirche noch unendlich viel zu tun. Packen wir`s an!

Amen.


Bericht über Missbrauch in der Kirche (Mk 9,38-48) Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 20 September 2018, 20:04
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Meine lieben Zuhörerinnen und Zuhörer!

Vielleicht erinnern Sie sich noch, dass Anfang 2010 der damalige Leiter des Berliner Canisius-Kollegs der Jesuiten Pater Klaus Mertes damit begann, eine Serie von Missbrauchsfällen, die in der Vergangenheit in dieser Einrichtung stattgefunden hatten, öffentlich aufzuklären. Das war gewissermaßen der Startschuss für ein öffentliches Nachdenken über sexuellen Missbrauch in der Kirche. Die Öffentlichkeit verlangte Rechenschaft von den Diözesen über den Umfang solcher Fälle und den Umgang damit. Plötzlich hing der Kirche ein Makel an, den fast keiner für möglich gehalten hatte. Die Sensibilisierung für dieses Thema war nun in der Kirche, aber auch darüber hinaus in weltlichen (wir sportlichen u.a.) Einrichtungen und sogar im privaten Bereich der Familien angekommen. Die Kirche versprach schonungslose Aufklärung, aber sie ließ sich nicht in die Karten (sprich: Personalakten) gucken. Wie ein Lauffeuer ging das Thema Missbrauch in der Kirche um die Welt, und der Papst verlangte von allen Ländern Berichte über Anzahl der Fälle und den Umgang damit. Das Ergebnis war mehr als beschämend.

Andere Länder als Deutschland sind ihrer Pflicht längst nachgekommen und haben ihre Berichte vorgelegt. Deutschland ist noch dabei und wird den Bericht am 25. September in Fulda der Öffentlichkeit vorstellen. Focus-online hat bereits eine Zusammenfassung des Berichts ins Netz gestellt Danach gab es in den 27 deutschen Diözesen in den letzten 68 Jahren (also seit dem Krieg) etwa1600 Täter, meist Priester, die auf diesem Gebiet 3677 Straftaten verübt haben. (Die meisten Täter sind natürlich längst verstorben.) Nicht enthalten sind in diesen Zahlen die Straftaten, die in Einrichtungen von Ordensgemeinschaften oder anderen katholischen Einrichtungen geschehen sind: wie z. B. im Canisius-Kolleg der Jesuiten, im Benediktiner-Kolleg Kloster Ettal, in Einrichtungen der Regensburger Domspatzen (wo allein 500 Fälle bekannt geworden sind) oder anderen katholischen Heimen. Als Mittel gegen die Straftäter und Straftaten galt: vertuschen, verschweigen tolerieren. Pater Klaus Mertes, der damals im Kanisius-Kolleg mit der Aufklärung begonnen hatte, meint, dass wohl geschätzte 60% der Straftaten unentdeckt geblieben sind, weil keine Anzeige von den Opfern erstattet worden ist.

Kritisch wird gegen diese Studie eingewendet, dass externe Ermittler keinen Zugriff auf Personalakten der Diözesen hatten. Das Material, war zuvor von Angestellten der Diözesen ausfindig gemacht worden – nach bestem Wissen und Gewissen – wie versichert wurde. Doch auf diese Weise bleibt die Kirche selbst Ermittler in eigener Sache. Bei dieser Recherche ist festgestellt worden, dass mindestens in zwei Bistümern ganz offensichtlich Akten manipuliert und vernichtet wurden.

Das Thema ist also noch lange nicht zu Ende. Nun muss man erst mal abwarten, was die Studie genau zutage fördert. Fragen, die sich dann im Anschluss ergeben sind etwa folgende: Wie geht man mit den Geschädigten um? (Mit der Zahlung eines Geldbetrages - egal in welcher Höhe - ist es sicher nicht getan.) Wie geht man mit den Tätern um? (Das im Evangelium gehörte Mittel mit dem Mühlstein um den Hals und dann ab ins Wasser ist auch keine Lösung.) Welche Konsequenzen zieht die Kirche aus diesen Vorfällen, um Missbrauch zu verhindern? Hat der Zölibat da noch eine Chance?

Vielleicht sollte ich noch sagen, dass Kindesmissbrauch kein spezielles Problem nur der Kirche ist. Ich habe heute nur über die Kirche gesprochen. Die Gefahr des Missbrauchs von Kindern gibt es überall, wo Erwachsene mit Kindern arbeiten und zu tun haben: in allen erzieherischen Berufen, im Sport und ganz besonders im häuslichen Umfeld der Familie. Es gibt Fachleute, die behaupten, dass gerade im familiären Bereich die Dunkelziffer der unentdeckten Taten besonders hoch ist. Das ist keine Entschuldigung für kirchliche Verfehlungen, eher ein Signal für besondere Wachsamkeit.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

„Eine feste Burg ist unser Gott“ Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 16 August 2018, 21:41
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„Eine feste Burg ist unser Gott“ – vom menschlichen Sicherheitsbedürfnis

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer!

Der gute alte Pater Dr. Martin Luther hat das bekannte evangelische Kirchenlied geschrieben, „Ein feste Burg ist unser Gott“. Den Text hat Luther in Anlehnung an Psalm 46 gedichtet. Und damit erinnert er daran, dass Sicherheit bereits im Alten Testament ein menschliches Grundbedürfnis war, Es bestimmte das Verhältnis zwischen Mensch und Gott nicht unwesentlich. Und heute ist das Thema Sicherheit in der Gesellschaft brandaktuell und allgegenwärtig. Es geht heute weniger darum, wie sich der Staat vor anderen Staaten schützen und verteidigen muss oder darf, sondern heute ist Sicherheit ein Thema des einzelnen Bürgers. Die Ankunft der Flüchtlinge in den letzten Jahren hat viele bei uns verunsichert. Die Fremdheit der Ankömmlinge weckt Ängste bei den Einheimischen. Und terroristische Anschläge, wie wir sie im europäischen Raum und auch bei uns in Deutschland erlebt haben, lässt die Frage der Sicherheit des einzelnen Bürgers zu einem richtigen Problem werden. Darum die Frage: Welchen Stellenwert darf oder muss die Sicherheit in unserem Leben haben. Was sagt unsere Religion dazu?
Das Sicherheitsbedürfnis ist ein legitimes Bedürfnis.
Religiöse Menschen haben immer und in allen Religionen Schutz und Sicherheit gesucht bei ihren Gottheiten. Das Alte Testament enthält vor allem in den Psalmen Klagen und Ängste vor Feinden und flehentliche Rufe zu Gott um Schutz und Hilfe. In der Kirche gibt es Traditionen, die Gottes Hilfe geradezu beschwören: Bittprozessionen, Wallfahrten, Novenen Wettersegen und dergleichen. Sie kennen die Verehrung der Schutzmantelmadonna; das ist die Madonna mit dem weiten Mantel, unter den sich die Menschen flüchten und Schutz und Hilfe suchen.
Vergessen wir jedoch nicht, dass das Sicherheitsbedürfnis jedes Menschen legitim ist, also nicht nur der Christen im Westen. Es ist nur zu verständlich, dass Menschen, die in ihrer Heimat verfolgt werden wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Religion oder Zugehörigkeit zu einer Minderheit, dass die fliehen, weil sie keine andere Möglichkeit sehen zu überleben. So können auch Hunger und Krieg / Bürgerkrieg Gründe sein für Flucht in ein Land, wo es den Menschen besser geht. Als Flüchtling in einem anderen Land um Asyl zu bitten, ist immer erniedrigend. Wohl dem, der auf Menschen trifft, die es gut mit ihm meinen, die helfen und teilen und sich kümmern. Ich bin stolz auf unsere Regierung, die vor zwei Jahren die Flüchtlinge nicht abgewiesen hat, sondern sich der Herausforderung gestellt hat.
Allerdings – das will ich nicht verschweigen – bin ich traurig und manchmal wütend, dass in der Regierung ausgerechnet eine Minipartei, die die Bezeichnung „christlich“ und „sozial“ im Namen führt, derzeit den Innenminister stellt, der den Flüchtlingen alles andere als christlich und sozial begegnet.
Sicherheit kann nie absolut sein und muss begrenzt werden.
Wer Sicherheit absolut setzt, muss sich in einer Gummizelle verschanzen, muss den Polizeistaat wollen, der alles kontrolliert, muss alle Freiheiten aufgeben und jegliche Selbstbestimmung. Das ist dann kein Leben mehr, das lebenswert wäre. Sicherheit hat immer einen Preis, einen Preis, der die Freiheit und Selbstbestimmung einschränkt. Das erlebt heutzutage jeder, der von A nach B fliegt: Sicherheitskontrollen bis zur Leibesvisitation, Datenabgleich mit Gefährderlisten, Meldung an geheime Datenbanken in Amerika usw. übertriebene Sicherheitskontrollen gehen davon aus, dass jeder Passagier ein Sicherheitsrisiko sein kann. Das entspricht nicht dem christlichen Menschenbild.
Erich Kästner hat einmal gesagt: „Leben ist immer lebensgefährlich.“ In der Tat können wir Leben nicht anders verstehen als Leben in Freiheit. Und Freiheit bedeutet nun immer auch Verunsicherung. Doch ist diese Verunsicherung nötig, damit wir Leben gestalten, damit wir auf Menschen zugehen, helfen, Menschlichkeit umsetzen. Wie wir aus der Überzeugung leben, von Gott angenommen zu sein, unter seinem Schutz zu stehen, so ist es uns möglich, auch andere anzunehmen und ihnen Schutz und Sicherheit zu bieten. Das ist nicht ohne Risiko. Gott hat mit der Schöpfung der Welt kein Haus der Sicherheit gemacht, sondern er hat sie mit allen Risiken geschaffen, die denkbar sind. Uns aber hat er aufgetragen, mit den Waffen der Liebe die Probleme anzugehen, indem wir den Armen Brot zu essen geben, den Obdachlosen ein Dach über dem Kopf geben, den Vertriebenen eine Bleibe und den Kranken eine Versorgung beschaffen. Das geht nicht, wenn man sich einigelt, wenn man sein Vermögen sichert und sein Herz verschließt. Das Christentum ist eine Religion der Liebe und nicht der Abschottung.
Sicherheit ist nichts, was durch militärische Stärke oder durch Investitionen in Programme der inneren Sicherheit zu erreichen ist; Sicherheit wird gestärkt, wenn für Gerechtigkeit, Wohlstand und Frieden für alle gesorgt wird.

Amen.

Der Streit der deutschen katholischen Bischöfe ... Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 05 Mai 2018, 19:46
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Der Streit der deutschen katholischen Bischöfe um die Zulassung evangelischer Christen zur Kommunion „im Einzelfall“.

Wer hätte im letzten Jahr, dem 500. Jahr nach der Reformation, gedacht, dass just ein Jahr später unter den deutschen katholischen Bischöfen ein Streit entbrennt um die Zulassung evangelischer Christen zur Kommunion „im Einzelfall“? Um es gleich vorweg zu sagen: was im Einzelfall möglich ist, ist grundsätzlich immer möglich. Das weiß jedes Kind; es gibt keine Ausnahmen, aus denen nicht ganz schnell eine Regel entsteht – schon aus Gründen der Gleichbehandlung.
Wie ist es zu diesem Streit gekommen? Zum besseren Verständnis dieser Auseinandersetzung will ich ein paar Bemerkungen zur Struktur der katholischen Bistümer in Deutschland sagen. Es gibt zwei Erzbistümer in Deutschland, deren Amtsinhaber traditionell den Kardinalstitel tragen: Köln und München. Sie sind nicht nur die größten Bistümer, sondern halten sich auch für die wichtigsten. Oft war einer von den beiden Amtsinhabern auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.
Derzeit ist Kardinal Marx Erzbischof von München und Freising und außerdem Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz; Erzbischof von Köln ist Kardinal Woelki. Er kam im Juli 2014 als Erzbischof und bereits Kardinal von Berlin nach Köln. Beide Erzbischöfe sind konservativ geprägt: Woelki durch seinen Kölner Vorgänger Kardinal Meisner, dessen Diözesanpriester er war, -  Marx durch seinen früheren Vorgesetzten in Paderborn Bischof Degenhard. Wie sehr Marx die strenge Linie der Kirche gerade auch in Fragen der Ökumene vertrat, zeigte er, als er Bischof von Trier war. Damals, 2003, fand in Berlin der erste ökumenische Kirchentag statt. Der katholische Theologieprofessor Gotthold Hasenhüttl feierte dort in der Gethsemane-Kirche einen ökumenischen Gottesdienst mit Eucharistiefeier nach katholischem Ritus und offener Kommunion. Der Gottesdienst war gestaltet und vorbereitet von der „KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche“ und der Initiative „Kirche von unten“. Wegen dieser Gottesdienstfeier suspendierte der damalige Trierer Bischof Marx seinen Diözesanpriester Hasenhüttl vom Priesteramt und kündigte ihm an, auch die Lehrerlaubnis zu entziehen, wenn er nicht schriftlich seine Tat bereue (nämlich evangelische Christen zur Kommunion eingeladen zu haben) und nicht verspreche, solches in Zukunft zu unterlassen. Hasenhüttl hat sich dem Druck seines Bischofs Marx nicht gebeugt, hat stattdessen alle rechtlichen Mittel ausgeschöpft, die Suspension rückgängig zu machen – allerdings vergeblich und wurde dann 2006 mit dem Entzug der Lehrerlaubnis zusätzlich bestraft. In der Verfahrenszeit hat Hasenhüttl trotz mehrfachen Bemühens keinen Termin für ein persönliches Gespräch mit seinem Bischof bekommen. – Heute - 15 Jahre später - initiiert Marx in der Bischofskonferenz eine Praxis, die er 1½ Jahrzehnt vorher mit der vollen Unterstützung des gesamten kirchlichen Verwaltungsapparates niedergeschlagen hat. Was hat sich in diesen 1½ Jahrzehnt geändert? Es hat sich theologisch nichts geändert in den Vorbehalten gegenüber dem evangelischen Abendmahlsverständnis. Aber es ist ein anderer Papst gewählt worden, der die Barmherzigkeit höher einschätzt als die Gerechtigkeit. Ob Marx dazu gelernt hat? Ich vermag es nicht zu sagen. Vielleicht glaubt er, eine neue Praxis, an deren Spitze er sich stellt, könnte dem Papst gefallen. Und das könnte sich ja irgendwann mal auszahlen. Doch bei denen, die den Fall Hasenhüttl noch im Gedächtnis haben, hat Marx ein Glaubwürdigkeitsproblem. Übrigens – entschuldigt hat Marx sich bei seinem Opfer Hasenhüttl bis heute nicht.
Wir haben vorhin folgende Verse aus dem Galaterbrief gehört: „Denn ihr alle, die ihr in Christus hineingetauft seid, habt Christus (als Gewand) angelegt. Da ist nicht mehr Jude, auch nicht Grieche; da ist nicht mehr Sklave, auch nicht Freier; da ist nicht mehr männlich und weiblich; denn ihr seid alle EINER in Christus Jesus“ (3, 27-28). Was ist das für eine großartige Einladung zur Einheit in Christus! Da ist nicht mehr wichtig, welcher Religion einer angehört: dem Judentum oder dem Heidentum, da ist nicht mehr wichtig der soziale Status: Freier Bürger oder Sklave, nicht einmal das Geschlecht, also Mann oder Frau, hat Bedeutung, wenn es um die Einheit mit Christus geht. In Christus sind alle Unterschiede aufgehoben. Das sind unglaubliche Perspektiven für die Ökumene insgesamt, aber auch für das geistliche Amt in der katholischen Kirche, ganz zu schweigen von der Genderfrage, die in unserer Kirche noch nicht einmal zur Kenntnis genommen worden ist. Die Bibel bietet so viele Ansätze zur Lösung festgefahrener theologischer Positionen, aber keiner traut sich, daraus Konsequenzen zu ziehen. Stattdessen führen sich ausgewachsene Erzbischöfe auf wie Kindergartenkinder, die sich gegenseitig ihr Spielzeug aus den Fingern reißen. Nicht anders kann ich das Spielchen des Kölner Erzbischofs deuten, wenn er seinem Münchner Mitbruder vor Augen führt, dass er seine bayerischen Diözesanbischöfe nicht auf seiner Seite hat. Ein unwürdiges Spiel, das dem Image der Kirche sehr schadet!
Das Pfingstfest steht unmittelbar bevor. Eine gute Gelegenheit, um den Heiligen Geist zu bitten, er möge den Bischöfen ins Gedächtnis rufen, was ihre ureigenste Aufgabe ist: nämlich versöhnen, nicht spalten!

Die Osterbotschaft nach Markus Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 04 April 2018, 20:30
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Meine lieben Zuhörerinnen und Zuhörer!

Ich habe Ihnen gerade die Osterbotschaft nach dem Markusevangelium vorgelesen. Wir haben ja das Markus-Jahr, d. h. wir lesen in diesem Jahr hauptsächlich aus dem Markusevangelium vor, um die Art wie Markus die Frohbotschaft überliefert kennenzulernen. Allerdings haben die Liturgen in Rom, die die Texte damals bei der Liturgiereform ausgewählt haben, den letzten Vers der Auferstehungsgeschichte ausgelassen. Und der heißt: „Da verließen die Frauen das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemand etwas davon; denn sie fürchteten sich“ (V. “ Die Osterbotschaft hat also ganz am Anfang nicht nur Halleluja Rufe und Freude bei den Menschen erzeugt, sondern eben auch Angst und Erschrecken. Letzteres hat Markus in seine Überlieferung aufgenommen. Die Frauen müssen das wohl für einen Spuk gehalten haben, obwohl der Engel im Grab ihnen eine Interpretation, eine Deutung des Geschehens mit auf den Weg gegeben hat. Von daher ist es gar nicht verwunderlich, wenn sich auch heute Menschen schwer tun, die Osterbotschaft recht zu verstehen. Das war wohl zu allen Zeiten so. Und ich erzähle Ihnen nichts Neues, wenn ich sage, dass auch Pfarrer und andere, die Theologie studiert haben, damit ihre Schwierigkeiten haben.
Die Schwierigkeit besteht meines Erachtens darin, dass Jesus ein klares Ja zum Willen des Vaters gesagt hat und dieses Ja ihm ein schreckliches Schicksal, nämlich den Tod am Kreuz eingebracht hat. Und nun soll – nach Ostern -  auf einmal alles so unwahrscheinlich positiv gesehen werden, als wenn das Schreckliche nicht geschehen wäre. Aber es ist eben nicht so, dass das Schreckliche an Ostern ungeschehen gemacht wird, sondern Jesu Ja zum unabwendbaren Leiden wurde für die Menschen zu einer großen Hoffnung. Das kann man nicht verstehen, das kann man nur als eine Option betrachten, als eine Möglichkeit, mit dem Leid dieser Welt fertig zu werden. Ich möchte es mal so ausdrücken: Jeder Mensch erfährt im Laufe seines Lebens, dass das Leben brüchig ist. Z.B. bleibt uns die Erfahrung nicht erspart, dass ein Mensch, der uns sehr nahe steht, plötzlich stirbt, etwa ein Elternteil, ein Lebenspartner oder das Kind, das eigentlich sein ganzes Leben noch vor sich hatte. – Oder die Erfahrung, dass eine schwere Krankheit ganz plötzlich und unerwartet das Leben auf den Kopf stellt. – Oder die Erfahrung, dass eine Ehe, die mit so viel Erwartungen, gutem Willen und Zuversicht geschlossen wurde, plötzlich zerbricht. – Das alles sind Brüche im Leben, die keiner verhindern kann. Und der größte Bruch ist natürlich der eigene Tod, dem jeder ausgeliefert ist und vor dem sich letztendlich keiner schützen kann. In solchen Situationen stellt sich die Gretchenfrage: „Wie hältst du´s mit der Religion?“ Wie wird man mit den Brüchen im Leben, mit dem Leid, fertig ohne die Religion? Die christliche Religion hält in jedem Leid die Ahnung wach, das  ein Fünkchen Hoffnung bleibt, Hoffnung auf Neues, Hoffnung auf Überleben. Und selbst das Sterben des Leibes kann im Zeichen der Hoffnung geschehen.
Manchmal bedarf es auch eines mitfühlenden Menschen an der Seite, der an diese Hoffnung glaubt, der sie lebt und in seiner empathischen Art seine Mitmenschen mit Hoffnung und Leben ansteckt. Das ist Ermutigung zum Leben, zum Leben in der Auferstehung. Ostern ist für den gläubigen Menschen das Fest der Hoffnung schlechthin. Und wir alle könnten Zeugen dieser Hoffnung sein – im Wort wie in der Tat.
Die Auferstehung Jesu ist kein Spuk, von dem man wegläuft, sondern das Fest des Lebens inmitten des Todes.

Amen.

De Huhzigg zo Kana (Jo 2, 1-11) Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 10 Februar 2018, 14:08
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Domols wor in Kana in Galiläa en Huhzigg,
un de Mamm vum Jesus wor dabei.
Och Jesus un sing Jüngere woren engelade.
Wie de Wingkrög leddig wore,
saht dem Jesus sing Mamm för in:
Se han keine Wing mih.
Hä gov zor Antwood:
Mamm, wat wells do vun mer?
Ming Stund es noch nit gekumme.
Sing Moder gov dem Personal Advies:
Dot, wat hä üch säht!
Et stunte do sechs steine Wasserkrög,
esu wie et bei de Jüdde vörgeschrivve wor.
En jede Krog däten ungefähr 100 Liter passe.
Der Jesus saht för de Deener:
Dot de Krög met Wasser befülle!
Un se mahte se voll bes an der Rand.
Hä säht wigger:
Scheppt us un brängt et dem Zeremoniemeister.
Un se däte, wat se sollte.
Dä nohm ene Schluck vun dem Wasser,
wat zo Wing gewoode wor.
Hä woss ävver nit, woher dä Wing kom.
Dat wosste allein de Deener.
Der Mungschenk leet der Bräutigam roofe
un saht för in:
Jederein deit zoeesch der gode Wing aanbeede
un dann, wann der Besök zo vill gedrunke hätt,
der weniger gode.
Do ävver häs der gode Wing bes jetz zoröck gehalde.
So hät Jesus sing eets Wonder in Kana en Galiläa gedonn
un sing Herrlichkeit offenbart.
Un sing Jüngere däten an in gläuve.

Evangelium vun unserm Häär Jesus Chrestus.


Wat es üüre Hoffnung? (1 Petr 3, 15-18) Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 10 Februar 2018, 14:08
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Wat es üüre Hoffnung? Lesung 2018 (1 Petr 3, 15-18)

Schwestere un Bröder!
Dot en üüre Hätze Christus, der Häär, hellig halde!
Sid immer bereit, jedem Red un Antwood zu stonn,
dä noh der Hoffnung frög, die üch erfüllt:
ävver dot becheide un ihrfürchtig antwoode –
denn ehr hat e rein Gewisse.
Dann wääde die, die schläch övver üch spreche,
weil ehr e rechtschaffe Levve
en der Gemeinschaff met Christus föhrt,
sich schamme müsse, weil se üch durch de Zäng getrocke han.
Et es besser, för en gode Tat zo ligge,
als för en schlächte Tat,
wann es Goddes Welle es.

Su wigg de hellige Wööd.


Ne kleine Verzäll üvver de Ih (Jo 2, 1-11) Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 10 Februar 2018, 14:05
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Ne kleine Verzäll üvver de Ih [Karnevalsprädig 2018] (Jo 2, 1-11)

Leev Mädcher un Junge vun Maye!

1.     De Huzigg zo Kana: off gehoot, dismol op Kölsch.
Wat muss dat för e Fess gewäs sin!
Dat religiöse Ritual kütt üvverhaup nit zor Sproch.
De Haupsach is de Party.
Met dobei: der Jesus –
dressig Johr jung, voll em Levvenssaff –
un sing Mamm, dat Marie.
Er weed gesoffe, bes nix mih do es.
Dann gitt im sing Mooder ene kleine Wink
un der leeve Jung weis, wat hä zo dun hätt.
Hä deit sing eets Wunder em Fessrusch.
Hä mäht Wasser zo Wing – e extra god Dröppche.
Et Levve hätt in voll em Griff.
Vun wäge: Asket un null Bock op Vergnöge!

Han ich nit Rääch?

2.     Paps Franziskus hätt letzt Johr entschiede,
dat Ihe en Zokunf flöcker annuleert weede künne.
E kirchlich Ihgereech deit dann fassstelle,
dat de besherige Ih nit gültig wor,
weil domols jet verkeht gelaufe wor.
Dann künne de Geschiedene noch ens
en der Kirch hierode.
Wat der Paps ävver nit gesaht hätt –
un dat fingen ich unfair –
wo mer die Kinder us der Ih, die kein wor,
widder zorückgevve kann.

Han ich nit Rääch?

3.     Die Scheidung vun ener Ih es för de Kirch e Rieseunglück.
Et heiß: eimol Jo gesaat – immer Jo gesaat.
Ich ben ävver der Meinung,
dat e Unglöck off och en andere, en positiv Sigg hätt.
Am Engk han die Geschiedene nämlich
ene ganze Püngel üvver ehr Levve dazo gelehrt.
Und dat es doch jet Godes.

Han ich nit Rääch?

Dovun künnten die unverhierote Kirchefunktionäre
sich selvs och en Schiev vun avschnigge.
Dann bröten se am Engk nit alle
dumm zo sterve.

Han ich nit Rääch?

Kirchliche Vörschrifte sin off am Levve vobei geschrivve.
Un warum?
Weil die Berufsmoraliste en denne Ampsstüffcher
all dieselve Krankheit han,
un die heiß: Realitätsverloss.

Han ich nit Rääch?

4.     Et es noch nit lang her,
do dät et op eimol heiße,
der Bundesdag soll drüvver avstemme,
ov et künftig Hierod för se all gevve soll.
Och, denk ich, dat is ävver schön,
dat der Bundedag darüvver avstemmp,
ov de Pastürsch jetz hierode dürfe.
Dat woodt ävver och langsam Zigg!

Han ich nit Rääch?

5.     No god, mer wore övverhaup nit gemeint.
Ävver die Schwule und die Lesbe,
die dürfe jetz gleichgeschlechtlich hierode.
Domet wör de Ih neu definiert, sagen die Moraliste.
Na und?
Et es doch ärg einfach:
Wat denne Heteros rääch un hellig es,
dat es denne Homos jetz zomindes och rääch,
op dat „hellich“ - also der hellige Sähn –
müsse se noch jet waade –
ich schätz: höchstens zwei- bis dreihundert Johr.

Han ich nit Rääch?

6.     Ich han ene Vörschlag:
De Kirch sollte sich nit in alles enmische,
vör allem nit en die ganz intime Aangelegenheite.
Ov en Ih geiht ov nit,
ov mer noch zosamme levve well ov nit,
ov Pänz krigge / Pänz han god es ov nit,
dat künne et bess die Zwei entscheide,
die et och angeiht.
Do soll sich de Kirch ganz erushalde
un nit in allem erömschnüffele.
Dann bruch sei och weniger Bodenpersonal.

Han ich nit Rääch?

7.     Un jetz – zom Schluss – noch ene Wetz:
Säht der evangelische Pastur för singe katholische Kolleg:
Ov mer dat noch erlevve,
dat katholische Priester hierode dürfe?
Enä, säht der katholische, mer nit,
ävver vielleich uns Enkelche.

Ich dät wünsche, ich hätt Rääch.

Leev Lück, dot god op üch oppasse!
Blievt gesund un maht üch Freud,
denn et Levve duurt kein Ewigkeit.

Mayoh!


Vollmacht über Dämonen (Mk 1, 21-28) Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 10 Februar 2018, 14:04
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Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer!

Vielleicht geht es Ihnen wie mir: Wenn ich in der Bibel von Dämonenaustreibungen lese, dann bekomme ich ein ungutes Gefühl. Und ich suche nach Möglichkeiten, die Dämonen weg zu interpretieren. Umso mehr wunderte ich mich, als ich im letzten Jahr ein neu erschienenes Buch in die Hand bekam, das ebendiesen Titel trägt. „Dämonen. Hansens Geschichte“, heißt das Buch. Der Autor ist Jürgen Domian, der bekannte Moderator der nächtlichen Talk-Sendung „Domian“, die 21 Jahre lang auf Eins Live ausgestrahlt wurde. Alle konnten Domian anrufen: Neugierige, Scharlatane, aber vor allem waren es Menschen mit Problemen. Allen lieh Domian sein Ohr.

2017 erschien nun sein Buch „Dämonen“, ein Roman, in dem Erfahrungen, die er in den nächtlichen Sendungen gemacht hatte, verarbeitet sind. Die Hauptfigur des Romans ist Hansen. Und Hansen ist zu einem hohen Prozentsatz der Autor selber. Beide sind gleich alt, haben fast gleiche Lebensgeschichten und Lebensanschauungen, lieben Freiheit und Selbstbestimmung, haben die Kirche hinter sich gelassen, können und wollen aber ihre christlichen Wurzeln nicht verleugnen. Im Roman wird Hansen geschildert als lebensmüde. Er ist nicht krank, auch nicht depressiv, er hat das Leben einfach satt. Warum soll er nicht als freier Mensch sein Ende selbst bestimmen können? Darum beschließt er, in der Winternacht zum 21. Dezember, seinem 60. Geburtstag, sich in Lappland nackt in den Schnee zu legen, um zu sterben. Schon im Sommer bricht er auf in den Norden. Er mietet sich eine Hütte und ist allein, ganz allein. Die Stille jedoch weckt in ihm die Dämonen: es sind seine Schuldgefühle oder auch böse Züge in seinem Charakter wie Feigheit und Trägheit. Hansen setzt sich mit all dem auseinander. Er muss es, er zwingt sich dazu. Dämonen sind keine Gespenster, die von außen angreifen, es sind die inneren Befindlichkeiten, die ihn nicht zur erhofften Ruhe kommen lassen. Er muss sich mit ihnen auseinandersetzen, er will sie besiegen, um endlich zur Ruhe zu kommen. Es gelingt ihm sogar. – Als ich diese Passage las, assoziierte ich die Versuchungen Jesu in der Wüste. Die Einsamkeit und Stille setzt jene Gelüste in Szene (eben auch bei Jesus), die das Leben gewöhnlich beherrschen: die Lust auf Macht, auf Geld und Vermögen, auf Ansehen und Erfolg. Doch was zählt im Leben wirklich? Für Jesus war das die Vorbereitung auf sein öffentliches Wirken.

Auch Hansen hat diese Prüfungen bestanden. Aber nicht jeder Mensch hat diese Energie zur Selbstheilung. Oft braucht er Hilfe, um mit seinen Dämonen fertig zu werden. Das können Menschen leisten, die viel Empathie verströmen, die zuhören können, die verweilen können, die neue Perspektiven eröffnen können – wie Jesus oder wie Domian in seinen Talk-Sendungen. Den Mitmenschen in seinem Menschsein ernst nehmen, ihm Würde zukommen lassen – wie verkommen er auch ist -, ihn verstehen und akzeptieren und vor allem wertschätzen. Das zählt im Leben – und in der Ewigkeit.

Amen.

Übrigens: das besagte Buch mit weniger als 200 Seiten ist wahnsinnig interessant und lohnt sich zu lesen. Ein Buch, das nachdenklich macht.


Was ist Jesus wichtig? (Mt 25, 31-46) Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 12 November 2017, 23:14
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Meine lieben Zuhörerinnen und Zuhörer!

Am Ende des Kirchenjahres, heute also, lädt das Evangelium dazu ein, darüber nachzudenken, was nach Jesu Vorstellung eigentlich wichtig und richtig ist im Leben. In einem Bild vom letzten Gericht werden die alles entscheidenden Situationen durchgespielt. Interessant ist übrigens, dass diejenigen, die Gutes getan haben, den weiblichen Tieren, den Schafen, zugeordnet werden, während die Dummen, die ihr Ziel verfehlt haben, den männlichen, den Böcken zugeordnet werden. Das ist selten in der Bibel, dass die Geschlechterdifferenz zugunsten des Weiblichen ausgelegt wird. Am Anfang der Bibel ist Eva die Schwache, die der Versuchung erliegt und damit das Böse tut und entsprechend bestraft wird. Adam dagegen gilt als Opfer weiblicher Verführung. Jesus kehrt den Spieß um – endlich mal.
Was auffällt ist, dass alles das, was wir im innerkirchlichen Raum für so wichtig halten, keine Erwähnung findet. Vom Glauben an Gott ist keine Rede, von der regelmäßigen Mitfeier der Liturgie, von den Sakramenten und der Heiligenverehrung keine Spur. Streitfragen zu den unterschiedlichen Kirchenstrukturen, die die Christenheit in Konfessionen oder Sekten aufteilen, sind nicht erwähnt. Wahrscheinlich sind sie auch ganz unwichtig. – Stattdessen werden ganz elementare Situationen aufgezählt, wo einfach Hilfe geboten ist, Menschlichkeit und Nächstenliebe. Da geht es um Hunger, um Durst, Obdachlosigkeit, um Kleidung, die die Blöße bedeckt und vor Erfrieren schützt. Es geht um Krankheit und Einsamkeit. Wer sich davon anrühren lässt und hilft, der hat begriffen, was wichtig ist. Der lebt richtig. – Sind es nicht Situationen, die wir in den letzten drei Jahren, wo Hunderttausende in unser Land geflüchtet sind, zuhauf erlebt haben? Viele haben sich da engagiert, nicht nur Fromme, nicht nur Gläubige, sondern Gutwillige mit und ohne Religion.

Völlig neu aber ist, dass Jesus in diesem Gleichnis sich selbst in der Rolle des Armen, des Bedürftigen, des Notleidenden präsentiert. Er selbst ist es, der uns in diesen Menschen begegnet. Seine Zuhörer begreifen das zuerst nicht – weder die Barmherzigen noch die Unbarmherzigen. „Wann und wo haben wir dich so gesehen oder sind dir begegnet?“ Und dann kommt die Erklärung: „Was ihr dem oder der Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan.“ Der Ort der Gottesbegegnung sind die Armen, - nicht zuerst die Liturgie, die Sakramente, die Wallfahrt nach Santiago de Compostella, nicht das Gebet im stillen Kämmerlein oder das feierliche Glaubensbekenntnis, nein, es sind zuerst die Armen, die die Schnittstelle zum Himmel sind. – Papst Franziskus hat diese Wahrheit wieder in unser Bewusstsein zurückgeholt. Er hat einmal gesagt: Es gibt eine Realpräsenz des Herrn in der Eucharistie und in den Armen.
Die biblische Erzählung ist eine Rahmenerzählung, wie man früher Wahrheiten transportiert hat. Der Rahmen ist nicht das Wichtigste, er ist eigentlich unwichtig. Also das letzte Gericht als Rahmen ist nicht die Offenbarung. Die Offenbarung dieser Geschichte ist, dass wir Gott in den Armen begegnen, also an den Rändern der feinen Gesellschaft.  Dort schickt uns Jesus hin – damit wie ihm begegnen.

Amen.

Das Reformationsjubiläum und die Glaubwürdigkeit Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 09 November 2017, 20:02
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Das Reformationsjubiläum und die Glaubwürdigkeit (Mt 23, 1-12)

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer!

Gerade ist das Reformationsjubiläum ins Land gegangen, da lädt uns das Evangelium dazu ein, über die Glaubwürdigkeit unserer religiösen Institutionen nachzudenken. Das soeben gehörte Wort läuft mir nach und lässt mich nicht in Ruhe. „Tut und befolgt alles, was sie  euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun; denn sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie sagen.“ – Ein kleiner kritischer Rückblick auf ein Fest ohne klare Konturen:
1.     Kurz vor dem großen Jubiläum meldete sich Margot Käsmann, die bekannte evangelisch-lutherische Theologin, die man auch zur Botschafterin des Reformationsjubiläums erkoren hatte , zu Wort und sagte sinngemäß: die Einheit der Kirche sei gar nicht erstrebenswert, das sei dann wie eine Einheitspartei, die keine Opposition kenne und zuließe. Ein mutiges Wort, das zugleich erkennen lässt, dass die in diesen Tagen so viel beschworene Einheit ohne jede Kontur ist, d. h. ohne konkreten Inhalt, also eine leere Worthülse. So etwas ist wertloses Geschwätz, wenn man nicht gleichzeitig sagt, was man damit meint. Das, worauf die Gläubigen in den Kirchen warten, ist eine eucharistische Gastfreundschaft; das will sagen, dass Katholiken in der evangelischen Kirche als Gäste am Abendmahl teilnehmen dürfen, ohne sich den Zorn der katholischen Obrigkeiten zuzuziehen, und dass evangelische Christen die Eucharistie empfangen dürfen mit dem wohlwollenden Einverständnis katholischer Bischöfe. Aber das meint offensichtlich keiner der großen Vorbilder der Konfessionen in Deutschland: weder der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz Erzbischof Kardinal Reinhard Marx noch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland Bischof Heinrich Bedford-Strohm.

2.     Gerade diese beiden Vertreter traten in den letzten Monaten häufig zusammen in der Öffentlichkeit auf, um Ökumene zu demonstrieren. So zum Beispiel Mitte Oktober 2016 mit einem großen Tross Gleichgesinnter bei einer Wallfahrt nach Jerusalem. Beim Besuch auf dem Tempelberg, der unter muslimischer Verwaltung steht, und an der Klagemauer, die eine jüdische Gebetsstätte ist, nahmen die Bischöfe ihr Brustkreuz ab. – „um niemanden zu provozieren“ – wie es später hieß. Das Brustkreuz ist ein sichtbares Glaubensbekenntnis zum Gekreuzigten und Auferstandenen. Für dieses Bekenntnis sind in der Geschichte der Kirche Millionen von Gläubigen getötet worden. Man nennt sie auch Martyrer. So wurde aus der geplanten Demonstration ökumenischer Einheit eine Aktion ökumenischer Glaubensverleugnung.
Wie hieß es im Evangelium? „Tut und befolgt alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun; denn sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie sagen.“
Später als die öffentliche Kritik diese Kirchenfürsten einholte, hieß es, sie wären gebeten worden, so zu handeln, eben „um nicht zu provozieren“. Doch ein israelischer Militärsprecher stellte klar, dass niemand von israelischer Seite ein solches Ansinnen an die Bischöfe gestellt habe. Ich weiß nicht, wie die Suche nach einem Schuldigen für diese Blamage ausgegangen ist.
3.     Auf katholischer Seite möchte ich an Folgendes erinnern: Ausgerechnet der, der nach dem ersten ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin den katholischen Professor Gotthold Hasenhüttl suspendiert hat, war der heutige Kardinal Marx. Damals war er noch einfacher Bischof von Trier. Suspension ist das Verbot der weiteren Ausübung des Priesteramtes. Hasenhüttl hatte nämlich damals bei einer Messfeier am Rande des ökumenischen Kirchentages ausdrücklich auch evangelische Christen zur Kommunion eingeladen. In der Folge sollte Prof. Hasenhüttl dann ein Reueprotokoll unterschreiben und damit versprechen, nie wieder so etwas zu tun. Hasenhüttl entgegnete auf dieses Ansinnen, er, der sein Leben lang in Sachen Ökumene unterwegs war, würde damit seine evangelischen Schwestern und Brüder als Christen zweiter Klasse degradieren. Also kam das für ihn nicht infrage. Daraufhin wurde ihm, dem bereits emeritierten Professor, die Lehrerlaubnis entzogen – von seinem Bischof Reinhard Marx. – Heute führt Marx das große Wort als Ökumeniker. - Viele Gläubige hier im Bistum Trier haben da echte Glaubwürdigkeitsprobleme mit der Kirche.

Ich schließe mit dem Wort des Evangeliums, auf dass es nie in Vergessenheit gerate: „Tut und befolgt alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun; denn sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie sagen.“

Amen.

Et bliev nix wie et wor, z.B. „Ehe für alle“ Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 19 Oktober 2017, 17:08
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Meine lieben Zuhörerinnen und Zuhörer!

Wir leben in einer interessanten Zeit. Der fünfte Paragraph des Kölschen Grundgesetzes sagt: „Et bliev nix wie et wor.“ (Es bleibt nichts, wie es war.) Wie richtig diese Feststellung ist, haben wir vor einigen Wochen in der Politik erleben können. Die Linke, die Grünen und die SPD hatten im Bundesrat einen Gesetzentwurf eingebracht unter dem Stichwort „Ehe für alle“. Nach diesem Gesetzentwurf sollten künftig auch gleichgeschlechtliche Paare heiraten dürfen. Noch vor dem Ende der Legislaturperiode sollte dieser Gesetzentwurf auch noch im Bundestag verabschiedet werden. Es gab eine zum Teil emotionale Debatte im Deutschen Bundestag. Alle Fraktionsführungen gaben die Abstimmung frei, so dass die Abgeordneten nicht der Fraktionslinie, sondern nur ihrem Gewissen folgen sollten. Und dann kam die Abstimmung: Die SPD, die Linke, und die Grünen stimmten geschlossen für das Gesetz, die CDU / CSU zu einem Viertel. Damit heißt es künftig im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB): „Die Ehe wird von zwei Personen verschiedenen oder gleichen Geschlechts auf Lebenszeit geschlossen.“ Damit ist die Ehe neu definiert. Was hat sich geändert mit dem Gesetz vom 20. Juli 2017? Am 1. Oktober dieses Jahres endet das Lebenspartnerschaftsgesetz von 2001, und es gibt nur noch die Heirat für alle. –
Geht jetzt die Welt unter? Nein, sie geht nicht unter. Es ist interessant, dass seit diesem neuen Gesetz konservative Gruppen, zu denen auch die katholische Kirche zählt, nicht mehr über gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften lamentieren, sondern über die Neudefinition der Ehe und die Möglichkeit, dass gleichgeschlechtliche Paare auch Kinder adoptieren dürfen. Die Konservativen haben ein neues Fressen gefunden. So sagt der Berliner Erzbischof Heiner Koch, zuständig in der Deutschen Bischofskonferenz für Familienfragen, in einem Interview mit Spiegel online: „Dass der Staat auch andere Beziehungen stärken, schützen und klären muss, ist mir klar. Warum man das aber Ehe nennen muss, verstehe ich nicht.“ Die Diskussion hat sich verlagert.
Warum behandele ich das so ausführlich? Dass dieses Thema zum jetzigen Zeitpunkt so öffentlich verhandelt wird, ist sicher auch Wahlkampfgetöse (gewesen). Aber vom Wahlkampf mal abgesehen, stecken doch Anliegen dahinter, die die Menschen heute bewegen:
1.     In den letzten Jahrzehnten hat sich mehr und mehr die Einsicht durchgesetzt, dass es nicht gerecht ist, dass der Mann im öffentlichen Leben immer die Hauptrolle spielt. Man spricht hier von Genderungerechtigkeit. Das wird zum Beispiel in der Sprache deutlich, indem oft die männliche Sprachform gebraucht und die weibliche Variante unterschlagen wird. Z. B.: „die Schüler“, „die Lehrer“, „die Touristen“, „die Arbeiter“. Nachdem man nun entdeckt hat, dass die Menschheit nicht nur aus Männern, sondern auch aus Frauen besteht, bemüht man sich, auch sprachlich zu differenzieren. Z. B. sagt man: „liebe Zuhörerinnen und Zuhörer“. Es sind nicht nur Frauenrechtlerinnen, die auf die Gleichberechtigung der Geschlechter dringen, sondern alle jene, die mehr Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern einfordern. Z. B. die Gewerkschaften und Politiker und Politikerinnen, die gleichen Lohn für Männer und Frauen fordern.

2.     Nun gibt es Dinge, die Männer und Frauen gemeinsam tun: z. B. heiraten, Kinder kriegen, Kinder erziehen. Als größte Gruppe in der Gesellschaft haben Ehepaare eine Machtposition. Sie meinen nämlich, alle Menschen müssten so leben wie sie. Wer nicht nach diesem Muster lebt, wird verachtet, diskriminiert. Die Kirche hat´s vorgemacht. und wer´s nachmacht, gilt als gut katholisch. Minderheiten haben´s immer schwer, anerkannt zu werden.

3.     Nun gibt es aber Männer, die Männer lieben, und Frauen, die Frauen lieben: also Schwule und Lesben. Noch im Jahre 1957 stellte das Bundesverfassungsgericht fest, dass gleichgeschlechtliche Betätigung eindeutig gegen das Sittengesetz verstößt. Erst 1973 wurde Homosexualität entkriminalisiert, und 1994 wurde der berühmte § 175 des Strafgesetzbuches endgültig gestrichen. Seit 2001 dürfen gleichgeschlechtliche Paare eine Lebenspartnerschaft eingehen, und nun ab 1. Oktober dieses Jahres heiraten. „Ehe für alle“ heißt nun, dass gleichgeschlechtliche Paare auch Kinder adoptieren können. – Die Kirche argumentiert immer, dass Kinder Vater und Mutter brauchen. Gut so. Aber was geschieht, wenn der liebe Gott einen Ehepartner aus dem Spiel nimmt, also sterben lässt oder wenn ein Elternteil die Familie freiwillig verlässt? Dann gibt es nur noch den Vater oder nur noch die Mutter, und die müssen dann allein erziehen. Das geht, auch wenn die Bischöfe dagegen sind. Mütter sind dazu öfter gezwungen als Väter. – Warum sollten das Kümmern um Kinder nicht auch lesbische oder schwule Paare können? Oder steckt dahinter immer noch die Angst, diese sexuelle Orientierung sei ansteckend? Das wäre ein archaischer Mythos.

4.     Schwule und Lesben gelten als Abweichler gegenüber den heterosexuellen Paaren; immerhin sind sie die größten Gruppen der Abweichler. Es gibt auch Menschen, die sich anders definieren als Mann und Frau. Und auch die möchten nicht diskriminiert werden, sondern geachtet und sich nach ihrer Orientierung entfalten dürfen. Darauf haben sie sogar ein Recht.
Und was sagt die Kirche dazu? Die Kirche ist damit zurzeit wohl noch etwas überfordert. Aber wenn wir in die Bibel schauen, dann hat der liebe Gott jeden einzelnen Menschen erschaffen, er hat ihn gewollt - so und nicht anders. Und der Schöpfergott hat sein Werk mit allen Einzelheiten als „sehr gut“ bewertet. Haben wir das Recht, sein Werk anders zu beurteilen?
Wenn ich ein Kind taufe, dann orientiere ich mich gern an der Taufe Jesu. Da sagt die Stimme aus dem Himmel: „Du bist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“. Und dann sage ich den Eltern: „Genau dieselbe Botschaft gibt Gott ihrem Kind heute mit auf den Lebensweg. „Du bist mein geliebtes Kind, an dem ich meine Freude habe.“ Diese Botschaft gilt ohne Einschränkung – für jeden Menschen(!) – egal welchen Geschlechts, welcher sexuellen Orientierung, welcher Religion oder Weltanschauung. Wir in unserer christlichen Religion lesen diese Botschaft aus der Bibel, andere Religionen haben andere Quellen, aber die Liebe Gottes leugnet keine Religion.
Amen.

Fragen, die sich im Hinblick auf die Zukunft der.. Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 23 Juli 2017, 17:28
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Fragen, die sich im Hinblick auf die Zukunft der Kirche stellen

1. Muss die Kirche auch in Zukunft eine klerikale Struktur haben?
Angesichts des rasanten Schrumpfungsprozesses von Gemeindemitgliedern, Priestern und Gottesdienstbesuchern stellt sich die Frage, ob die Kirche der Zukunft noch eine klerikale Gestalt haben wird. Unter klerikaler Struktur versteht man die aus der Masse der Gläubigen, den sog. Laien, herausgehobene Klerikerschicht aus unverheirateten, geweihten Männern, die die Kirche von verschiedenen Führungsebenen aus leiten.

Man darf nicht vergessen, dass die gegenwärtige Gestalt der Kirche und ihre Strukturen das Ergebnis einer geschichtlichen Entwicklung sind. Mit der Behauptung, dass die kirchlichen Strukturen göttlichen Rechtes und damit unveränderbar wären, sollte man sehr vorsichtig sein. Häufig wurde und wird das Argument des göttlichen Rechts dazu missbraucht, eine Diskussion zu blockieren, wenn zugkräftige Argumente fehlten.

Die beiden Bibelstellen 1 Ptr  2,9 (Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heilger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat) und Offg 1,6 (er hat uns zu Königen gemacht und zu Priestern vor Gott, seinem Vater), mit denen man heute das allgemeine Priestertum aller Getauften in Verbindung bringt, hat in der Theologie und in der (liturgischen) Praxis der Kirche noch keine angemessene Würdigung erfahren. Das Auge, das nach Veränderungen Ausschau hält, wird blind gehalten.

2. Warum ist die Frau in der Führung der Kirche (Frauenordination) den Männern gegenüber immer noch nicht gleichberechtigt?
Ich halte es geradezu für eine Blasphemie (Gotteslästerung), wenn man wie verrückt um Priesternachwuchs betet, aber die vorhandenen Ressourcen nicht ausschöpft, nur weil sie weiblich sind. Das ist schlichtweg Diskriminierung des weiblichen Geschlechts und darum Menschenrechtsverletzung. So etwas kann sich keine andere Berufsgruppe in unseren Breiten mehr leisten.

3. Wie müssen der Gemeindeleiter / die Gemeindeleiterin und auch der Bischof heute auf ihre Aufgaben hin qualifiziert werden?

Beim einfachen Klerus wird die Bereitschaft zum zölibatären Leben höher bewertet als die Bereitschaft, das Leben in den Dienst der Seelsorge zu stellen. Um Priester zu werden braucht man vor allem den Zölibat, nicht mehr unbedingt das Abitur. Der Verzicht auf traditionelle Bildung tut dem Amt nicht gut. Besser wäre es, die Entscheidung zu heiraten oder nicht, den Betreffenden selber zu überlassen. Wenn der Zölibat ein Ideal ist, - wie immer behauptet wird - dann bleibt er ein Ideal, auch wenn er nicht von allen übernommen wird. Die evangelische Kirche hat uns längst vorgemacht, dass eine Pfarrerin (verheiratet oder nicht) gute und sehr gute Dienste in der Seelsorge leisten kann. Warum sollten wir nicht von unseren evangelischen Mitgeschwistern lernen? Es würde keinem eine Zacke aus der Krone brechen.

Auch die Bischöfe bräuchten meines Erachtens eine bessere Qualifikation für ihr Amt. Die römische Kurie ernennt gerne Priester zu Bischöfen, die in Rom studiert haben. Nicht, dass sie deshalb bessere Theologen wären, sondern weil man von ihnen weiß, wie romtreu, wie loyal und wie zahm sie in ihren Ansichten sind. Was wir jedoch brauchen, sind Bischöfe, die begeistern, die das Feuer des Glaubens entfachen können, die zuhören können und die sich zu Sprechern und Anwälten der Armen machen, die ein Ohr und ein Herz für die Menschen haben. M. a. W. wir brauchen Seelsorger, wie Papst Franziskus einer ist. Ich will es mal in einem Bild aus dem Fußball ausdrücken. Die Spielvorlagen, die Franziskus den Bischöfen bisher vorgelegt hat, hat noch keiner aufgegriffen und in ein Tor verwandelt. Zu groß sind die Unsicherheit und die Feigheit, mit der man bisher so gut gefahren war.

4. Wann beginnt man endlich damit, sich um die zu kümmern, die aus der Kirche ausgetreten sind?
Es sind doch nicht alle Atheisten, die sich weigern, diese Kirche finanziell zu unterstützen! Dass man sich um die, die scharenweise aus der Kirche austreten, nicht kümmert, ist nicht nur schade, es ist unverantwortlich. In den meisten Fällen sind es Ärger, Wut seelische Verletzungen, die zum Austritt aus der Kirche führten. Das muss aufgearbeitet werden: an der Basis, in den Ordinariaten, in den römischen Kongregationen. Die Kirche ist oft zu selbstherrlich, um sich zu entschuldigen; sie ist zu empfindlich, um entschlossen zu handeln; sie ist zu stolz einzusehen, dass ihre einige Existenzberechtigung darin besteht, für die Menschen da zu sein und nicht umgekehrt.

5. Hat die Kirchensteuer noch Zukunft?
Ich glaube nicht. Ehrlich gesagt: ich halte es für eine Ungeheuerlichkeit, dass die Zahlung der Kirchensteuer darüber entscheidet, ob einer zur Kirche gehört oder nicht. Was hat das mit dem Reich Gottes zu tun? Auch geizige Menschen können zum Reich Gottes gehören. Wenn wir alle zusammen wie eine große Familie sind, die von der Liebe Gottes zusammengehalten wird, dann kann doch das einzelne Kind nicht aus dieser Familie ausgeschlossen werden, nur weil es einen Fehler hat: z. B. weil es geizig oder zänkisch oder neidisch oder oder ist.

Natürlich braucht die Kirche Geld, um ihre Angestellten zu bezahlen, um Kirchengebäude zu erhalten und vieles mehr. Aber es wird ja auch viel Geld vergeudet, gehortet und in Anlagen versteckt. Das zu Viel an Geld ist für die Kirche ein größeres Problem als wenn sie zu wenig hätte. Es gibt sicher andere Systeme de Finanzierung als die z. Zt. gültige Kirchensteuer.

Ich habe nur einige Fragen gestellt – sicher pauschal und plakativ. Aber manchmal muss man zeigen, wo einen selber der Schuh drückt, wenn man an Kirche denkt. Und das muss sie eben auch ertragen: Kritik aus eigenen Reihen.

Amen.


Von Gewaltlosigkeit und Feindesliebe (Mt 5, 38-48) Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 17 Februar 2017, 20:35
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Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer!

Was wir soeben gehört haben, ist ein Text aus der Bergpredigt über Gewaltlosigkeit und Feindesliebe. Der Zuhörer, der mit beiden Beinen im Leben steht, wird vielleicht sagen: „So kann man gar nicht leben.“ Er wird wohl eher sagen: „Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt.“ Wir alle halten es wohl eher mit dem Leitsatz: „Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht!“ Diese Einsicht hat Kulturgeschichte geschrieben, die Gewaltlosigkeit eher nicht.
Dennoch gibt es überzeugende Beispiele gewaltfreien Lebens, wozu nicht zuletzt Jesus selber gehört. Er setzt sich seiner Verhaftung nicht zur Wehr; dem Petrus, der mit dem Schwert dreinschlagen möchte, befiehlt er, das Schwert wegzustecken. Stumm wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, lässt Jesus den Prozess über sich ergehen. Und als Jesus am Kreuz hängt, betet er noch für seine Peiniger: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Jesus selbst lebt vor, was er in der Bergpredigt fordert: Feindesliebe und Vergeltungsverzicht.
Gerade in der Neuzeit hat es ebenfalls gelegentlich sehr beeindruckende Persönlichkeiten gegeben, die diese Ideale der Gewaltlosigkeit und Feindesliebe in ihrem Leben umgesetzt haben. Ich erinnere an Mahatma Gandhi, an Martin Luther King und andere. Sie haben den Mut gehabt, Zeichen zu setzen gegen jene Gewalt, die eigentlich immer an der Tagesordnung ist. Allerdings sind sie auch Opfer dieser Gewalt geworden. Die Kraft der Liebe in ihnen war stärker als Angst und Furcht vor dem Tod. In solchen Menschen scheint etwas von jener göttlichen Vollkommenheit auf, von der Jesus spricht: Ihr sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. Gewaltlosigkeit und Feindesliebe sind (nur) eine Strategie gegen das Böse.
Es gibt auch andere Strategien gegen das Böse, und zwar auch in der Bibel. Gelegentlich hat selbst Jesus andere Töne angeschlagen. Seine Predigt gegen die Scheinheiligkeit der Pharisäer ist alles andere als versöhnlich und verständnisvoll. Und Paulus ist nicht zimperlich, wenn es darum geht, Ordnung in die Gemeinden zu bringen. Und im Alten Testament heißt das Prinzip nicht selten „Aug um Auge, Zahn um Zahn“. Die Bergpredigt ist allerdings in weiten Teilen eine Korrektur alter Friedensstrategien. „Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist… Ich aber sage euch…“ Es gibt also nicht die eine richtige und die anderen falschen Strategien, um Frieden in der Welt zu schaffen, sondern jede Situation verlangt ihre Strategie. Situationsethik nennt man so etwas. Und Jesus verspricht sich viel davon, dass Gewaltverzicht und Feindesliebe tatsächlich gute Impulse sein können, um die Welt zum Guten zu verändern. Es ist wie in der Erziehung: Kluge Eltern wissen sehr genau, welche Strategie sie bei der Erziehung ihrer Kinder in welcher Situation erfolgversprechend anwenden müssen. Mal ist es die Strenge, mal die Milde, die zu einem guten Ergebnis führt. Ein Restrisiko bleibt immer. Aber damit müssen wir leben.

Amen.


Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet... Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 02 Februar 2017, 22:39
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Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden (Mt 5,4)

Liebe Christen!

Welch unglaubliche Umkehrung der Werte! Mir geht der Werbeslogan von Media Markt: nicht aus dem Sinn: „Hauptsache, ihr habt Spaß!“ (Der frühere Slogan hieß: „Media-Markt. - Ich bin doch nicht blöd.“) Spaß-haben als hauptsächlicher Lebenssinn. Das hat Media-Markt sehr geschickt den Zeitgenossen dieser Shoppinggeneration aus dem Gesicht gelesen. Und dann behauptet Jesus: „Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.“ Wie passt das zusammen?
Es passt überhaupt nicht zusammen. Media Markt geht es um das Geld der Kunden. Die shoppen ein Bisschen Glück und haben ganz schnell wieder das Shopping-Glück vergessen. Jesus dagegen spricht von Erlösung. Den Trauernden wird Trostversprochen. Brauchen Media Markt Kunden keine Erlösung? Eigentlich schon, im tiefsten Herzen sehnen sie sich sogar danach, sie sind nur in den falschen Laden geraten; denn Erlösung ist etwas Anderes als Spaß-haben. Erlösung ist kein Produkt, sondern ein Wert, der das Leben verändert.
Spaß-haben ist nicht die Hauptsache im Leben. – Das Leben hat nicht selten sehr ernste Seiten, die selbst den ausgelassensten Spaßvogel traurig machen. Um diese Trauer geht es, in die ein herber Verlust selbst den professionellen Spaßvogel hineinziehen kann. Ich denke da an den Tod eines ganz nahe stehenden Menschen: an den Ehepartner oder Lebenspartner, an ein Kind oder einen Freund. Selbst Jesus hat geweint, als er vom Tod seines Freundes Lazarus erfuhr. Und wenn dieser plötzliche Tod eines nahestehenden Menschen dann noch durch besondere Umstände wie Unfall, Verbrechen oder Selbsttötung herbeigeführt wurde, bekommen Schmerz und Trauer noch mal eine ganz besondere Qualität. Diese Trauer kann man nicht einfach wegshoppen.
Jesus verspricht den Trauernden Trost. Was ist denn im Angesicht des Todes Trost, der wirklich tröstet? Vielleicht die Aussicht auf ein Wiedersehen nach dem Tod? Der christliche Glaube hat diesen Gedanken nie ausgeschlossen, vielleicht wurde er jedoch manchmal zu stark betont. Uns aufgeklärten Menschen fällt es jedenfalls schwer, daran zu glauben und in dieser Vorstellung Trost zu finden. - Eine andere Art des Trostes erfährt der alttestamentliche Ijob, der alles verloren hatte: seine Familie, seine Söhne, das Vieh und alles andere Hab und Gut. Nachdem er seinem Gott gegenüber die große Klage angestimmt hatte, aber dennoch nicht an Gottes Güte verzweifelt war, wurde ihm am Ende alles doppelt und dreifach neu geschenkt: das Hab und Gut, weitere Söhne und alles, was ihm vorher genommen worden war. Wird so Gottes Tröstung aussehen? Wir können es nicht glauben.
Tatsache ist, dass Gott uns in unserer Trostlosigkeit nicht alleine lässt; denn er will uns ja trösten. Das ist eine Zusage, auf die man sich verlassen darf. Aber wie soll das denn gehen? Wir brauchen uns nicht zu schämen, wenn wir eine schlüssige Antwort auf diese Frage schuldig bleiben. Dennoch: manchmal ist es so, dass Gott über Mitmenschen handelt und und durch ihre positive Ausstrahlung ungeahnte Kräfte zuwachsen lässt, die wir nie für möglich gehalten hätten. Oder manchmal mobilisiert der Trauernde auch selbst jene Kräfte, mit denen er seiner Trauer Herr wird und getröstet weiter lebt. – Die Wege Gottes sind unergründlich.
Aber auch das gibt es: dass der Trost ausbleibt und die Trauer ins Unermessliche wächst und die Traurigkeit übermächtig wird. Es kann dann dazu führen, dass die Verzweiflung Oberhand gewinnt und zur freiwilligen Beendigung des Lebens führt. Das geschieht wohl öfter als wir vermuten. Für den Beobachter ist das in der Regel mit einer großen Betroffenheit verbunden. Diese Betroffenheit macht kleinlaut und nicht selten stumm. Und das ist gut so. Denn wie könnten wir so etwas gerecht beurteilen?

Amen.


Der Sabbat es für der Minsch do, nit ... Prädig op Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 08 Januar 2017, 22:23
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Der Sabbat es für der Minsch do, nit ömgedriht (Prädig op Kölsch 2017) (Mk 2, 27)

Leev Mädcher un Junge vun Maye!

Wie schön, dat mer widder all zosamme sin.
Dat Evangelium, wat ich grad vürgelesse han,
erinnert mich an der Wahlsproch vun mingem Bischof,
wie ich noch klein wor.
Der Wahlsproch dät heiße: „Vita et Pax“.
Op god Kölsch heiß dat:
„Levve un levve looße.“
Wie et ussüht, hät der Jesus och esu gedaach.
De Pharisäer, die sich domols pflichgemäß
övver klein Sabbatschänder opräge däte,
kommenteet der Jesus mit dem Wood:
„Der Sabbat es för der Minsch do!“
Dat es doch en gode Levvensenstellung.
Han ich nit Rääch?

Unsere gode Paps Franziskus denk wohl genau esu.
Hä sök nämlich noh enem Wäg,
geschiedene Paare neu Perspektive för en neu Ih zo gevve.
Ävver dat im Momang gültige Kirchenrääch lööt dat nit zo.
Un so es dat denne kleine wie denne große Phärisäer,
die et jo hügg en der Kirch zo Basch git, Wasser op de Müll,
öm der Paps zo kretiseere.
Zo denne gehööt och der Kölner Ex-Erzbischof Kardinal Meisner
un e paar andere Kardinäle em Ruhestand:
alles Besserwisser, die gään en et Fettdöppe tredde.
Woröm säht der Paps nit einfach:
„Die Ihr es för der Minsch do. Basta!“
un lööt en zweite Ih zo?
Han ich nit Rääsch?

Dann bröht der Paps de gescheiterte Ih nit für nichtig zo erkläre,
nä, hä deit se einfach oplöse.
Künne kann hä dat. Und dat hä dat kenn!
Immerhin es hä doch der Paps.
Han ich nit Rääch?

Un üvverhaup:
Wat es dat för en Aat,
e Kirchenmitglied, dat sing Kirchenstüür bezahlt,
von der Kommunion uszuschleeße,
nor weil et met de Kirch nit einer Meinung es?
Wä berapp, hätt och Aansprüch!
Han ich nit Rääsch?

God, plausibel wör jo villeich die Regelung:
Wä kein Kommunion krigge kann,
bruch och kein Kirchenstüür zo berappe.
Brudnüdig hät de Kirch de Nüssele jo nit!
Han ich nit Rääch?

Wat mich en letzter Zigg bewäg hät:
Noh dem Terroranschlag om Berliner Weihnachtsmaat
gov et en der Gedächniskirch ene ökumenische Goddesdeens.
De Ökumene bestund do nit nor us de Chresteminsche,
näh, alle andere Religione, die en Berlin vertrodde sin,
woren ebenfalls dobei.
En der Nut woren se all noh zosammegeröck.
Do es mir klor gewoode:
Der eine Herrgodd es för se all do.
Han ich nit Rääch?

Leev Lück, dot god op üch oppasse!
Blievt gesund un maht üch Freud,
denn et Levve duurt kein Ewigkeit.
Mayoh!


Dot üch zo jeder Zigg freue! (1Thess 5, 16-22) Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 08 Januar 2017, 22:22
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Der hillige Paulus säht:
Dot üch zo jeder Zigg freue!
Dot bedde ohne opzehüre!
Dankt för alles,
denn dat well der Herrgodd vun üch,
die ehr dem Christus Jesus gehürt.
Löscht der Geist nit us!
Dot der Kall von der Prophete nit verachte!
Pröft alles un behald dat Gode!
Goht dem Schlächte, egal wie et op üch aankütt, us dem Wäg!

Su wigg de hillige Wööd.
(Dank sei Gott)


Der Sabbat es für der Minsch do, nit ömgedriht Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 08 Januar 2017, 22:22
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Der Sabbat es für der Minsch do, nit ömgedriht (Mk 2, 23-28)

Us dem Evangelium nohm Markus.
An enem Sabbat ging der Jesus üvver de Koonfelder,
un ungerwägs däte sing Jüngere Ihre avrieße.
Do sahten de Pharisäer för in:
Luur die aan, wat die dun!
Dat es doch am Sabbat verbodde.
Hä dät antwoode:
Hat ehr nit gelese, wat der David gedon hät,
wie hä un sing Begleiter Hunger ligge däte
un nix zum Müffele do wor?
…un wie hä zo Zigge vum Huhepriester Abjatar
en et Goddeshuus ging un de hillige Brude oß,
die keiner esse durf usser de Priestere
un hä och singer Begleiter jet dovun gov?
Un der Jesus saht wigger:
Der Sabbat es för der Minsch do,
nit der Minsch för der Sabbat.
Doröm es der Minschesonn och Häär üver der Sabbat.

Evangelium vun unserem Häär Jesus Chrestus.
(Lob sei dir, Christus)


Das Rettungsboot und die Krippe Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 11 Dezember 2016, 20:28
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Das Rettungsboot und die Krippe (Weihnachtspredigt 2016)

Liebe Christen!

In den vergangenen zwei Jahren sind bekanntlich viele Flüchtlinge in unser Land gekommen. Hunderttausende kamen in überfüllten und kaum seetauglichen Booten über das Mittelmeer Richtung Europa. In den Medien konnte man fast täglich lesen von gekenterten Booten und ertrunkenen Menschen. Man nennt die Zahl 3800 allein für dieses Jahr. Das Boot, das eigentlich ein Symbol für Rettung und Hoffnung ist, wurde zugleich auch zum Mahnmal für den Untergang. Ein solches Boot diente am Fronleichnamsfest dieses Jahres dem Kölner Kardinal Rainer Maria Wölki auf der Domplatte als Altar bei einem Gottesdienst unter freiem Himmel. Später wurde das symbolträchtige Boot im Kölner Dom ausgestellt. Zu Weihnachten – so berichtete der Kölner Stadtanzeiger – wird dieses Boot in St. Maria in Lyskirchen im Kölner Hafengebiet die Krippe aufnehmen. Das Besondere an dieser Krippe ist, dass sie eine Milieukrippe ist mit Figuren aus dem kölschen Milieu vornehmlich des 19. Jahrhunderts. In diesem Jahr soll mit dem Boot an der Krippe auch an die menschliche Tragödie, die sich derzeit im Mittelmeer abspielt, erinnert werden. Es wird sich lohnen bei einem Köln-Besuch in der Weihnachtszeit sich diese Krippe anzuschauen. Sie ist wie eine Übersetzung der Weihnachtsbotschaft in unsere heutige Zeit. Die Botschaft lautet auf einen kurzen Nenner gebracht: Gott wird Mensch für alle, weil er alle Menschen liebt.
Wenn man das Boot sieht, stellt sich einem die Frage: Wer steigt in so ein Boot? Es sind Menschen, die sich in Sicherheit bringen wollen. Die Einen sind politisch Verfolgte, andere haben Angst, im Bürgerkrieg getötet zu werden, wieder andere haben einfach Hunger und entbehren das Lebensnotwendigste. Vor allem junge Leute wissen, dass es in anderen Ländern dieser Erde mehr Lebenschancen gibt. Und so machen sie sich einfach auf den Weg. Sie überlegen nicht lange, ob sie asylberechtigt sind oder nicht, sie brechen einfach auf und haben die Hoffnung oder auch Illusion, dass alles gut geht. Sie wollen leben, mehr nicht. - In der Menschheitsgeschichte hat es immer wieder solche Fluchtbewegungen gegeben. Die Geschichtsbücher nennen das Völkerwanderungen und erwähnen dabei selten die hintergründige Not und Motivation. Auch das Volk Israel hat nach der Schilderung des Alten Testaments des öfteren solche Vertreibungen und Wanderungen erlebt – immer in der Hoffnung, irgendwann das gelobte Land zu erreichen. Und Gott selbst hat sie auf diesen Wegen begleitet, beschützt und gestärkt. In dieser Perspektive muss man wohl auch die Menschwerdung Gottes in der Person Jesu sehen. Sie ist ein Akt des Entgegenkommens gegenüber den Menschen, die aufbrechen, um ihr Heil zu suchen. Denn das Verlangen nach einer besseren Welt bricht sich immer wieder neue Bahnen. Ein Jeder ist davon überzeugt, dass die Güter dieser Erde allen Menschen gehören. Und das ist ja wohl auch richtig so. Natürlich hat es damals wie heute Probleme gegeben sowohl auf Seiten der Flüchtenden und Zuflucht Suchenden als auch auf Seiten derer, die um Gastfreundschaft oder Hilfe gebeten werden. Reibungslos geht so etwas nicht vor sich.
Ich darf noch einmal an das Boot erinnern, von dem ich anfangs sprach und das an der Krippe in Köln in St. Marien in Lyskirchen seinen Platz gefunden hat. Das erinnert mich an das alte Weihnachtslied „Es kommt ein Schiff geladen….“. Der Text spricht von dem großen Geschenk Gottes, dem menschgewordenen Sohn, der mit diesem Schiff unter uns ankommt. „Das Segel ist die Liebe, der Heilge Geist der Mast“. In dieses Schiff sind auch wir – bildlich gesprochen – mit der Taufe eingestiegen. Und nun klammern sich noch so viele andere Menschen (Fremde) an dieses Boot und wollen mit uns in eine bessere Welt segeln. Und plötzlich werden wir über alle Religionsgrenzen hinweg zu Reise- und Lebensgefährten. Das ist eigentlich eine großartige Sache. – Wenn wir doch nur nicht so kleinkariert an unseren eigenen Kram denken würden. Mit uns im Boot sitzt Jesus, und der große Gott gibt diesem Boot Geleit. Was kann uns da eigentlich noch passieren?
Feiern Sie mit viel Zuversicht Weihnachten und gehen Sie mit viel Hoffnung ins neue Jahr!

Ich wünsche Ihnen von Herzen frohe Festtage.

Advent und das Warten Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 11 Dezember 2016, 20:28
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Liebe Christen!

Der Advent ist in diesem Jahr so lang wie selten: volle vier Wochen, und heute ist Halbzeit. Advent ist die Zeit des Wartens. Als ich Kind war, habe ich mich immer auf das Ende dieser Wartezeit gefreut. Denn dann kommt Weihnachten, das Fest mit den vielen Geschenken für uns Kinder. Ich erinnere mich noch sehr genau, wie ich als Kind im Kindergartenalter eines Tages die Zeit des Abwartens auf meine Weise verkürzt habe. Ich legte mich auf den Bauch vor die verschlossene Wohnzimmertür. Die Unterkante der Tür schloss nicht blickdicht mit den welligen Holzdielen des Wohnzimmerbodens, sondern gab durch einen winzigen Spalt den Blick auf den Wohnzimmerboden frei. Und da stand er: der kleine rot angestrichene Zug aus Holz, mein großer Wunsch vom weihnachtlichen Wunschzettel. Mit überschwänglicher Freude stürmte ich zu meinen Eltern und erzählte, was ich entdeckt hatte. Aber leider teilten die meine Freude nicht. Sie schauten sich gegenseitig an und mussten sich eingestehen, dass da etwas falsch gelaufen war. – Solche Erlebnisse vergisst man nie.
Ob wir nun Kind sind oder erwachsen oder schon alt, wir alle kennen das Warten. Kinder können es manchmal nicht abwarten, bis Erwachsene ihre leichtfertig gegebenen Versprechen endlich einlösen; junge Frauen warten oft monate- oder jahrelang auf den ersehnten Heiratsantrag ihres Freundes; der Examenskandidat wartet mit Ungeduld auf den Bescheid, dass er sein Examen bestanden hat; und Oma wartet und wartet, dass endlich einer kommt und sich um sie kümmert. So warten wir eigentlich das ganze Leben lang immer auf irgendetwas: dass es eintreten möge oder eben nicht, dass irgendetwas gelinge oder dass irgendein glücklicher Zufall das Leben endlich in neue Bahnen bringe. Das Warten kommt an kein Ende.
In der Kirche gibt es im Ablauf des Jahres eigentlich zwei bewusste Wartezeiten: den Advent als Warten auf Weihnachten und die Fastenzeit als Warten auf Ostern. Es sieht so aus, als würden diese Wartezeiten Punkt um nach Ablauf einer bestimmten Anzahl von Tagen vorbei sein. Man braucht das Warten nur auszuhalten und dann ist das Erwartete plötzlich da mit allen Überraschungen, die so ein Fest bietet: von der Kulinarik angefangen über die Mode, die zur neuen Jahreszeit gehört bis hin zur Jubelliturgie in der Kirche, die alle Traurigkeit übertönt und wegschwemmt.
Doch so leicht und oberflächlich ist das mit dem Warten nicht. Wie viele Hoffnungen und Erwartungen gibt es bei den Menschen, die sich nie erfüllen? – ein ganzes Leben lang nicht. Die Festtagsfreude ist manchmal eine nur gespielte und keineswegs immer eine reale; man freut sich eben, weil das so erwartet wird und macht einfach eine gute Miene zum bösen Spiel – auch wenn es einem innerlich gar nicht zum Lachen oder Freuen zumute ist. Die Unerfüllbarkeit unserer zutiefst eingepflanzten Sehnsucht nach Glück, Geborgenheit und Lebensfülle wird uns in solchen Augenblicken bewusst. Es gibt nicht den Himmel auf Erden. Der Himmel bleibt eine Verheißung für die Ewigkeit. Und genau das haben die frühen Christen erfahren nach dem Tod Jesu, der ihnen als Freund und Bruder zur Seite gestanden hatte. Als Jesus weg war, fühlten sich die Jünger verwaist. Sie glaubten an die Wiederkunft Christi, und zwar in unmittelbarer Zukunft, aber diese Wiederkunft blieb aus – bis heute. Und so warten wir weiter – über die Jahre weg, über jede neue Advents- und Fastenzeit hinweg, bis der Tod uns jener Vollendung zuführt, die Gott selber ist. Erst damit kommt unser Warten ans Ziel.
Es gibt Menschen, die kennen das Warten sehr wohl, aber sie haben den Glauben an etwas, das nach dem Tod kommen könnte, längst aufgegeben. Sie begnügen sich mit den gesellschaftlich akzeptierten Wartezeiten, an deren Ende meist ein Fest, eine Prämie, ein Bonus oder sonst ein Kick steht (und wenn es nur ein Feuerwerk ist). Religion spielt da dann keine Rolle mehr. Religion hat nämlich grundsätzlich etwas über jene Zukunft zu sagen, die den Tod überschreitet („transzendiert“). Religion ist wie das Gedächtnis der Menschheit. Und diesem Gedächtnis mit Nicht-Achtung zu begegnen oder es einfach zu leugnen, ist, als würde man einen blinden Fleck als Segen bezeichnen. - Ich könnte das nicht.
Und was sagt unsere Religion über das Ende des Lebens, über unser Lebensziel und über das, was uns am Ende erwartet? Am Ende steht Gott, der uns erwartet. In ihm kommt all unser Sehnen, Hoffen, Lieben, Warten und Erwarten an ein Ende – wie Augustinus sagt: “Unruhig ist unser Herz, bis es ruhet in dir.“ Möge uns diese Unruhe nach Gott erhalten bleiben.

Amen.

Das Sakrament der Ehe Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 18 September 2016, 20:23
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Liebe Christen!

Heute möchte ich über das siebte und damit letzte Sakrament sprechen: das Sakrament der Ehe. Wenn der Bräutigam seine Braut beim Namen nennt und sagt: „Ich nehme dich an als meine Frau und verspreche dir die Treue in guten und in bösen Tagen, in Gesundheit und in Krankheit. Ich will dich lieben, achten und ehren, solange ich lebe.“ Und wenn dann anschließend die Braut zu ihrem Mann den entsprechenden Text sagt, dann haben sich die beiden das Sakrament der Ehe gespendet, und der Priester bzw. Diakon kann die Bestätigung der Eheschließung aussprechen und dokumentieren. Also nicht der Priester oder Diakon ist Spender des Sakramentes, sondern die Eheleute sind es selbst. Und mit der Spendung ist nicht alles vorbei, sondern beginnt alles erst und dauert bis zum Lebensende. Die gesamte Ehe ist das Sakrament, nicht nur die Eheschließung.
Für mich als Priester ist unter allen Sakramenten, für die ich zuständig bin, die Ehe das schönste Ritual. Warum? Hier habe ich es in der Regel zu tun mit jungen Menschen, die im Saft des Lebens stehen, den Zauber der Liebe erleben, in ihrer Sexualität eine nicht geahnte Lebensfülle erfahren und einfach glücklich sind. Die Brautzeit ist wohl die unbeschwerteste Lebenszeit. In der Tat ist die Liebe ja wie eine Goldader, die sich durchs Leben zieht und das Leben erst richtig wertvoll macht. Das möchten Brautleute feiern, - und sie möchten, dass dieses Glücksgefühl von Dauer sei. Darum bemühen sie den Dienst der Kirche, damit sie den Herrgott auf ihre Seite hole. – Manchmal muss ich da die Erwartungen schon etwas dämpfen. Aber richtig ist schon, dass in der Liebe Gott erfahren wird.
Da die Liebe als solche schon eine Wesenseigenschaft Gottes ist, ist die Lebensgemeinschaft in der Liebe der geeignete Ort, Leben zu wecken und Nachkommen ins Leben zu bringen: das ist nach katholischer Lehre angemessen für die sakramentale Lebensgemeinschaft Ehe. Das besagt jedoch nicht, dass eine Ehe, die unfruchtbar also kinderlos bleibt, deshalb ungültig oder auflösbar wäre. Auch eine von älteren Menschen geschlossene Ehe, die aus Altersgründen keine Kinder mehr hervorbringen kann, ist eine wertvolle, von gegenseitiger Liebe getragene Lebensgemeinschaft, ein heiliger Bund. Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil (1963-1965) noch war die Erzeugung und Erziehung von Kindern Hauptzweck der Ehe, während die Lebensgemeinschaft von Mann und Frau allenfalls als nachgeordneter Ehezweck angesehen wurde. Sie sehen, dass nichts bleibt, wie es war – auch nicht in der Dogmatik und kirchlichen Morallehre. Heute steht natürlich die Frage an, ob gleichgeschlechtliche Paare nicht ebenfalls kirchlich heiraten könnten oder dürfen sollten. Die evangelische Kirche hat sich in dieser Frage eindeutig zugunsten der kirchlichen Eheschließung festgelegt, während sich die katholische Kirche da noch schwer tut. Schließlich möchte sie nicht durch ein Sakrament adeln, was sie in ihrem tiefsten Innern immer noch als pervers und schwer sündhaft ansieht. Hier ist auf breiter Front noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten und viel zu diskutieren. Die Hardliner christlicher Moral übersehen oft, dass kein Homosexueller sich seine sexuelle Orientierung ausgesucht oder gewählt hat.
Ein weiterer Diskussionspunkt im großen Thema Ehesakrament ist die erneute kirchliche Trauung Geschiedener und damit auch verbunden die Wiederzulassung zu den Sakramenten der Buße und der Eucharistie. Natürlich steht dem das einmal gegebene Eheversprechen „bis der Tod euch scheidet“ entgegen. Doch was soll eigentlich die Verkündigung der Barmherzigkeit Gottes, wenn sie im entscheidenden Augenblick kirchlich verweigert wird?
Papst Franziskus hat in diese Fragestellungen Bewegung gebracht. Aber leider haben die Bischöfe den Ball, den ihnen ihr Chef zugespielt hat, nicht angenommen. Sie mögen oder können nicht selbständig spielen. Deshalb gehörten sie eigentlich auf die Zuschauertribüne und nicht aufs Spielfeld.

Amen.

Das Sakrament der Krankensalbung Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 06 September 2016, 19:54
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Liebe Christen!

Ich hatte mir vorgenommen, mal sukzessive über die sieben Sakramente zu predigen. Ich bin inzwischen bei Nr. 5 angekommen. Ich werde also über das Sakrament der Krankensalbung sprechen.

Der biblische Text, von dem dieses Sakrament abgeleitet wird: Jak5,14-16

Ist einer von euch krank, dann rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich. Sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Das gläubige Gebet wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten; wenn er Sünden begangen hat, werden sie ihm vergeben. Darum bekennt einander eure Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet. Viel vermag das inständige Gebet eines Gerechten.


Um gleich einem Missverständnis vorzubeugen: Wer krank ist, muss zum Arzt gehen. Die Krankensalbung ist kein Ersatz für ärztliche Hilfe und will es nicht sein. Trotzdem liegt in der Salbung mit Öl – Öl war früher eine Art Medizin und heute noch Grundsubstanz aller Salben – eine große Symbolik. Die Krankensalbung erinnert den Kranken in seiner Gesundheitskrise daran, dass er Jesus, dem Gesalbten Gottes, besonders nahe ist. Denn Jesus Christus heißt: Jesus ist der Gesalbte. Diesem Christus ist der Kranke nun besonders nahe. Wie denn? Vielleicht im Leiden oder sogar im Sterben. Leiden und Sterben Jesu wurde in der frühen Kirche immer zugleich mit der Auferstehung zusammen gedacht und im Bekenntnis zusammen gebracht. „Gekreuzigt, gestorben und begraben,…auferstanden am dritten Tage.“ Mit dem dritten Tag nach dem endgültigen Aus des Erdenlebens beginnt die Heilszeit, die Auferstehung. Sie lässt plötzlich das ganze Leid und den Tod in einem neuen Licht erscheinen. – Zugegeben: der Glaube an die Auferstehung ist für uns heute nicht mehr so selbstverständlich wie den Gläubigen damals. Dennoch hängt an ihm der Zugang zu diesem Sakrament.
Interessant ist, dass die evangelische Kirche, die in der Reformation die Krankensalbung als Sakrament vehement abgelehnt hatte, heute ganz andere Töne verlauten lässt. In ihrem Buch „Liebe in der Moderne“ kommt die evangelische Theologin Isolde Karle in einem ausführlichen Kapitel über Körperlichkeit auf Salbungsgottesdienste für Kranke zu sprechen. Das ist ein Trend in der modernen evangelischen Pastoral. Die Autorin, die sich auf besagte Stelle im Jakobusbrief beruft, sagt: „Genau das soll im Salbungsgottesdienst geschehen: Für die Kranken und Belasteten wird gebetet und sie werden individuell ….gesegnet und gesalbt. ….In der Regel wird der Name des oder der Betroffenen erfragt, dann wird er oder sie mit einem Segensspruch mit Öl gesalbt. Teilweise werden die Hände aufgelegt. Die Betroffenen erleben diesen Moment als sehr persönlich. Sie werden aus der Masse herausgehoben, mit ihrem Namen angesprochen und fühlen sich durch die Einbeziehung ihres Körpers direkt und unmittelbar gemeint. Sie werden sowohl körperlich als auch seelisch berührt. Sie werden tief und nicht flach adressiert und dies einerseits dadurch, dass sich die Salbungsgottesdienste nicht nur auf die Seele, sondern auch auf den (kranken) Körper beziehen und andererseits dadurch, dass sie den Körper als Medium der Kommunikation (in der Salbung) nutzen und miteinbeziehen“ (S. 63f.). – Ich denke, dass diese neue Praxis der Salbung kranker Menschen in der evangelischen Kirche dem katholischen Sakrament der Krankensalbung sehr ähnlich ist und dass im ökumenischen Gespräch eine Annäherung wenn nicht Verständigung möglich sein müsste.
Natürlich gibt es auch in der katholischen Kirche den Trend, Gottesdienste für ältere Menschen zu halten, wo dann alle, unabhängig von der gesundheitlichen Verfassung, die Krankensalbung empfangen können. Ich persönlich mag das nicht. Da kann man schnell den Eindruck gewinnen, dass der Priester ein Sakrament, dessen Spendung meist den geplanten Tagesablauf stört, in die ordentliche Seelsorge integrieren möchte. Für die Krankensalbung bedarf es des wirklich kranken Menschen. Das ist nicht automatisch jeder alte Mensch. Nicht umsonst hat man früher die Krankensalbung als „letzte Ölung“ bezeichnet
Vielleicht sollte ich am Ende sagen, wie das Sakrament der Krankensalbung denn gespendet wird. Der Priester legt schweigend die Hände auf den Kopf des Kranken. Anschließend salbt er die Stirn und die Hände mit geweihtem Öl und spricht: bei der Salbung der Stirn: „Durch diese heilige Salbung helfe dir der Herr in seinem reichen Erbarmen, er stehe dir bei mit der Kraft des Heiligen Geistes.“ – bei der Salbung der Hände: „Der Herr, der dich von Sünden befreit, rette dich, in seiner Gnade richte er dich auf. Amen.“
Das Ritual ist einfach und trotzdem eindrücklich. Es tut nicht weh, aber in aller Regel gut.

Amen.

Das Sakrament der Weihe Geschrieben von: Weber
Geschrieben am: 06 September 2016, 19:52
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Liebe Christen!

In meiner Predigtreihe über die sieben Sakramente komme ich nun zum Sakrament der Weihe. Geweiht werden diejenigen, die sich in besonderer Weise für die Weitergabe des Glaubens und den Vollzug der Liturgie in der Kirche engagieren wollen. Die Weihe wurde früher (noch als ich auf dem Weg war, Priester zu werden) in acht Stufen erteilt, seit der Liturgiereform 1973 sind es nur noch drei: die Diakonenweihe, die Priesterweihe und die Bischofsweihe. Weggefallen sind die sogenannten niederen Weihen: der Ostiarier (Türhüter), der Lektor (Vorleser), der Exorzist (Teufelsaustreiber), der Akolyth (Lichtträger), der Subdiakon (Helfer des Diakons) Wer geweiht werden will, muss in jedem Fall männlichen Geschlechts sein, und ab der Priesterweihe muss er sich zur Einhaltung des Zölibats verpflichten. So war es immer in der Kirche, wird behauptet. Ob es tatsächlich immer so war, haben die Kirchenhistoriker zu klären, und ob es immer so bleiben muss, ist eine Frage des Reformwillens der Kirchenleitung. In jedem Fall ist sicher, dass die Kirche seit ihren Anfängen stets darauf geachtet hat, dass die Nachfolge im Amt nach strengem Reglement vor sich ging.

Die Weihen werden immer vom Bischof vorgenommen. Der Diakon, der mal zum Priester geweiht werden will, muss schon vor der Weihe zum Diakon sich zum Zölibat verpflichten. Ein Diakon, der zeitlebens Diakon bleiben will, darf vor der Weihe heiraten, nach der Weihe nicht mehr. Eine plausible Begründung für diese Einschränkung nach der Weihe gibt es nicht. Der Diakon darf Wortgottesdienste halten und darin auch predigen, er darf taufen, trauen und beerdigen und Hilfsdienste bei der Feier der Eucharistie leisten. Zur Zeit dürfen noch keine Frauen zu Diakoninnen geweiht werden, obwohl Papst Franziskus selbst den Anstoß zu einer Öffnung dieser Weihestufe für Frauen gegeben hat. Offensichtlich findet der Papst unter den Bischöfen und Kardinälen dafür keine Zustimmung. Es ist in meinen Augen auch verständlich, dass, wenn man –zig Jahre im Gehorsam zum Papst untertänigst die theologische Unmöglichkeit der Frauenordination behauptet und (wie auch immer) begründet hat, ein Umdenken jetzt Kopfweh bereitet. Das Gleiche gilt übrigens auch von der Priesterweihe der Frau. Aber da ist Papst Franziskus auch noch nicht weiter als seine Vorgänger.

Ich sagte vorhin, dass die Kirche seit ihren Anfängen die Weitergabe des Amtes immer einem strengen Reglement unterworfen hat, doch ist die Behauptung, dass die bis heute geübte Form der Amtsweitergabe göttlichen Rechts wäre, eine Behauptung, die sich nur schwer plausibel begründen lässt. Richtig ist, dass man das früher so gemacht hat: also nur Männer geweiht hat und Frauen von allen Ämtern fern gehalten hat, aber das könnte genauso gut geändert werden. Und Zölibat, also Ehelosigkeit, kann auf freiwilliger Basis sicher eine mögliche und sinnvolle Lebensgestaltung sein, ist aber heute wohl keine sinnvolle Bedingung mehr für die Übertragung eines kirchlichen Amtes. Ich denke, dass Uneinsichtigkeit mit der Zeit das Problem des Priestermangels von alleine löst: es gibt dann keine mehr.
Bereits das Zweite Vatikanische Konzil hatte eine Spur gelegt, wie man aus der Krise des Amtes herausfinden könnte. Steht doch im 1. Petrusbrief (2,9) der wunderschöne Satz: „Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.“ Es ist die großartige Idee vom allgemeinen Priestertum aller Getauften. Diese Idee findet sich im Kapitel „Lumen gentium“ des II. Vatikanums. Neben dem besonderen Priestertum gibt es das allgemeine Priestertum, nicht als Gegensätze verstanden, sondern als komplementäre Struktur. Im Klartext heißt das, dass viele Funktionen, die bislang dem geweihten Priester vorbehalten waren, zukünftig wohl auch von Nichtgeweihten, aber Getauften ausgeführt werden. Wir stehen vor großen Umbrüchen. Und nur wer bereit ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen und entsprechend auch umzudenken, wird der Kirche einen wirklichen Dienst erweisen und natürlich auch den Menschen.

Amen.

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